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Reisebranche
© Aksana Kavaleuskaya

Reisebranche verzeichnet herbe Verluste

Jeder zweite deutsche Reiseveranstalter bangt wegen der Coronavirus-Krise um seine Existenz. Bei den Reisebüros befürchten sogar mehr als 60 Prozent die unmittelbare Insolvenz. Das ergibt eine Umfrage des Deutschen Reiseverbands (DRV) . Demnach musste bereits jede zweite Firma der Reisebranche in der Krise Angestellte entlassen.

„Die Krise ist für die Reisewirtschaft noch lange nicht vorbei. Die Reisebüros und Reiseveranstalter in Deutschland gehen im Moment durch eine sehr harte Zeit. Viele Unternehmen sind in ihrer Existenz bedroht. Dies zeigt, wie immens wichtig es ist, dass jetzt die staatlichen Überbrückungshilfen – wie von der Koalition vereinbart – mindestens bis zum Jahresende verlängert werden“, sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig.

Etwa 650 deutsche Unternehmen der Branche haben an der Umfrage teilgenommen. Fast 80 Prozent der Reisebüros haben für ihre Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt und schätzen, dass sie das auch 2021 tun müssen. 92 Prozent haben staatliche Hilfe in Anspruch genommen und 85 Prozent Überbrückungshilfe beantragt. Etwa 70 Prozent haben aufgrund langwieriger administrativer Prozesse von der Überbrückungshilfe aber noch kein Geld gesehen.

Mehr Klarheit zu Reisewarnungen

Auch bei den Reiseveranstaltern mussten 76 Prozent Überbrückungshilfen beantragen, wobei die Auszahlung ebenfalls schleppend vorangeht. „Für die deutschen Reiseveranstalter ist eine Verlängerung und Anpassung der Überbrückungshilfen lebenswichtig. Mindestens ebenso bedeutend sind aber verlässliche Rahmenbedingungen, innerhalb derer sie ihr Geschäft wieder aufnehmen können“, so Fiebig. Der DRV-Präsident kritisiert widersprüchliche Signale aus der Politik, vor allem in Bezug auf Reisewarnungen sei mehr Klarheit nötig.

Dass sich der Tourismus in Deutschland nur allmählich erholt, hat auch das Statistische Bundesamt vermeldet. Demnach lag die Zahl der Gästeübernachtungen in deutschen Touristenunterkünften im Juni noch immer um minus 41,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Rund 29,5 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste in Deutschland wurden im Juni 2020 registriert.

Reisebranche erholt sich nur langsam

Gegenüber dem April und dem Mai geht es für den deutschen Tourismus zwar langsam bergauf. Trotzdem wird es wohl ein historisch schlechtes Jahr für die Reisebranche werden. Insgesamt verbuchten die deutschen Beherbergungsbetriebe im ersten Halbjahr 2020 rund 117,5 Millionen Übernachtungen – ein Rückgang von 47,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. 101,8 Millionen Übernachtungen inländischer Gäste wurden in diesem Zeitraum verzeichnet ( minus 44,2  Prozent). Bei den ausländischen Gästen kam es sogar zu einem Minus von 60,5 Prozent, so das Statistische Bundesamt.

 

Infografik: Tourismus in Deutschland erholt sich nur langsam | Statista

Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Doch nicht nur die deutsche Reisebranche, sondern der internationale Tourismus leidet stark unter dem Coronavirus. Im Zeitraum von Januar bis Mai 2020 ist die Zahl der internationalen Touristenankünfte gegenüber dem Vorjahreszeitraum weltweit um 56 Prozent eingebrochen. Den stärksten Rückgang verzeichnete die asiatisch-pazifische Region, wie aktuelle Daten der Weltorganisation für Tourismus UNWTO (hier PDF herunterladen) zeigen: Dort gab es in diesem Zeitraum 60 Prozent weniger internationale Touristenankünfte als im Vorjahreszeitraum. Auch in Europa (minus 58 Prozent) und im Nahen Osten ( minus 52 Prozent) nahmen die internationalen Reisebewegungen stark ab.

Der jüngste Anstieg der Neuinfektionen in Europa und den Vereinigten Staaten stellt den ohnehin schon angeschlagenen Tourismussektor vor große Herausforderungen und lässt Millionen Menschen um ihren Lebensunterhalt bangen – insbesondere in Ländern, die wirtschaftlich stark von internationalen Touristen abhängig sind.

 

Infografik: Weltweit deutlich weniger Reisen wegen Corona | Statista

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