Reisen mit Rollstuhl und Co. – So geht’s
Skandinavische Länder haben in Europa die Nase vorn, wenn es um barrierefreie Einrichtungen wie Freizeitparks oder Hotels geht. Außerhalb Europas sind die USA ein geeignetes Fernziel für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Doch auch innerhalb Deutschlands werden die Möglichkeiten für barrierefreien Tourismus immer größer, berichtet das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“ in seiner aktuellen Ausgabe.
„Euro-WC“-Einheitsschlüssel für öffentliche WCs
Bei Individualreisen hoch im Kurs steht das Auto. Unterwegs fehlt jedoch oft eine behindertengerechte Toilette oder die Information, wo sich die nächste befindet. Das vom CBF Darmstadt e.V., dem „Club Behinderter und ihrer Freunde“, herausgegebene Verzeichnis „Der Locus“ listet europaweit mehr als 12.000 Autobahn- und Bahnhofstoiletten sowie öffentliche WCs in Fußgängerzonen, Museen und Behörden. Mit dem vom CBF eingeführten „Euro-WC“-Einheitsschlüssel hat man dort unkompliziert Zugang. Das Paket aus Schlüssel und Verzeichnis ist für 30 Euro unter www.cbf-da.de erhältlich.
Wer mit dem Zug fährt, sollte auf wenige Zugwechsel und großzügige Umsteigezeiten achten. Ebenfalls hilft der kostenlose Mobilitätsservice der Deutschen Bahn beim Umsteigen. An kleineren Bahnhöfen fehlt dieser Service allerdings häufig. Generell muss man Bedarf bis 20 Uhr am Vortag anmelden (Telefon: +49-30-65 21 28 88, E-Mail: msz@deutschebahn.com).
Eine geeignete Unterkunft finden
Ob sie nah reisen oder fern, auf drei Dinge sollten Menschen mit körperlichen Einschränkungen auf alle Fälle achten: die passende Begleitung, eine stressfreie Anreise und eine geeignete Unterkunft. Genau hierbei hilft das Siegel „Reisen für Alle„, das für geprüfte Barrierefreiheit steht – entwickelt in Abstimmung mit Behindertenverbänden und Tourismuswirtschaft. Mehr als 3.000 Angebote in Deutschland wurden bereits geprüft und haben ein Zertifikat erhalten.
Wie barrierefreies Fliegen geht
Um barrierefreies Reisen für alle Menschen zu ermöglichen, bieten Flughäfen und Fluggesellschaften eine Reihe von kostenlosen Servicediensten an. Wichtig ist laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), dass die Passagiere mit eingeschränkter Mobilität („PRM“ – Passengers with reduced Mobility) ihren Bedarf für Unterstützung am Flughafen oder an Bord rechtzeitig (bis spätestens 48 Stunden vor Abflug) anmelden. Informieren Sie sich frühzeitig, denn angebotene Servicedienste sind unter Umständen auch abhängig vom eingesetzten Flugzeug und der Strecke, die geflogen wird.
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), der Deutsche Behindertenrat (DBR), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und Tourismus für Alle Deutschland (NatKo) haben eine gemeinsame Broschüre mit Flugreiseempfehlungen publiziert.
Wer in seinen Aktivitäten eingeschränkt ist, etwa in Folge eines Unfalls, ist stärker von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht als Menschen, die unter diesen Einschränkungen nicht leiden. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von jüngsten Eurostat-Zahlen. Besonders stark ist das Armuts- und Ausgrenzungsrisiko demnach in Bulgarien und Irland. Deutschland liegt im EU-Vergleich auf Rang 11. Frankreich und die Slowakei bilden die Schlusslichter im Ländervergleich. Hier ist das Armutsrisiko für Menschen mit Aktivitätseinschränkungen relativ gering.
Quellen: Apotheken Umschau, Statista, BDL