Darum ist Workation eine gute Alternative zum Sabbatical
Das Interesse an Angeboten für berufliche Auszeiten, beispielsweise in Form von Sabbatical und Workation, steigt von Jahr zu Jahr, wie ein Blick auf die Google-Suchanfragen zeigt. Eine Untersuchung mit dem Analyse-Tool Semrush zeigt, dass sich die kombinierte Anzahl der Suchen für die Begriffe „Sabbatical“ und „Sabbatjahr“ zwischen 2017 und 2022 um 66 Prozent erhöhten. Das prozentuale Wachstum für die Begriffe „Workation“ und „Arbeitsurlaub“ beträgt im selben Zeitraum sogar 1.529 Prozent.
Hohe Nachfrage nach Workation
Die Sabbatical-Planung stellt viele Arbeitnehmenden jedoch vor große Hürden: Vor der Planung des Sabbaticals stehen oftmals zwei große Fragen im Raum: Lässt mein Arbeitgeber ein Sabbatical überhaupt zu und kann ich mir die Auszeit überhaupt leisten? In einer Umfrage von Sabbatjahr.org. gaben alle 531 Befragten an, dass sie das Konzept Sabbatical mit finanziellen Sorgen verbinden. Finanzielle Ängste drehen sich vor allem darum, aufgrund der Gehaltseinbußen nicht alle Ausgaben decken zu können. Hinzu kommt die Bangnis um laufende Kredite oder Fixkosten wie Mieten und Versicherungen. Mehr als 54 Prozent der Befragten fürchten zudem Konflikte im Beruf.
Grafik: Tui Workation Index
Workation: Alternative mit finanzieller Sicherheit
In Zeiten von Ungewissheit, Krisen und Inflation wollen die wenigsten ihren sicheren Job aufgeben. Ebenfalls sind die finanziellen Unsicherheiten während eines Sabbaticals nicht von der Hand zu weisen. Daher gewinnt ein neues Arbeitsmodell an Relevanz, das Flexibilität und Sicherheit sowie Auszeit und Arbeit vereint: Workation.
Das Kofferwort Workation setzt sich aus den englischen Begriffen Work und Vacation zusammen. Was sich auf den ersten Blick widerspricht, ist dank fortschreitender Digitalisierung in immer mehr Branchen möglich. Es handelt sich um eine bewusste, geplante und vorab beidseitig kommunizierte Vereinigung aus Job im Heimatland und Urlaub im Ausland, sozusagen Remote Working auf Reisen. Die Dauer kann variieren: Von wenigen Tagen bis mehreren Monaten gibt es viele Zwischenlängen.
Der ideale Mittelweg für Weniger-Risikofreudige? Laut Babbel würden 76 Prozent der Deutschen eine Workation in Anspruch nehmen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Zwei Drittel glauben sogar, auf einer Workation produktiver zu sein. Ihre Beweggründe sind breit gefächert: Die größte Motivation liegt mit Abstand in den positiven Auswirkungen auf die Work-Life-Balance. Über die Hälfte der Befragten will in der Workation außerdem dem deutschen Wetter entfliehen – gerade in den kalten Wintermonaten tun es viele Deutsche den Zugvögeln gleich und tauschen ihre Heimat gegen wärmere Gefilde.
Grafik: Tui Workation Index
New Work kein Benefit mehr, sondern Grundvoraussetzung
Während der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen ihren Mitarbeitern Teil-Homeoffice bzw. sogar komplett Remote Work ermöglicht, um den Betrieb trotz geltender Bestimmungen am Laufen zu halten. Und es hat funktioniert. Laut der Flexible-Working-Studie von Deloitte ist in 80 Prozent der Unternehmen Homeoffice in mehr Jobs bzw. Funktionsbereichen möglich als vor der Pandemie.
Von zu Hause arbeiten: Gut. Von jedem beliebigen Ort auf der Welt arbeiten: Besser. Die Erwartungen und Anforderungen seitens der Arbeitnehmenden haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. 93 Prozent der befragten Bewerber gaben an, dass ihre Erwartungen an ortsunabhängiges Arbeiten gestiegen sind. Auch die Google-Suchanfragen für den Begriff „Remote Work“ haben sich laut Semrush allein in Deutschland zu Beginn der Pandemie versechsfacht. Es wird deutlich: Für New-Work-Affine steht eine gesunde Work-Life-Balance im Vordergrund, moderne Arbeitsmodelle sind für sie in der Job-Wahl kein Benefit, sondern Grundvoraussetzung.
New Work (dt.: neue Arbeit) bezeichnet ein neues, von der Globalisierung und Digitalisierung geprägtes Verständnis von Arbeit. Geld und Status stellen für New Worker längst nicht mehr die einzig wahren Motivatoren dar. Stattdessen bilden Freiheit und Selbstständigkeit die zentralen Werte der neuen Arbeitswelt. „Digital Nomads“ reisen teilweise sogar ohne festen Wohnsitz oftmals über Jahre von Ort zu Ort, den Laptop immer im Gepäck.
