Internationaler Frauentag: So ist die Situation in 2023 für Frauen weltweit
Wie jedes Jahr am 8. März wird weltweit der internationale Frauentag gefeiert. Ob das wirklich Anlass zum Feiern ist, schauen wir uns etwas genauer an.
Was bedeutet eigentlich Gleichstellung und warum ist das wichtig?
Per Definition des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) bedeutet Gleichstellung, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Geschlecht, die gleichen Rechte, Pflichten und Chancen hat. Das bedeutet nicht, dass Alle gleich werden sollen, sondern, dass die Rechte, Pflichten und Chancen nicht davon abhängig sein dürfen, ob man als Frau oder Mann geboren wird. Gleichstellung bedeutet, dass die Interessen, Bedürfnisse und Prioritäten sowohl von Frauen als auch von Männern berücksichtigt werden, wobei die Vielfalt der verschiedenen Gruppen von Frauen und Männern anzuerkennen ist. Gleichstellung ist demnach keine Frauenthematik, sondern sollte sowohl Männer als auch Frauen betreffen und umfassend behandelt werden.
Die Vereinten Nationen haben 2015 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung in Ihrer Agenda 2030 festgelegt. Das fünfte Ziel beinhaltet die Geschlechtergleichheit (Gender Equality). Mit diesem Ziel soll eine Gleichstellung der Geschlechter sowie das Empowerment von Mädchen und Frauen erreicht werden.
Gleichstellung ist wichtig. Als Ausdruck von sozialer Gerechtigkeit führt sie zur gleichberechtigten Teilhabe an persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten und schafft die Freiheit und den gesellschaftlichen Raum zur Verwirklichung individueller Lebensweisen.
So steht es weltweit um die Gleichstellung von Frauen
So wichtig es auch ist, die Geschlechtergleichstellung umzusetzen, so einfach ist das Ganze dann doch nicht. In vielen Kulturen und Ländern hat sich, geschichtlich, religiös oder politisch bedingt, eine Rollenverteilung etabliert, die auch durch Gesetze und Thematisierung von Geschlechtergleichheit nur mühsam in entsprechenden Gesellschaften durchdringen. Das spiegelt sich auch in statistischen Erhebungen wider. Anlässlich des Weltfrauentages wollen wir demnach einen Blick auf aktuelle, weltweite Studien zum Thema Gleichstellung der Frauen werfen. Dabei gibt es starke regionale Unterschiede.
Der Gender Equality Index 2022 des EIGE: Schweden führend bei Gleichstellung von Frauen
Der Gleichstellungsindex des EIGE ist ein politisches Instrument, welches die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in der Europäischen Union (EU) im Zeitverlauf misst. Der Index vergibt jedes Jahr eine Punktzahl zwischen 1 und 100 an die EU und ihre Mitgliedstaaten. Eine Bewertung von 100 Punkten bedeutet, dass ein Land die vollständige Gleichstellung der Geschlechter erreicht hat.
Schweden erzielt demnach in 2022 einen Wert von 83,9 Punkten und weist damit unter den EU-Mitgliedstaaten das höchste Maß an Gleichstellung auf.
Das Best Countries Ranking 2022: Schweden an der Spitze
Dass die skandinavischen Länder die Spitze der Rankings anführen, zeigt nicht nur der Index. Auch im „Best Countries Ranking 2022“ des Nachrichtenmagazins U.S. News belegt Schweden den ersten Platz in der Kategorie „Woman“, als beliebtestes Land der Welt für Frauen, gefolgt von Norwegen, Finnland und Dänemark. Das Ranking von U.S. News bewertet die Angaben von mehr als 9.000 Frauen zur Beliebtheit eines Landes anhand von fünf Ländereigenschaften:
- Einhaltung von Menschenrechten
- Geschlechtergleichheit
- Einkommensgleichheit
- Fortschrittlichkeit
- Sicherheit
Aus 36 Ländern Amerikas, Asiens, Europas und Afrikas repräsentieren die befragten Frauen in der Befragung unterschiedliche Schichten: informierte Eliten, Wirtschaftsentscheiderinnen sowie Durchschnittsbürgerinnen.
Der „Woman in Work Index 2022“
Die Wirtschaftsberatungsgesellschaft PwC veröffentlicht jährlich den „Woman in Work Index“. Dieser basiert auf den aktuellsten verfügbaren Daten der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Er bewertet die Beschäftigungssituation von Frauen in 33 OECD-Ländern hinsichtlich der Erwerbstätigenquote, der Differenz zwischen der Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern, der geschlechterspezifischen Arbeitslosenquote, dem Anteil von Frauen in Vollzeitbeschäftigung und des Lohngefälles von Männern zu Frauen, dem sogenannten „Gender Pay Gap“, als den Verdienstabstand pro Stunde zwischen Frauen und Männern. Auch wenn die Verbesserungen der Beschäftigungsverhältnisse sich nur langsam, dafür aber stetig verbessert hatten, hat die Covid-19 Pandemie Frauen in Bezug auf berufliche Geleichstellung um mindestens zwei Jahre zurückgeworfen. Zurückzuführen ist dies auf eine deutlich gestiegene geschlechtsspezifische Arbeitslosigkeit und den Anteil der Frauen, die aufgrund der Pandemie aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden sind.
