Umzug ins Ausland: So gelingt die Vorbereitung für Kindergartenkinder
Umzüge sind stressig. Das gilt umso mehr, wenn die gesamte Familie ins Ausland zieht. Wie Eltern es vor allem Kindern im Kita-Alter emotional leichter machen können, beschreibt Expertin Angela Schreiner in diesem Beitrag.
Ein Umzug wird in den wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit den psychologischen und emotionalen Aspekten beim Menschen befassen, als eine der Veränderungen im Leben eines Menschen eingestuft, die ein tiefgreifender Eingriff darstellt und in Alarmbereitschaft versetzt. Er wird deswegen auch gerne als Stressor bezeichnet. Ein Umzug ins Ausland ist dabei tiefgreifender als ein Umzug innerhalb derselben Stadt oder desselben Landes.
Dementsprechend kann das Stresslevel bei einem Auslandumzug deutlich höher sein als bei anderen Veränderungen – und das betrifft auch die mitausreisenden Kinder. Um den Stress bei einem Auslandsumzug bei allen Familienmitgliedern zu reduzieren, ist eine gute Vorbereitung besonders wichtig. Und damit ist in diesem Fall nicht die logistische, sondern die emotionale Vorbereitung gemeint.
Der erste Schritt im Umzugsprozess ist es, sich mit dem Gedanken an die Veränderung anzufreunden. Auch für Kinder ist es wichtig schon im Vorfeld über den bevorstehenden Umzug informiert zu werden. Dabei kann für Eltern von kleineren Kindern folgende Faustregel hilfreich sein: Alter des Kindes in Jahren = Dauer der Vorlaufzeit in Monaten. Ein zweijähriges Kind sollte also bis zu zwei Monate vorher über den bevorstehenden Umzug informiert werden, ein vierjähriges Kind, wenn möglich, sogar schon bis zu vier Monate im Voraus. Natürlich nur, wenn man so frühzeitig selbst schon die Auslandsentsendung in trockenen Tüchern hat.
Spielerische Landeskunde mit Büchern und Filmen
Es gibt noch weitere konkrete Schritte, um ein Kind im Umzugsprozess zu unterstützen. So hilft es, dem Kind zu erklären, wie ein Umzug ins Ausland genau abläuft. Dabei können Kinderbücher zu dem Thema eine Hilfe sein. Auch kann eine länderspezifische Vorbereitung nützlich sein, bei dem das Kind mit dem neuen Land vertraut gemacht wird. Einige neue Reize können so schon vorweggenommen werden und die Reizüberflutung und damit Überforderung des Kindes bei der Einreise ins neue Land ist nicht mehr so groß.
Hier haben sich Bilder in Reiseführern, Bildbände und Filme über das neue Land bewährt. Welche Tiere leben im neuen Land? Wie sehen die Häuser dort aus? Wie sehen Polizei- und Feuerwehrautos in der neuen Heimat aus? Was essen die Menschen dort? Anhand dieser Fragen kann das Interesse des Kindes an dem neuen Wohnort geweckt werden und es bereits im Voraus mit den neuen Eindrücken vertraut gemacht werden.
Selbstwirksamkeitserfahrung ist ebenfalls eine wichtige Komponente für Kinder im Umzugsprozess. Es empfiehlt sich, sein Kind am Umzugsprozess teilhaben zu lassen, indem es bestimmte Dinge dem Alter entsprechend mitbestimmen und auch bei den Umzugsvorbereitungen mithelfen darf. Wichtig ist vor allem bei Letzterem zu wissen, dass hier nicht die Hilfe des Kindes im Vordergrund steht – denn das Mitmischen vor allem kleinerer Kinder wird von uns Eltern eher nicht als Hilfe empfunden – vielmehr geht es darum, dass ein Kind sich in seinem Rahmen als wirksam erlebt.
Es darf beispielsweise mitentscheiden, welche Spielsachen ins Hand- oder Fluggepäck sollen und welche im Container verschifft werden können. Auch die Entscheidung, ob es lieber im Flugzeug am Fenster, in der Mitte oder am Gang sitzen möchte, kann in diesem Alter schon selbst getroffen werden.
Die Eltern können ihrem Kind auch ein oder zwei Umzugskartons zur Verfügung stellen, die es nach Herzenslust ein- und ausräumen darf. Vielleicht möchte es auch beim Autoputzen helfen, bevor dieses verkauft wird oder es möchte die Verpflegung für die Umzugshelfenden mit besorgen, um nur einige alltagstaugliche Ideen zu nennen.
Gefühlsachterbahn für Kinder
Während des Umzugsprozesses durchlaufen auch Kinder eine Gefühlsachterbahn. Da sie noch in der Entwicklung sind, ist das emotionale Lernen noch nicht abgeschlossen. Gefühle werden intensiv wahrgenommen und das Kind wird noch häufig von ihnen überwältigt. Das bekommen dann Eltern besonders zu spüren. Je besser ein Kind die eigene Gefühlswelt versteht, desto weniger wird es von den Gefühlen überwältigt werden.
Es ist daher wichtig, dass alle Gefühle zugelassen werden. Nur so kann ein Kind seine Gefühle kennenlernen und lernen damit umzugehen. So entwickelt es Schritt für Schritt eine emotionale Kompetenz und die Tränenausbrüche und Wutanfälle fallen weniger intensiv aus.
Das Thema Abschied ist für viele unangenehm, sollte aber nicht unter den Teppich gekehrt werden. Stattdessen ist es wichtig, seinem Kind Abschiedsrituale an die Hand zu geben – es wird sie im zukünftigen Leben noch öfter gebrauchen können. Besonders zu empfehlen ist eine Besichtigung des leergeräumten Zuhauses.
Angekommen im neuen Heimatland ist es wichtig, zu akzeptieren, dass jedes Familienmitglied seine eigene Zeitspanne braucht, um anzukommen und sich zu Hause zu fühlen. Die Erwartungshaltung, dass man sich nach zwei Monaten eingelebt haben muss, sollte abgelegt werden. Der Prozess des Einlebens ist bei jedem Menschen individuell und unterschiedlich lang – auch bei Kindern.
Über den Fokus auf die Kinder sollte aber nicht vergessen werden, dass Eltern ihre eigenen Bedürfnisse bei einem Umzug nicht vernachlässigen. Schließlich sollen am Ende alle Familienmitglieder gut im Ausland ankommen. Emotionale Gesundheit ist für alle Familienmitglieder von mobilen Familien wichtig.