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mehr Geld für nachhaltiges Reisen
© moofushi - AdobeStock

Ein Viertel der Deutschen würde mehr Geld für nachhaltiges Reisen ausgeben

Der Großteil der Verbraucher in Deutschland hat trotz Rezession Reisepläne – und rechnet damit, im Schnitt 13 Prozent mehr auszugeben. Jeder Vierte würde sogar noch mehr Geld für den Urlaub ausgeben, wenn dieser nachhaltig ist. Das sind Ergebnisse der  Travel Trends Studie der Unternehmensberatung Simon Kucher.

Und dennoch: Für mehr als jeden Zehnten heißt das, Balkonien statt Sommerurlaub. So fahren 15 Prozent der Menschen in Deutschland diesen Sommer nicht in Urlaub. Hauptgrund sind finanzielle Probleme.

85 Prozent wollen trotz Krise verreisen, 41 Prozent haben bereits gebucht. Mehr als jede*r dritte Deutsche (38 Prozent) rechnet mit steigenden Urlaubsausgaben (durchschnittlich 13  Prozent mehr). Etwas mehr als jede vierte Person (28 Prozent) nennt finanzielle Schwierigkeiten als Grund, nicht zu verreisen.

Eines wird deutlich: Ihren Urlaub wollen sich die Deutschen nicht nehmen lassen. Laut der Simon-Kucher Travel Trends Studie lassen sich 85 Prozent der Verbraucher durch die Wirtschaftskrise nicht von ihrem Urlaub abhalten. Und das obwohl 38 Prozent mit Mehrausgaben rechnen. 41 Prozent hatten ihre Reise zum Zeitpunkt der Befragung im Mai sogar bereits gebucht.

„Urlaub hat bei den Deutschen eine hohe Priorität.“

„Dass der Großteil der Verbraucherinnen und Verbraucher trotz gestiegener Kosten am Urlaub festhält, sind wichtige Nachrichten für

Lisa Neumeier, Partnerin in der Leisure, Travel and Tourism Practice bei Simon-Kucher

die durch Pandemie, Inflation und Energiekrise gebeutelte Reisebranche“, sagt Lisa Neumeier, Partnerin in der Leisure, Travel and Tourism Practice bei Simon-Kucher. „Es zeigt: Urlaub hat bei den Deutschen eine hohe Priorität. Und offenbar gibt es nach Jahren der Reisebeschränkungen einen Nachholeffekt. Es hat sich eine große Reiselust aufgebaut. Die Menschen haben erlebt, was es bedeutet, nicht reisen zu können und lassen sich nun auch nicht von gestiegenen Preisen davon abhalten, Urlaub zu machen.“

Auch Planungssicherheit sei laut Neumeier wichtiger als in den Jahren zuvor. 38 Prozent buchten der Studie zufolge früher als im Vorjahr. Auch für Länder wie das Vereinigte Königreich und die USA wird ein deutliches Wachstum der Urlaubsausgaben prognostiziert, mit einem geschätzten Anstieg von über 15 beziehungsweise über 20 Prozent im Vergleich zu ihren Ausgaben im Jahr 2022.

„Bei den Britinnen und Briten merken wir einen „revenge travel effect“. Sie wollen unbedingt verreisen, auch wenn sie dafür wesentlich mehr Geld berappen müssen als noch vor der Pandemie“, erläutert Expertin Neumeier weiter. Dass die US-Bürgerinnen und Bürger bereit sind, noch mehr in den Urlaub zu investieren, liege auch daran, dass Urlaubsreisen in den USA tendenziell von einer einkommensstarken Schicht gebucht werden, die somit auch Budget für Preiserhöhungen haben.

Nachhaltiger Urlaub darf mehr kosten

Ein weiteres positives Zeichen: Trotz steigender Preise sind 26 Prozent der Verbraucher bereit, mehr Geld für nachhaltiges Reisen zu zahlen. Dabei würden Urlaubende nach eigenen Angaben vor allen in nachhaltigere Mahlzeiten, Unterkünfte und Mobilität investieren. Lisa Neumeier dazu: „Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten inzwischen nachhaltige Reiseoptionen. Hierauf keine Antwort zu haben, können sich Unternehmen nicht mehr leisten.“ Die Herausforderung sei jedoch, Standards für Reiseprodukte zu entwickeln.

mehr Geld für nachhaltiges Reisen

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Bereitschaft, mehr für nachhaltiges Reisen auszugeben, lediglich im Mittelfeld. Fast jede zweite Person (46 Prozent) in den Vereinigten Arabischen Emiraten würde mehr Geld für umweltfreundliche Angebote ausgeben, in den USA ist es jede Dritte und in Spanien ist ebenfalls nahezu jede dritte Person dazu bereit. Im Vereinigten Königreich würden immerhin 27 Prozent mehr in nachhaltigen Urlaub investieren. Lediglich Frankreich (23 Prozent) und die Niederlande (19 Prozent) haben eine geringere Bereitschaft.

