Wie man sich im Alter mit dem Lernen einer neuen Sprache geistig fit hält
Dass im Alter oft die Gehirnleistung absinkt, ist ein Umstand, der allzu oft einfach als gegebener Fakt akzeptiert wird. Dabei muss das gar nicht sein. Denn das Gehirn lässt sich – wie ein Muskel – in jeder Lebensphase trainieren und stärken. Im Alter hat es streng genommen also weniger zu tun, als man denkt. Für das Lernen einer neuen Sprache ist das von Vorteil.
Warum Sprachenlernen im Alter eine gute Idee ist
Man kennt es: als Erwachsener entwickelt man gelegentlich das Bedürfnis, etwas Neues auszuprobieren – zum Beispiel Klavier zu spielen oder eine neue Sprache zu lernen. Dann erinnert man sich daran, dass es ja schon viel zu spät ist und man das besser als Kind gelernt hätte. Wie oft haben Gedanken wie diese bereits fruchtbare Unterfangen vereitelt. Dabei zeigen Forschungsergebnisse ganz deutlich, dass das Gehirn auch im späteren Alter noch überaus lernfähig ist.
Erstaunlicherweise zeigten die Studien bei den Probanden unterschiedlichen Alters anhand der lernbedingt verbesserten Wahrnehmungsschärfe, dass ältere Gehirne sogar mehr lernen als jüngere. Erklärt wird dies durch die Tatsache, dass jüngere wie ältere Gehirne nach dem gleichen Prinzip funktionieren. Im Alter aber, so besagt die Studie, verschlechtert sich die Wahrnehmungsleistung, wodurch die Gehirnaktivität zunimmt. Außerdem entstehen auch im Erwachsenenalter noch neue Nervenzellen im Gehirn. Und Letzteres wird besonders durch den Fremdsprachenerwerb angeregt.
Der Unterschied zwischen Alt und Jung
Ältere wie jüngere Menschen kommen immer wieder in Situationen, in denen sie auf die Herausforderung des Lernens stoßen: ob nun für das Studium oder für die berufliche Weiterbildung, macht dabei keinen Unterschied. Oft scheint es dennoch, als würden sich jüngere Menschen leichter tun – einfach deshalb, weil sie noch an das Schulbank-Drücken oder das Studium gewöhnt sind.
Ältere Menschen sind im intensiven Lernen meist nicht mehr so geübt. Doch ist die erste Hürde überwunden, fällt es diesen dafür oft leichter, Verbindungen zu früher Gelerntem herzustellen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn schon einmal eine Sprache gelernt wurde und man sich an bestimmte grammatische Strukturen erinnern kann. So können Querverbindungen hergestellt werden, für die jüngere Menschen noch kein ausreichend großes Repertoire haben.
Doch was, wenn es um Menschen über 50 im Ruhestand geht? Oft kommen hier Zweifel auf, ob das Gehirn nicht doch bereits zu betagt ist. Doch selbst wenn es so wäre, könnte man diesen Faktor wiederum mit etwas ausgleichen, das die meisten Menschen nicht haben. Und das ist die Zeit, die Dinge so oft zu wiederholen, bis sie fest im Langzeitgedächtnis sitzen. Es gibt also keine Ausrede, sich nicht an einer neuen Sprache zu versuchen.
Tipps für Sprachenlernen im Alter
Natürlich soll das Lernen von Fremdsprachen Freude bereiten. Und am meisten Freude macht es unter anderem dann, wenn schnell Fortschritte sichtbar werden. Hier sind fünf Tipps, wie man das Sprachenlernen im Alter effizient gestaltet.
1. Sprachkurs oder Sprachreise
Wenn man sich mit anderen über das neu Gelernte austauschen und dieses gegenseitig erproben kann, gestaltet dies das Sprachenlernen im Alter nicht nur freudvoller und interaktiver, sondern das Ziel gewinnt auch mehr an Bedeutung. Besonders dann, wenn man die Kultur hautnah erleben und die neu gelernte Sprache im Alltag einsetzen kann. Das ruft noch einmal ganz anders ins Bewusstsein, warum man diese Lektionen überhaupt auf sich nimmt.
2. Gesunder Lebensstil
Am besten wird die Hirnleistung unterstützt, wenn der Körper ausreichend Schlaf bekommt und man auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse achtet sowie sich auch körperlich aktiv betätigt. Bewegung an der frischen Luft mit Apfel, Banane, Weintrauben und Co. wirkt bekanntlich Wunder.
3. Die richtige Lerntechnik
Bekanntermaßen ist das Pauken in der Schule nicht die effizienteste Art zu lernen. Denn diese beachtet nicht die Art und Weise, wie das Gehirn lernt. Hierfür gibt es bereits einige erprobte alternative Techniken, mit denen man viel einfacher lernen kann, da sie es dem Gehirn leichter machen, Informationen zu speichern. Beispielsweise solche, die berücksichtigen, ob man auditiv oder visuell lernt, mit oder ohne Musik, nach oder vor dem Essen.
4. Eine passende Sprache wählen
Oft tun sich Menschen leichter, eine Sprache zu erlernen, wenn deren Struktur bereits bekannt ist. So gibt es beispielsweise Sprachen, die das Subjekt, das Objekt und das Verb anders setzen als andere. Wer eine Sprache wählt, die in dieser Hinsicht der Muttersprache gleicht, wird sich leichter tun. Aber auch eine Reise oder neue Bekanntschaften, können durch die Motivation, die neue Sprache zu erproben, durchaus bestärkende Faktoren sein, die das Lernen massiv unterstützen.
5. Herausfinden, wie man selbst am besten lernt
Nichts blockiert den Lernfortschritt so sehr wie Druck. Das bedeutet, dass man sich auch für die kleinsten Fortschritte Zeit nehmen und sich selbst mit Geduld begegnen sollte. So ist es sinnvoll, mit einem einfachen Vokabular zu beginnen, das man im Alltag am ehesten brauchen kann oder mit dem man sich am ehesten identifizieren kann. Auch hilft es, die für sich beste Zeit zum Lernen herauszufinden und diese intensiv zu nutzen.
Training lohnt sich für jedes Alter
Es ist beruhigend zu wissen, dass man den Bedürfnissen nach etwas Neuem getrost auch im hohen Alter nachgehen kann – im festen Wissen, dass diese neue Unternehmung auch fruchten wird. Und ganz nebenbei ist Gehirntraining in jedem Alter sinnvoll, denn wann gäbe es je eine Situation im Leben, in der man sich weniger Hirnleistung wünschen würde?