Ranking der besten Workation-Destinationen
Schon früh am Morgen entspannt auf einer Terrasse mit Meerblick liegen, angenehm durchbricht eine sanfte Brise die tropische Luft. Jetzt den Laptop aufklappen und die ersten Mails checken – eine wunderbare Vorstellung für die Workation, oder? Aber was, wenn das Internet noch vor dem ersten Online-Meeting versagt? Denn nicht jedes Land verfügt über eine flächendeckende Breitbandversorgung. Wer beispielsweise eine Workation in Indonesien (durchschnittlich 23 Mbit/s) oder auf den Philippinen (27 Mbit/s) plant, sollte mit langsamen und weniger stabilen Verbindungen rechnen.
In dem TUI Workation Index (TWI) haben wir 85 Länder miteinander verglichen, um auf Basis von neun Kriterien herauszufinden, in welchen 60 Ländern Digital Nomads die besten Remote-Work-Bedingungen vorfinden. Unter den Kriterien befinden sich neben den durchschnittlichen Übertragungsraten für Breitband- und mobiles Internet ebenfalls u. a. der Global Acceptance Index, der Global Peace Index sowie eine Übersicht über die durchschnittlichen Mietpreise.
Arbeitnehmende aus Deutschland benötigen innerhalb der EU kein Visum für eine Workation. In Nicht-EU-Ländern gelten jedoch individuelle Bestimmungen, die es vor der Planung zu prüfen gilt. Einige Länder bieten beispielsweise kein Working-Holiday-Visum an.
Nicht nur die verfügbare Internetgeschwindigkeit ist ein ausschlaggebender Faktor für die Wahl der idealen Destination. Um finanzielle Engpässe zu vermeiden, gilt es zu bedenken, dass die durchschnittlichen Mietpreise im Urlaubsparadies nicht zwangsläufig den heimischen entsprechen, jedoch von demselben Gehalt gedeckt werden müssen.
Die Workation in bitterer Kälte verbringen – das können sich nur wenige vorstellen. Umso wichtiger ist es, auch die klimatischen Voraussetzungen der Wunschdestination im Blick zu haben. Während Thailand Sonnenanbeter mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von knapp 27 Grad Celsius lockt, lohnt sich eine Workation in Dänemark (knapp 9 Grad Celsius im Jahresdurchschnitt) für viele eher nur in den Sommermonaten.
Um sich an einem Ort über längere Zeit wohlfühlen zu können, spielen nicht zuletzt das soziale Umfeld und das allgemeine Wohlbefinden der Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Der Happiness Index eines Landes spiegelt dies anschaulich wider, während die LGBTQIA+ Akzeptanz einen sehr guten Eindruck über die Offenheit und Diversität des Zielortes vermittelt.
Workation als Sparmodell
Während Gap Years und Sabbaticals oft mit finanziellen Sorgen verbunden sind, fließt während einer Workation weiterhin regelmäßig das Gehalt aufs Konto. Und doch: Die hohen Lebenshaltungskosten einiger Länder können selbst Gutverdiener in die Bredouille bringen, wenn sie ihren Lebensstandard nicht entsprechend anpassen. Wer sich samt Laptop in der Sonne aalen, die Welt entdecken und dabei auch noch sparen möchte, sollte zunächst einmal seinen Zielort mit Bedacht wählen. Doch auch andere Maßnahmen können dazu beitragen, den Geldbeutel zu entlasten.
Die Heizkosten steigen in ungeahnte und noch nicht abschätzbare Höhen – ein Umstand, der bei vielen Deutschen Ängste und Sorgen vor dem kalten Winter geweckt hat. Der Gedanke liegt also nah: Warum nicht gleich die kalten Monate im warmen Süden verbringen? Aber ist das realistisch? Wie viele Deutsche möchten in den kalten Monaten von wärmeren Gefilden aus arbeiten?
„Mit den neuen Möglichkeiten des Homeoffice und flexiblen Arbeitszeitmodellen hat der Trend Workation eine ganz neue Klientel geschaffen. Alles in allem könnte das Segment der Langzeit- und Workation-Urlauber bei uns schon bald die Schwelle von 100.000 überschreiten.“
Stefan Baumert, Vorsitzender, Geschäftsführung TUI Deutschland
Flexible New-Work-Optionen wichtig für Mental Health und eine neue Generation von Arbeitnehmenden
Die Arbeit am heimischen Schreibtisch oder in immer demselben Büro klingt im Rahmen von New Work wenig reizvoll. Globalisierung, Digitalisierung sowie das Umdenken während der Corona-Pandemie haben sowohl bei Arbeitnehmenden als auch Arbeitgebenden zu einem Umdenken geführt. Neue Wege in puncto Selbstständigkeit und Flexibilität sind notwendig, um langfristig Arbeitnehmende an das Unternehmen zu binden. Eine gute Work-Life-Balance zu kreieren und die mentale Gesundheit zu stärken, nimmt in der neuen Arbeitswelt einen hohen Stellenwert ein. Individuelle Homeoffice- bzw. Remote-Work-Regelungen sowie Angebote für Workations und Sabbaticals gelten für einen Großteil der Bewerber inzwischen als entscheidendes Kriterium bei der Jobwahl, weswegen diese Optionen für Arbeitgeber ungemein wichtig im War for Talents sein können.
