Wo Verkehrssünder*innen am mildesten bestraft werden
Verkehrssünder*innen, die in Europa unterwegs sind, müssen ob der unterschiedlichen Regeln auf der Hut sein. Denn was in einem Land eine kleine Bagatelle ist, kann in anderen Ländern empfindliche Strafen nach sich ziehen. Aber auch wenn man sich vorbildlich an alle Verkehrsregeln hält, bleibt die Frage, wie sicher es für einen selbst ist, wenn die Verkehrsregeln vor Ort sehr nachsichtig sind und auf Verkehrssünder kaum abschreckend wirken.
Verizon Connect, Spezialist für das Management von Fahrzeugflotten, zeigt in einer aktuellen Studie auf, in welchem europäischen Land die mildesten Verkehrsregeln gelten. Dafür hat das Unternehmen 26 europäische Länder in einer ausführlichen Untersuchung unter die Lupe genommen. Wie ein Land mit der Verkehrssicherheit umgeht, macht die Studie anhand von Bußgeldern deutlich, die bei Missachtung von Verkehrsregeln drohen, sowie dem Umgang mit Alkohol am Steuer. Verizon Connect listet auch aktuelle Tempolimits. Die komplette Analyse mit allen Ergebnissen findet sich unter folgendem Link.
Tempolimits überall, außer in Deutschland
Deutschland ist das einzige EU-Land, in dem kein generelles Tempolimit auf Autobahnen gilt. Während in allen anderen Ländern der Rangliste eine festgelegte Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen landesweit dabei hilft den Verkehrsfluss zu erhalten, den CO2-Ausstoß zu mindern und die Verkehrssicherheit zu stärken, kommen Raser auf vielen deutschen Autobahnstrecken auf ihre Kosten. An zweiter Stelle folgt Polen, mit 140 km/h Tempolimit. Fast die Hälfte der vertretenen Ländern teilen sich den dritten Platz mit 130 km/h. Die Europakarte zeigt, wie viel km/h Höchstgeschwindigkeit in jedem Land erlaubt ist.
Ein Blick auf die Rangliste der Länder mit den geringsten Bußgeldern bei Geschwindigkeitsüberschreitungen zeigt, dass auch hier Deutschland zu den Top 10 zählt. Um die 26 Länder miteinander zu vergleichen, hat Verizon Connect sich die Bußgelder für folgende Verkehrsverstöße angeschaut: “Nicht angeschnallt”, “Parkvergehen”, “Handy am Steuer”, “Stoppschild missachtet”, “Rote Ampel missachtet”. Zählt man die Bußgelder für jeden Verstoß pro Land zusammen, so erhält man folgende Reihenfolge, wenn es um die günstigsten Länder bei Verkehrsverstößen geht.
Top 10 günstigste Bußgelder (in Euro)
Rang |
Land |
Nicht angeschnallt |
Parkvergehen |
Handy am Steuer |
Stoppschild missachtet |
Rote Ampel missachtet |
1 | Lettland | 30 | 30 | 15 | 55 | 40 |
2 | Österreich | 35 | 20 | 50 | 70 | 70 |
3 | Polen | 25 | 25 | 50 | 60 | 75 |
4 | Deutschland | 30 | 25 | 100 | 30 | 90 |
5 | Irland | 60 | 40 | 60 | 80 | 80 |
6 | Tschechische Republik | 60 | 40 | 40 | 200 | 38 |
7 | Litauen | 30 | 20 | 85 | 115 | 170 |
8 | Slowakei | 50 | 60 | 50 | 100 | 150 |
9 | Ungarn | 130 | 10 | 50 | 325 | 156 |
10 | Luxemburg | 145 | 25 | 75 | 145 | 145 |
© Verizon Connect
Betrunkene Verkehrssünder*innen
Geht es um Alkohol am Steuer, kann es in manchen europäischen Ländern richtig teuer werden. Während ein paar europäische Länder sogar eine Null-Toleranz festgelegt haben, gehört Deutschland mit 0,5 Promille zwar zum Durchschnitt, aber hat damit auch die zweit höchste Promillegrenze. Nur das Vereinigte Königreich mit 0,8 erlaubten Promille liegt höher. Dafür müssen die Briten aber auch ganz schön in den Geldbeutel langen, sollten sie mit mehr als 0,8 Promille am Steuer erwischt werden. Bis zu 6.440 Euro können hier fällig werden. Nur die skandinavischen Länder Dänemark, Finnland und Schweden verlangen noch mehr, bis zu 24.414 Euro. Das wird fällig, wenn man mit mehr als 0,5 Promille erwischt wird. Da wirkt die Geldstrafe von 100 Euro, die Rasern in der Tschechien droht, schon wie ein Schnäppchen.