Vereinigte Arabische Emirate sind ein wachsender Markt

„Die Vereinigten Arabischen Emirate sind für die Tourismusbranche ein wachsender Markt, den wir bereits seit geraumer Zeit intensiv beobachten. Dabei sind sie nicht nur ein beliebtes Ziel für Reisende aus anderen Ländern, die Bevölkerung selbst legt zunehmend Wert auf besondere Urlaubsreisen“, weiß Lisa Neumeier, Partnerin bei Simon-Kucher. Dass der Wunsch nach einem nachhaltigen Tourismusangebot in den VAE größer ist als bei anderen Nationen mag unter anderem daran liegen, dass die Emirate selbst seit langem in allem Branchen in Nachhaltigkeit investieren. Gleichwohl sei der Wunsch nach nachhaltigen Alternativen in den einzelnen Ländern nicht immer deckungsgleich mit dem Angebot. Das gelte auch für den Bedarf nach Zugreisen beispielsweise.

mehr Geld für nachhaltiges Reisen

Es sind auch die Einwohnerinnen und Einwohner der Emirate, die sich ganz besonders dafür aussprechen, eine Inlandsverkehr-Bahnfahrkarte zu nutzen. Knapp 80 Prozentwünschen sich ein Angebot für unbegrenztes Bahnfahren im Land. In Spanien haben mehr als 60 Prozent Bedarf für ein solches Ticket. Interesse in Deutschland ist mit etwas über 50 Prozent geringer.

„Dass die Menschen weltweit derart längere Reisezeiten bei Verzicht auf Flügen in Kauf nehmen, hat selbst uns überrascht“

Demnach würden 35 Prozent laut der Simon-Kucher-Travel Trends Studie eine Anreise per Zug der Flugreise vorziehen. Verlängerte Reisezeiten werden hierbei in Kauf genommen. Mehr als jeder Zweite findet drei zusätzliche Stunden akzeptabel, mehr als jeder Fünfte ist sogar mit acht Stunden Zusatz-Reisezeit einverstanden. „Dass die Menschen weltweit derart längere Reisezeiten bei Verzicht auf Flügen in Kauf nehmen, hat selbst uns überrascht“, sagt Tourismusexpertin Neumeier.

Pauschalreisen sind weltweit am beliebtesten – mit einer Ausnahme

Weltweit bevorzugen Urlaubende All-inclusive-Reisen – mit Ausnahme der USA. Dort mag jeder Zweite lieber individuell buchen. Mögliche Gründe dafür sind laut Neumeier eine geringere Präsenz von Reiseveranstaltern vor allem in ländlichen Regionen der USA, der hohe Stellenwert von individueller Freiheit und die starke Verbreitung von nationalen Reisen.

Trotzdem sei ein Sommerurlaub noch keine Selbstverständlichkeit, so Neumeier. Für mehr als jede zehnte Person in Deutschland kommt keine Reise in Frage. Der Hauptgrund? Finanzielle Schwierigkeiten. Ob gesunkenes Einkommen in Krisenzeiten oder Jobverlust – 28 Prozent der Menschen ohne Reiseabsichten sagen, dass sie daheim bleiben, weil ihre Finanzen keine Reise zulassen.

Urlaubsreisen sind selbstverständlich geworden

Unabhängig davon zeigt die Studie: Urlaubsreisen haben in den Industrienationen einen sehr hohen Stellenwert – selbst in Krisenzeiten. „Urlaub hat sich zu einem Hygienefaktor des Wohlstands entwickelt. Man muss ihn sich zwar leisten können, aber es ist normaler und finanzierbarer geworden als früher, also beispielsweise zwei Generationen zuvor“, stellt Lisa Neumeier fest.

Ein weiterer erkennbarer Trend: Personen, die sich das Reisen leisten können, wünschen sich zunehmend personalisierte, also auf sie zugeschnittene Angebote. „Hier sollten sich Reiseveranstalter Gedanken machen, wie sie diesem Bedürfnis künftig stärker nachkommen“, sagt Neumeier.

Über die Studie:

Die Studie „Travel Trends 2023“ wurde von Simon-Kucher im Mai 2023 online durchgeführt. 4.825 Konsumentinnen und Konsumenten aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, den Vereinigten Staaten und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden zu Freizeit- und Geschäftsreisen befragt. In Deutschland wurden 760 Personen befragt.