Eine europaweit durchgeführte Umfrage des HR-Dienstleisters SD Worx zeigt: Mehr als 80 Prozent der Werktätigen erleben mindestens einmal pro Monat stressige oder psychisch belastende Situationen in ihrem Arbeitsumfeld. Insbesondere in diesen Momenten entstehen Sehnsüchte und Fernweh: Einmal alle Sorgen hinter sich lassen und den nächsten Flug buchen, um sich eine Auszeit zu gönnen.
Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Sabbatical oder Workation. Die Lösungen der modernen Arbeitswelt sind vielfältig und lassen sich in der einen oder anderen Form in vielen Unternehmen in Anspruch nehmen. Wichtig ist, dass Arbeitnehmende auf sich und ihre mentale Gesundheit achten.
Hintergrund: Auszeiten für die mentale Gesundheit
Sind die mentalen Batterien erschöpft, droht ein Burnout. Spätestens an diesem Punkt fordert der eigene Körper die dringend benötigte Pause ein. Der aktuelle „Psychreport“ der DAK zeigt: Im Jahr 2021 kamen auf 100 Versicherte 267 Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen wie dem Burnout-Syndrom – der bisherige Höchststand.
Was viele Workaholics zudem unterschätzen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind laut DAK-Gesundheitsreport 2022 die mit rund 340.000 Fällen jährlich häufigsten Todesursachen in Deutschland. Und ja, auch sie werden durch psychische Faktoren begünstigt. Fast jede*r fünfte deutsche Arbeitnehmer*in leidet unter mindestens einem psychischen Risikofaktor. Das bedeutet: 8,6 Millionen Erwerbstätige in Deutschland haben aufgrund von psychischen Erkrankungen oder arbeitsbedingtem Stress ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte. Zusätzlich erhöht psychischer Stress die Anfälligkeit für andere Risikofaktoren.
„Stress führt zu ungesundem Essverhalten und Übergewicht. Auch der Nikotinkonsum bei Raucherinnen und Rauchern steigt unter Stress. Insofern beeinflusst der Stress auch die anderen negativen Risikofaktoren. Stress spielt aber auch als unabhängiger Risikofaktor eine Rolle. Zeiten der Achtsamkeit und der bewussten Entspannung können so zur Prävention beitragen.“
Dr. Tobias Graf, Ärztlicher Leiter Interdisziplinäre Konservative Intensivmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein im DAK-Gesundheitsreport
Der Pandemie-Effekt: (Online-)Interesse an Sabbaticals und Workations wächst rasant
Angebote zur Gesundheitsförderung bereitzustellen, ist noch immer kein Standard für viele deutsche Arbeitgeber. Gerade einmal 41 Prozent der Beschäftigten mit erhöhtem Herzinfarktrisiko erhalten laut DAK ein solches. Die Verantwortung für präventive Maßnahmen zur Entschleunigung übernehmen viele Arbeitnehmende selbst. Die Pandemie spielt dabei eine maßgebliche Rolle, denn durch sie wurden Arbeitende zusätzlich für die Thematik der mentalen Gesundheit sensibilisiert. Der allgemeine Tenor – insbesondere der Generationen Y und Z – lautet: Weniger Arbeit, mehr Freizeit.
Wie eine Workation rechtssicher gelingt
Neben Homeoffice im Ausland hat sich inzwischen auch die sogenannte Workation etabliert. Immer mehr Unternehmen wollen es ihren Mitarbeitenden ermöglichen, problemlos im Ausland für sie zu arbeiten – beispielsweise im Anschluss oder in Verbindung mit einem Urlaubsaufenthalt. Doch was gut gemeint ist, hat auch seine rechtlichen Tücken.
Sorgfältige Vorbereitung durch das Personalmanagement ist wichtig, gerade weil es sich bei Workation um eine neue Arbeitsform handelt, deren rechtliche Beurteilung sich erst noch entwickeln muss.
Doch schon jetzt ist klar: Workation ist nicht gleich Workation. Je nach Dauer, Ort und Art der Tätigkeit gibt es unterschiedlichen Anspruch an das Personalmanagement. Einige Beispiel-Konstellationen stellt Auslandsexperte Omer Dotou in diesem Video vor.