Erholung im Tourismus: Branche blickt optimistisch auf Sommer
Die Reisebranche erwartet eine Erholung im Tourismus. Der Deutsche Reiseverband (DRV) erwartet, dass Reisewillige ihren aufgeschobenen Urlaub in diesem Jahr nachholen werden.
Dennoch ist die Unsicherheit groß. Die Erholung der Reisebranche mit ihren rund 10.000 Reisebüros und 2.500 Reiseveranstaltern wird noch etwas dauern. DRV-Präsident Norbert Fiebig fasst zusammen: „Das neue Jahr bleibt angesichts der weiter anhaltenden Corona-Pandemie herausfordernd für die Reisewirtschaft“.
Erholung im Tourismus im Sommer
Demnach rechnen lediglich knapp fünf Prozent der befragten Unternehmen und DRV-Mitglieder für 2022 mit einem Gesamtjahresumsatz auf Vor-Corona-Niveau. Mehrheitlich erwarten die Befragten erst im Jahr 2023 (43 Prozent) oder sogar erst im Jahr 2024 (37 Prozent) eine nachhaltige Erholung im Tourismus. An der Umfrage haben sich Mitte Dezember 550 Unternehmen der Reisewirtschaft und DRV-Mitglieder beteiligt.
Vorsichtig optimistisch zeigt sich der DRV-Präsident mit Blick auf die Neubuchungen für den Sommer 2022. „Dass der Reisewunsch für die kommenden Sommermonate vorhanden ist, zeigen die aktuellen Buchungsdaten: Über die Hälfte aller derzeit in Reisebüros und auf Online-Reiseportalen getätigten Neubuchungen entfallen bereits auf den nächsten Sommer.“
Dass der Umsatz im kommenden Sommer bereits das Vorkrisenniveau erreichen oder gar übertreffen wird, glaubt die Mehrheit der vom DRV befragen Unternehmen allerdings nicht. Lediglich zehn Prozent der Befragten erwarten einen Sommer-Umsatz auf oder über dem Vor-Corona-Jahr 2019.
Branche erachtet weitere Hilfen der Politik als existenziell
Die noch eher verhaltenen Aussichten aus der Umfrage spiegeln sich auch in den Erwartungen an die notwendigen weiteren politischen Entscheidungen. Aufgrund der nach wie vor herrschenden Unsicherheiten in Sachen Corona und der Omikron-Variante hält mit 54 Prozent die überwiegende Mehrheit der DRV-Mitglieder finanzielle Hilfen über den März 2022 hinaus für notwendig, um die wirtschaftliche Existenz zu sichern. Etwas mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen kann dies zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht genau sagen. „Die neue Bundesregierung sollte daher zeitnah, neben zielgenauen Maßnahmen die notwendigen Hilfen für die Branche nachschärfen und verlängern, wenn das notwendig sein sollte.“
Erholung im Tourismus durch Impfpflicht
„Die Reisewirtschaft sieht sich dem gesundheitlichen Schutz der Reisenden verpflichtet“, erklärt Fiebig. „Die Pandemiebekämpfung darf aber nicht zu undifferenzierten Reisebeschränkungen führen. Die getroffenen Maßnahmen müssen sinnvoll und verhältnismäßig sein.“
Knapp 60 Prozent der Unternehmen fordern laut DRV-Umfrage von der Politik, eine neuerliche Stigmatisierung des Reisens als Pandemie-Treiber zu vermeiden. In der Unternehmensumfrage des DRV äußern 78 Prozent der befragten Unternehmen ein klares Ja zur allgemeinen Impfpflicht. Lediglich 15 Prozent halten nichts von der Einführung einer Impfpflicht. „Impfen ist in Zeiten von neuen Corona-Virusvarianten noch wichtiger geworden – es ist das nach wie vor wirksamste Mittel, um sich selbst und andere zu schützen und um Freiheiten zu sichern. Mobilität und Reisen auch in der Pandemie sicher zu ermöglichen, sollte aus Sicht der Reisewirtschaft ein Ziel der neuen Bundesregierung sein“, so der DRV-Präsident.
TUI auf der Reise in Richtung schwarze Zahlen
Ein prominentes Beispiel für den langsamen, aber sicheren Aufschwung bietet die TUI Group. Nach dem Corona-Jahr 2020 schreibt diese zwar immer noch rote Zahlen. Trotzdem befindet sich die Gruppe laut den Ergebnissen des aktuellen Geschäftsjahres wieder im Aufwind. Zwischen dem 1. Oktober 2020 und 30. September 2021 konnte sich der Tourismusriese in nahezu allen Segmenten verbessern. Lediglich in einer Region fuhren die Reiseveranstaltungen, also die über TUI-eigene Reisebüros und -dienste in den entsprechenden Ländern gebuchten Reisen, weniger Gewinne als im vergangenen Geschäftsjahr ein, wie die Statista-Grafik zeigt.
Bis 2019 verzeichnete die Tourismusbranche weltweit etwa 1,5 Milliarden Reiseankünfte. Knapp die Hälfte davon entfiel auf die Ankünfte internationaler Reisender in Europa. Im selben Jahr generierten Urlaubsreisen, Übernachtungen und andere touristische Aktivitäten einen Umsatz von 1,5 Billionen US-Dollar. Prognosen der Weltorganisation für Tourismus zufolge fiel die Anzahl der Reiseankünfte in den Jahren 2020 und im Jahr 2021 zwischen Januar und September um knapp drei Viertel im Vergleich zu 2019.