Top 10 geringste Strafe und Top 10 höchste Strafen für Bußgelder und Alkohol
Rang |
Günstigste Länder |
Bußgeld in Euro |
Teuerste Länder |
Bußgeld in Euro |
1 | Tschechische Republik | 100 | Dänemark | 24.414 |
2 | Frankreich | 135 | Finnland | 12.518 |
3 | Luxemburg | 145 | Schweden | 8.356 |
4 | Belgien | 180 | Vereinigtes Königreich | 6.400 |
5 | Irland | 200 | Polen | 1.200 |
6 | Slowakei | 200 | Schweiz | 560 |
7 | Griechenland | 200 | Italien | 530 |
8 | Lettland | 210 | Norwegen | 520 |
9 | Portugal | 250 | Deutschland | 500 |
10 | Litauen | 290 | Spanien | 500 |
Zur Methodik von Verizon Connect
Um eine Rangliste der europäischen Länder mit den mildesten Verkehrsregeln zu ermitteln, wurden 26 europäische Staaten – 23 EU-Staaten sowie Norwegen, Schweiz und das Vereinigte Königreich – auf 13 Einflussfaktoren in den vier Untersuchungsfeldern “Bußgelder”, “Alkohol am Steuer”, “Strafen für Raser” und “Tempolimits” untersucht. Bulgarien, Zypern, Malta und Rumänien mussten aufgrund fehlender Daten und um einen fairen Vergleich der Länder zu gewährleisten, aus der Studie ausgenommen werden. Alle im Folgenden beschrieben Einflussfaktoren wurden aufgrund ihrer Aussagekraft in Bezug auf den Gegenstand der Untersuchung – das europäische Land mit den lockersten Verkehrsregeln zu finden – ausgewählt. Eine ausführliche Beschreibung der Methodik mit allen Quellen und der kompletten Tabelle mit allen Daten steht hier zum Download.
Wo Verkehrssünder*innen besonders viele Blitze erwarten
4.652 stationäre Blitzgeräte waren laut Speed Camera Database im Juli 2020 in Deutschland installiert. Damit liegt Deutschland im Ranking der europäischen Staaten mit den meisten Blitzern auf dem vierten Platz. Mit über 10.000 Blitzern die meisten in Europa, befinden sich in Italien und Russland, wie die Statista-Grafik zeigt.
Allerdings ist die Russische Föderation auch über fünfzig mal größer als Italien. Auf die Gesamtfläche des Landes gerechnet sind es in Italien rund 35 Blitzer pro 1.000 Quadratkilometer – in Russland lediglich ein halber Blitzer. Nichtsdestotrotz sind die Bemühungen der russischen Behörden, gegen Temposünder vorzugehen, deutlich zu erkennen. Seit 2019 wurden hier über 7.000 neue Blitzgeräte installiert. In Deutschland bleibt die Zahl weitgehend stabil. Seit 2015 verzeichnet die Bundesrepublik lediglich einen Zuwachs von gut 425 Radarfallen.
Straßen in der EU die sichersten der Welt
Zwischen 2010 und 2020 ist die Zahl der Verkehrstoten in Europa um 36 Prozent zurückgegangen. Damit wurde das Ziel der Union, die Zahl der Todesfälle um 50 Prozent zu senken, nicht erreicht. Dennoch ist die EU mit 42 Verkehrstoten je 1 Million Einwohner nach wie vor diejenige Weltregion, die insgesamt die sichersten Straßen vorweisen kann. Im Vergleich dazu liegt der Weltdurchschnitt bei über 180 Verkehrstoten je 1 Million.
EU-weit gingen die Todesfälle 2020 im Vergleich zu 2019 um durchschnittlich 17 Prozent zurück, wobei es hier durchaus große Unterschiede gab – am stärksten ausgeprägt (um 20 Prozent oder mehr) war der Rückgang in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Spanien, Frankreich, Kroatien, Italien, Ungarn, Malta und Slowenien. Hingegen verzeichneten fünf Mitgliedstaaten (Estland, Irland, Lettland, Luxemburg und Finnland) einen Anstieg der Zahl der Verkehrstoten, wenngleich in kleinen Ländern bei diesen Zahlen von Jahr zu Jahr Schwankungen üblich sind.