Reiseanbieter STA Travel ist insolvent: Was das für Kunden bedeutet
Seit 1955 bot STA Travel speziell für junge Leute Auslandsreisen und passende kurz- bis längerfristige Auslandskrankenversicherungen an. Nun ist das Unternehmen pleite und meldete Insolvenz an. Zuerst vermeldete die Schweizer Muttergesellschaft, die STA Travel Holding AG, die Insolvenz. Wenige Tage später folgte der Insolvenzantrag der deutschen Gesellschaft.
In der Schweiz verfügt STA Travel über 12 Filialen, von denen die meisten wohl schließen werden müssen. In Deutschland betreibt das Unternehmen insgesamt 42 Reisebüros – unter anderem in Frankfurt und Mainz.
Laut eigenen Angaben ist der Grund für die Pleite die Corona-Pandemie, die zur plötzlichen Reiseeinstellung über Monate führte. Dies hatte einen massiven Einbruch an Buchungsanfragen zur Folge. Auch wenn das Unternehmen in den vergangenen Wochen wieder einen Aufwärtstrend verzeichnete, so reichte dies nicht, um sich vom massiven Umsatzrückgang zu erholen.
STA Travel hatte schon 2018 deutlichen Umsatzrückgang
Die F.A.Z. berichtet allerdings davon, dass laut Geschäftsberichten bereits im Jahr 2018 der Umsatz von STA Travel um ein Sechstel auf 24 Millionen Euro eingebrochen sei. Generell leidet die Reisebranche schon seit vielen Jahren an einem Schwund der Reisebüros, weil immer mehr Menschen ihren Urlaub und auch die dazugehörige Reise- oder Auslandskrankenversicherung online buchen.
Das Insolvenzverfahren soll in Eigenregie durchgeführt werden, was bedeutet, dass sich das Unternehmen reorganisieren möchte und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen. So heißt es auf der Webseite des Unternehmens:
„Wir wollen dieses Verfahren nutzen, um die deutsche STA Travel GmbH so aufzustellen, dass sie für die kommenden Monate gerüstet ist und nach Aufhebung der Reisebeschränkungen wieder stark am Markt vertreten sein kann. Hierzu soll eine größtmögliche Anzahl der Arbeitsplätze erhalten werden, um unseren Kunden dann auch in Zukunft in der gewohnten Qualität Reiseleistungen anbieten zu können.“
Reisende, die bei STA Travel Fragen zu bestehenden Buchungen haben, sollen eine E-Mail an folgende Adresse schreiben: reisenDE@statravel.com. Für alle anderen Fragen gilt die Adresse customerserviceDE@statravel.com.
Die Verbraucherzentrale rät dazu zu klären, ob STA Travel selbst Reiseveranstalter ist, denn dann sind Kunden nach den pauschalrechtlichen Vorschriften auch für den Insolvenzfall abgesichert.
Wenn STA Travel aber nur Reisen vermittelt hat, beispielsweise in Form einer Flugbuchung, dann ist die Airline der Ansprechpartner. Einige STA-Kunden schreiben dazu im Netzwerk Facebook, dass bislang die Rückerstattung von stornierten Flügen über STA Travel nicht gut funktionierte. Auch besteht große Sorge bei vielen Reisenden, dass die Auslandskrankenversicherung, die etliche Personen über STA Travel abgeschlossen haben, nun nicht mehr gültig sind.
Auslandskrankenversicherung über STA Travel
Das Unternehmen hatte unter anderem kurz-, mittel- und langfristige Auslandskrankenversicherungen mit privaten Krankenversicherungen – darunter die Allianz oder HanseMerkur abgeschlossen. Hier empfiehlt es sich, den Versicherer direkt zu kontaktieren und im Zweifel eine neue Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Dies ist beispielsweise bei auf Auslandskrankenversicherungen spezialisierten Unternehmen wie dem BDAE möglich, der erst kürzlich eine neue flexible und faire Auslandskrankenversicherung auf den Markt gebracht hat, die besonders günstige Beiträge für junge Reisende offeriert.