Frauen werden erst in 63 Jahren auf ein Verdienstniveau wie Männer kommen
Die PwC-Erhebung zeigte einen bisher langsamen, aber stetigen Anstieg der Erwerbstätigkeit von Frauen in den OECD-Ländern. Im Erhebungsjahr 2020 ist der Index jedoch erstmals in den einzelnen Kategorien unterschiedlich stark gesunken:
- Die Frauenerwerbsquote sank um einen Prozentpunkt auf 69 Prozent
- Die geschlechtsspezifische Arbeitslosenquote stieg um einen Prozentpunkt auf 7 Prozent
- Der Gender Pay Gap verringerte sich von 15 auf 14 Prozent
Die Ursachen dafür können vielfältig sein: Frauen arbeiten zum Beispiel in schlechter bezahlten Berufen oder erreichen seltener Führungspositionen als Männer. Manche Frauen erhalten auch weniger Geld von ihrem Arbeitgeber, obwohl ihre Tätigkeit, ihre Ausbildung und ihre Erwerbsbiografie mit denen ihrer männlichen Kollegen vergleichbar sind.
Der Global Gender Gap Report 2022 des World Economic Forums verdeutlicht, wie lange es dauern wird, um die Genderlücke zu schließen.
Die besten Länder der Welt für Frauen
Das Georgetown-Institut für Frauen, Frieden und Sicherheit (Georgetown Institute for Women, Peace and Security) setzt sich für eine stabilere, friedlichere und gerechtere Welt ein, indem es die Rolle von Frauen bei der Friedensschaffung und der Entwicklung von Volkswirtschaften untersucht und hervorhebt. Jährlich veröffentlicht das Institut den Woman, Peace and Security Index mit Unterstützung des norwegischen Außenministeriums.
Für das Jahr 2021/22 gibt der Index unter anderem Auskunft über die besten Länder weltweit für Frauen. Es gibt Länder, in denen Frauen in den öffentlichen Raum einbezogen werden, und solche, in denen sich Frauen isoliert und unsicher fühlen.
Die Top 10 der besten Länder
Die nordischen Länder belegen vier der Top-10-Plätze. Schweden liegt auf Platz sieben. Den Ergebnissen des Berichts zufolge ist dies vor allem auf die staatliche Politik zurückzuführen, die ein Doppelverdienermodell fördert. Auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Erwerbsbeteiligung sind in den nordischen Ländern sehr gering.
10. Die Niederlande
Die Rechte der Frauen stehen in den Niederlanden im Mittelpunkt der Politik Die Menschen setzen sich nicht nur im Land, sondern weltweit für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen ein. Durch Kampagnen und die Gesetzgebung sind die Niederlande vielen anderen Ländern auf der Welt in Bezug auf die Stärkung der Frauen und ihrer Rechte voraus. Das Land hat hart daran gearbeitet, die Geschlechterrollen, die mit der Kernfamilie verbunden sind, abzuschaffen. Die Frauen in den Niederlanden finden Methoden, um sich und ihre Familien zu unterstützen, indem sie besser in den Arbeitsmarkt und in Regierungsämter integriert werden.
9. Das Vereinigte Königreich
Durch Programme zur Bildung von Mädchen und zur Verhinderung sexueller Gewalt hat sich das Vereinigte Königreich stark für die Rechte und die Stärkung der Rolle der Frau eingesetzt. Die 2015 gegründete Women‘s Equality Party (Partei für die Gleichberechtigung der Frau) bringt Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters, Hintergrunds, Nationalität, Ansichten und Erfahrungen mit dem gemeinsamen Ziel zusammen, sicherzustellen, dass Frauen die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben wie Männer, damit sich alle entfalten können.
8. Österreich
Österreich setzt seine Bemühungen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung der Rolle der Frau fort. Der Nationale Aktionsplan zum Schutz von Frauen vor Gewalt, der 2014 verabschiedet wurde, wird weiterhin umgesetzt. Im Jahr 2016 wurden neue Gesetze zur sexuellen Belästigung sowie eine neue Klausel zu Cybermobbing und die „Initiative gegen Online-Gewalt“ erlassen, um Hassreden, Cybermobbing und nicht einvernehmliches Sexting zu bekämpfen. Darüber hinaus wird das Ganztagsschulprogramm, welches die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer und Frauen fördern soll, ausgeweitet, indem die Zahl der Plätze in Ganztagsschulen bis 2025 verdoppelt wird.
