Auslandsaufenthalte für junge Menschen wieder beliebter
Auslandsaufenthalte für junge Menschen sind nochmals beliebter als bereits im letzten Jahr. Das gibt das Freiwilligendienst-Portal Eurodesk bekannt. Eurodesk Deutschland und seine regionalen Servicestellen haben im Jahr 2022 über 50.000 Jugendliche, Eltern, Multiplikator*innen sowie Trägerorganisationen beraten und über Auslandsaufenthalte und deren Fördermöglichkeiten informiert. Die Zahl der Anfragen ist damit im Vergleich zum Vorjahr um über 9.300 Anfragen, also 21 Prozent, gestiegen.
Während die Zahl der Anfragen im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie eingebrochen war, zeigte sich bereits 2021 wieder ein Aufwärtstrend, der sich 2022 fortsetzte. 2022 waren deutlich mehr Präsenzveranstaltungen möglich. Das Eurodesk-Netzwerk war auf 560 Messen und Veranstaltungen vertreten.
Während das Eurodesk-Netzwerk gerne Multiplikatoren, Medien und Eltern über die Möglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes aufklärt, sind es doch meist die Jugendlichen selbst, die Anfragen an das Netzwerk stellen. Auffallend ist, dass alleine weibliche Jugendliche fast die Hälfte aller Anfragen stellen, während gerade mal ein viertel der Anfragen von männlichen Jugendlichen kommt. Dass sich ein Auslandsjahr vor allem direkt nach dem Schulabschluss und vor der Ausbildung beziehungsweise dem Studium anbietet, zeigt sich auch in der Altersstruktur der Anfragen. Mit 35 Prozent kommen die meisten Informationsanfragen von 18-jährigen Interessierten.
Aktuell über 250 Auslandsaufenthalte für junge Menschen
Auch die Zahl der Angebote ist gestiegen. Aktuell finden sich über 250 freie Plätze im Eurodesk-Last-Minute-Markt, darunter Freiwilligendienste für 6 bis 12 Monate oder internationale Workcamps für zwei bis drei Wochen in der Ferienzeit. Alle Angebote sind öffentlich gefördert und werden bezuschusst. Alle freien Plätze gibt es in dieser Online-Übersicht, die Eurodesk laufend aktualisiert.
Zu den Projekten, deren Bewerbungsfrist in Kürze ausläuft, zählen etwa ein Freiwilligendienst in einem Frauenbildungsprojekt in Amman (Jordanien), den Erhalt eines historischen Anwesens in Huaquechula (Mexiko) oder die Mitarbeit in einem Mädchenschutzhaus in Pretoria (Südafrika).
Eurodesk Deutschland arbeitet mit einem Netzwerk von 50 lokalen Partnern. Eine große Bereicherung ist seit 2022 die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Verein bezev (Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e. V.). Bezev hat sich darauf spezialisiert, junge Menschen mit Beeinträchtigung beziehungsweise Behinderung über Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte zu beraten. Die Kontaktdaten aller Eurodesk-Beratungsstellen finden sich auf dieser Website.
Welche Freiwilligendienste im Ausland gibt es überhaupt?
Da Freiwilligenprogramme auf staatlicher, bilateraler, EU- und auch internationaler Ebene existieren, kann es schwierig sein, den Überblick zu behalten – alleine schon, wenn es nur um die Zahl öffentlich geförderter Projekte geht. Eine ganze Reihe privat organisierter Auslandseinsätze, etwa von Religionsgemeinschaften oder sozialen NGOs, kommt für junge Freiwillige vielleicht zusätzlich infrage.
Vielen ist das Freiwillige Soziale Jahr aus Deutschland bekannt. Doch manche wissen nicht, dass unter diesem Programm auch Einsätze in Kindergärten, sozialen Projekten oder Hilfseinrichtungen weltweit möglich sind. Staatlich gefördert ist auch das Projekt weltwärts, das in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen feiert. Das Programm selbst feiert seinen 15. Geburtstag. Die Programm-Komponente, die sich auf Zusammenarbeit zwischen dem globalen Norden und Süden konzentriert, wird wiederum 10 Jahre alt.
Um jungen Menschen zu helfen, ihren Freiwilligendienst zu finden, hat Expat-News hier einen systematischen Überblick veröffentlicht, der bei der Einordnung und Recherche hilft. Eurodesk selbst bietet ebenfalls eine Gegenüberstellung zu internationalen Freiwilligendiensten. Orientierungshilfe bei der Recherche im Dschungel an Programmen und Projekten bietet auch der Wegweiser Freiwilligenarbeit. Der Gründer dieser Website, Frank Seidel, hatte Expat-News bereits in einem Interview einen Einblick in die Freiwilligenarbeit gegeben.
Warum selbst freiwillige Auslandsaufenthalte für junge Menschen Geld kosten
Anders als bei vielen Job-Angeboten im Ausland ist hier der monetäre Gewinn nicht wichtig. Dennoch sollen Freiwillige ihre laufenden Kosten decken können. Dazu zählen im Wesentlichen Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Transfers, die Krankenversicherung sowie Taschengeld. Reisende zahlen zudem für den deutschen Vermittler und dessen ausländischen Partner eine Aufwandsgebühr.
Bei öffentlich geförderten Projekten übernimmt der Staat zumindest in großen Teilen diese Kosten sowie die Kosten für bürokratischen Aufwand. Wer sich ehrenamtlich in Deutschland organisiert, erhält ferner möglicherweise eine monetäre Aufwandsentschädigung. Das ist bei Freiwilligendiensten im Ausland nicht anders. Der große Gewinn ist für die Freiwilligen damit nicht zu machen, schließlich steht das nicht im Mittelpunkt. Mitunter kann die Vergütung selbst sogar eine ungewollte kulturelle Herausforderung sein. So kann es durchaus vorkommen, dass das Programm einen Taschengeld-Satz zwingend vorschreibt, der zwar für deutsche Verhältnisse bescheiden ist, in den Augen der Gastfamilie aber überzogen wirken kann.
Wird der Aufenthalt privat organisiert, müssen Freiwillige oft selbst für die Lebenshaltungskosten aufkommen. Die Gründe dafür liegen in den Projekten selbst, die keine staatlichen Förderung erhalten, sich meist nur mühsam selbst über Wasser halten und somit keinerlei Kosten für die Freiwilligen tragen können.