Reisebuchungen finden zunehmend digital statt, aber das Reisebüro bleibt
Weltweit wurden im Jahr 2018 rund 586 Milliarden Euro mit Online-Buchungen von Hotels, Privat- und Ferienunterkünften, Pauschalreisen und Kreuzfahrten umgesetzt. Bis 2023 sollen sich die Umsätze mit Reisebuchungen im Internet auf knapp 710 Milliarden Euro belaufen – sofern sich der Reisemarkt nach der Covid-19-Pandemie wieder erholt.
In Europa lagen die Umsätze mit Online-Verkäufen von Reisen im Jahr 2018 bei rund 182 Milliarden Euro. Im europäischen Vergleich ist das Buchen von Reisen im Internet besonders in Dänemark beliebt. Dort gaben 63 Prozent der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten Reisen und Urlaubsunterkünfte im Internet gebucht zu haben. In Deutschland belief sich der Anteil der Online-Käufer von Reisen dagegen nur auf 39 Prozent.
Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage (März 2020) informieren sich fast 7 von 10 Bundesbürgern im Internet (68 Prozent), wenn sie eine Reise planen. Reise- und Vergleichsportale wie booking.com, Expedia oder Swoodo werden dabei mit 48 Prozent am meisten genutzt, dahinter folgen mit 41 Prozent die Online-Seiten der jeweiligen Reisedienstleister, also der Hotels, Fluggesellschaften oder Reiseveranstalter. Reiseblogs werden immerhin fast von jedem Zehnten gelesen (9 Prozent), soziale Netzwerke zieht hingegen kaum jemand zur Reiseplanung heran (5 Prozent). Fast jeder Zweite (45 Prozent) bucht dann auch im Internet, nur noch 39 Prozent gehen für die Reisebuchung in ein Reisebüro. Damit haben die Buchungen im Netz die Buchungen im Reisebüro überholt: 2018 gaben noch 48 Prozent an, ihren Urlaub in der Regel im Reisebüro zu buchen – und 41 Prozent online.
Online werden Flexibilität und Vergleichbarkeit geschätzt
Zu den Vorteilen der Online-Buchung zählt für die Befragten vor allem, unabhängig von Öffnungszeiten zu sein (95 Prozent). 83 Prozent schätzen eine bessere Vergleichbarkeit der Angebote, jeder Dritte (34 Prozent) meint außerdem, dass das Angebot im Internet günstiger sei. Für das Reisebüro spricht aus Sicht der Kunden, dass man alle Leistungen und Unterlagen aus einer Hand erhält (64 Prozent) und zudem individuell und persönlich beraten wird (52 Prozent). Zugleich gibt es Vorbehalte gegen eine Buchung im Internet: 4 von 10 Bundesbürgern (40 Prozent) geben an, einer Online-Buchung nicht zu vertrauen. Jeder Dritte (34 Prozent) ist unsicher, wer dabei auf seine Daten zugreifen kann. Trotzdem sind viele Bundesbürger offen für die Datennutzung und -verwertung bei der Reisebuchung: Fast jeder Zweite (48 Prozent) würde seine Daten für Rabatte zur Verfügung stellen, jeder Dritte (33 Prozent) für nahtlose Mobilitätsangebote und jeder Vierte (25 Prozent) für maßgeschneiderte Ausflugsmöglichkeiten, etwa für Familien, Senioren oder Sportler.
Das Reisebüro hat seine Daseinsberechtigung
Trotz der Digitalisierung im Reisemarkt gehen die Deutschen nach wie vor gerne ins Reisebüro, um ihren Auslandstrip zu buchen oder sich dort zu informieren.
42 Prozent gaben 2019 laut der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reise (FUR) an, ihre Urlaubsreise ab fünf Tagen bevorzugt übers Internet zu buchen. 2010 waren es erst 26 Prozent gewesen, wie die Statista-Grafik zeigt. Doch immerhin 40 Prozent der Befragten buchen ihren Urlaub auch weiterhin persönlich im Reisebüro (2010: 46 Prozent).
Weniger verbreitet sind dagegen die Buchung per Telefon (16 Prozent). Die Urlaubsbuchung per E-Mail legte gegenüber 2010 um sieben Prozent zu. Bei der Befragung waren Mehrfachantworten möglich.
Mehr Infografiken finden Sie bei Statista