7. Schweden
Schweden ist seit langem ein starker Befürworter der Gleichstellung von Frauen und Männern. Der Leitgedanke in Schweden ist, dass jeder Mensch, unabhängig vom Geschlecht, das Recht hat, zu arbeiten und für seinen Lebensunterhalt zu sorgen, Beruf und Familie zu vereinbaren und ohne Angst vor Missbrauch oder Gewalt zu leben. Die Gleichstellung der Geschlechter bedeutet nicht nur eine gleiche Verteilung von Männern und Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Es geht auch um die Sicherstellung, dass das Fachwissen und die Erfahrung von Männern und Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft genutzt werden.
6. Schweiz
Die Schweiz hat wichtige Schritte unternommen, um die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen in ihrer neuen institutionellen Architektur fest zu verankern, wobei sie sich an der Agenda 2030 orientiert hat. Die Gleichstellung der Geschlechter, das Empowerment der Frauen und die Stärkung ihrer Rechte sind Teil der neuen Schweizer Strategie für nachhaltige Entwicklung. Die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte von Frauen und Mädchen sind auch in der Botschaft über die internationale Zusammenarbeit der Schweiz als eines der sieben strategischen Ziele und als Querschnittsthema aufgeführt. Die unbezahlte Betreuungsarbeit wurde durch die Entwicklung und Umsetzung von Strategien gleichmäßiger zwischen Männern und Frauen aufgeteilt.
5. Luxemburg
Luxemburg setzt sich für eine Gesellschaft ein, die frei von Geschlechterstereotypen ist. Das Land fördert die Gleichstellung der Geschlechter in allen Lebensbereichen. Es setzt sich für die Bekämpfung von häuslichem Missbrauch und Geschlechterstereotypen ein und hat Rechtsvorschriften erlassen, die auf dem Grundsatz der Lohngleichheit basieren. Im Jahr 2015 gründete Luxemburg das „Ministerium für die Gleichstellung von Frauen und Männern“. Luxemburg ist das einzige EU-Land mit einem Ministerium, das sich ausschließlich mit der Gleichstellung der Geschlechter befasst. Seine Ziele und Maßnahmen beziehen sich in erster Linie auf die rechtliche und faktische Gleichstellung der Geschlechter.
4. Dänemark
Dänemark misst der Gleichstellung einen hohen Stellenwert bei. In der Regel ist in der dänischen Regierungskoalition eine Ministerin für Gleichstellung vertreten. Was die Gleichstellung der Geschlechter anbelangt, so sind Frauen in der Wirtschaft stärker vertreten, während Männer eine aktive Rolle bei der Kindererziehung spielen. Dänemarks umfangreicher Elternurlaub und die steuerlich geförderte Kinderbetreuung ermutigen Frauen, außer Haus zu arbeiten und Karriere zu machen, während sie eine Familie großziehen. In der dänischen Regierung sind die Frauen gut vertreten. Rund 40 Prozent der Mitglieder des dänischen Parlaments und viele der Ministerposten werden von Frauen belegt.
3. Island
Die Geschlechtergleichstellung ist ein Merkmal der isländischen Gesellschaft und steht im Einklang mit dem Gesetz über die Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Gemäß Artikel 15 des Gesetzes darf in keinem Gremium einer öffentlichen Körperschaft, in keinem Regierungsrat und in keinem Ausschuss der Anteil der Geschlechter weniger als 40 Prozent betragen. In Island muss jedes Unternehmen mit mehr als 25 Beschäftigten über ein Gleichstellungsprogramm verfügen, dessen Ziele per Gesetz alle drei Jahre überprüft werden müssen.
2. Finnland
Finnland blickt auf eine lange Geschichte der Gleichstellung von Frauen und Männern zurück. Es war 1906 das erste Land in Europa, das den Frauen das aktive und passive Wahlrecht zusprach. Frauen in Finnland arbeiten in der Regel Vollzeit und haben gleichen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Dort ist auch die Wahrscheinlichkeit am größten, dass sich Frauen voll in das politische und wirtschaftliche Leben des Landes einbringen können. In Finnland sind Männer und Frauen gleich stark in der Arbeitswelt vertreten. Dies ist auf die Verfügbarkeit kostengünstiger, hochwertiger Kinderbetreuung, Initiativen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine Politik zurückzuführen, die den Urlaub aus familiären Gründen gerechter auf die Eltern verteilt. Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Geschlechtsidentität und des Geschlechtsausdrucks ist illegal.
1. Norwegen
Norwegen gilt als eines der Länder mit der größten Geschlechtergleichstellung weltweit. Das Hauptziel der norwegischen Bemühungen auf dem Gebiet der Frauenrechte und der Gleichstellung der Geschlechter besteht darin, die Möglichkeiten für Frauen und Mädchen zu erweitern, ihr Recht auf Selbstbestimmung zu fördern und sie zu stärken. Darüber hinaus versucht das Land, die Gleichstellung der Geschlechter auf globaler Ebene zu fördern. Norwegen hat allen Menschenrechtsverträgen und internationalen Konferenzabkommen zugestimmt, die einen rechtlichen Rahmen für die Beseitigung von geschlechtsspezifischer Diskriminierung und geschlechtsspezifischen Menschenrechtsverletzungen bieten.