Arbeiten im Homeoffice für immer mehr der Wunschzustand
Das Arbeiten im Homeoffice ist im Trend. Laut einer Befragung des Personaldienstleisters Robert Half unter 500 kanadischen Beschäftigten im kalifornischen Menlo Park würden 33 Prozent, die wegen der Corona-Pandemie zu Hause tätig sind, ihren Job kündigen, wenn sie wieder zur Büroarbeit verdonnert würden. 51 Prozent der Befragten bevorzugen zudem einen „Hybrid-Arbeitsplatz“, also mal von zu Hause und mal im Büro arbeiten.
Führungspersonal sieht Arbeiten im Homeoffice kritisch
Beim Führungspersonal sieht es dagegen anders aus. „Nach mehr als einem Jahr der Unsicherheit und der durch die Pandemie verursachten Fernarbeit besteht bei einigen Führungskräften ein wachsender Wunsch, wieder wie gewohnt zu arbeiten, einschließlich der Begrüßung der Mitarbeitenden im Büro, sobald dies gesundheitlich unbedenklich ist“, sagt David King, Senior District President von Robert Half in Kanada. „Unternehmen sollten darauf vorbereitet sein, dass sich die Vorstellungen einer idealen Arbeitsstruktur deutlich unterscheiden können.“
Die Befragten äußern in der Studie aber auch ihre Bedenken gegenüber der Arbeit im heimischen Büro. 39 Prozent zeigen sich besorgt darüber, dass die Beziehungen zu ihren Kolleginnen und Kollegen leiden könnten. 21 Prozent befürchten, dass ihre Aufstiegschancen sinken, weil sie gewissermaßen im Verborgenen tätig sind. Und 16 Prozent zeigen sich besorgt darüber, dass die Produktivität leiden könnte.
Wohl der Mitarbeiter ist wichtig
Die Befragten haben eine Reihe von Möglichkeiten genannt, wie ihr Unternehmen ihre Rückkehr ins Büro unterstützen könnte. Sie wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten, vom Unternehmen bezahlte Kosten für das Pendeln zwischen Büro und Wohnung, eine Abkehr vom Großraumbüro, eine „entspannte Kleiderordnung“ und von dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin organisierte Kinderbetreuung.
Die Erarbeitung eines Rückkehrplans, der Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter in den Vordergrund stellt und eine starke Unternehmenskultur fördert, kann laut Robert Half dazu beitragen, die Bindung von Mitarbeitern ans Unternehmen zu stärken.
Hälfte der Deutschen möchte im Homeoffice arbeiten
Wie positiv die Erfahrung des Homeoffice wahrgenommen wurde, hängt sowohl von betrieblichen als auch von persönlichen Faktoren, wie der Wohnsituation, ab. Dennoch würde sich zumindest in Deutschland jede und jeder Zweite wünschen, auch nach der Pandemie weiter von zu Hause arbeiten zu können – das zeigt eine Befragung durch das gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI).
Für die Studie befragten die Forscher die Teilnehmer in mehreren Wellen, von Juni 2020 bis Januar 2021. Wie die Statista-Grafik zeigt, stieg der Anteil der Befragten, die auch in Zukunft im Homeoffice bleiben wollen, bis November 2020 zunächst von 49 auf 56 Prozent. Anfang des Jahres 2021 lag er dann wieder bei 49 Prozent. Weitere 37 Prozent der Befragten würden nach der Pandemie gerne weniger von zu Hause arbeiten. 15 Prozent möchten am liebsten ganz ins Büro zurückkehren.
Finnland europäischer Spitzenreiter im Homeoffice
Der Blick auf Europa zeigt, dass einige andere Länder noch mehr aufs Arbeiten von zu Hause aus angewiesen sind. Gemäß aktueller Zahlen von Eurostat liegt hier Finnland vorn. Die Statistikbehörde zeigt den Anteil der Erwerbstätigen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren in Europa auf, die üblicherweise aus dem Homeoffice arbeiten. In den letzten zehn Jahren lag dieser Anteil bei etwa fünf Prozent. Durch die Pandemie ist er auf 12,3 Prozent gestiegen.
Mit einem Viertel seiner Erwerbstätigen, die normalerweise von zu Hause aus arbeiten, hat Finnland nun den höchsten Anteil an Fernarbeitenden in der EU. Es folgen Luxemburg und Irland, die beide einen Heimarbeitsanteil von über 20 Prozent aufweisen. In Teilen Osteuropas sind die Homeoffice-Quoten weitaus niedriger. In Bulgarien und Rumänien ist Homeoffice praktisch unbekannt, dort liegt der Anteil bei nur 1,2 Prozent bzw. 2,5 Prozent. Diese Infografik zeigt die Situation auf dem gesamten Kontinent. Sie umfasst aber auch die Raten in den EWR-Ländern Island, Schweiz und Norwegen. Daten für Großbritannien waren nicht verfügbar.