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© Tirachard Kumtanom auf pexels.com

Gleichberechtigung von Frauen: Weltweit noch immer große Defizite

Die Zahl der weiblichen CEOs sowie der aktuelle Grad der Gleichberechtigung werden weltweit überschätzt. Tatsächlich befinden sich nur drei Prozent der 500 größten Unternehmen des steht eine Frau als Geschäftsführerin an der Spitze. Welche Nationen am meisten daneben liegen, zeigt diese Ipsos-Umfrage allerdings nicht: Der Anteil wird in allen 27 Teilnahmeländern überschätzt – und das deutlich.

Wie die Grafik von Statista zeigt, liegen die Befragten in Mexiko mit 29 Prozent am deutlichsten daneben. In Deutschland wurde der Anteil auf 15 Prozent geschätzt. Am nächsten an der Realität sind die Südkoreaner: Sie gaben an, dass neun Prozent der CEOs weiblich sind.

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Noch 217 Jahre bis zur Gleichberechtigung

Die Ipsos-Studienbetreiber fragten außerdem, wann Frauen und Männer in Bereichen der Wirtschaft, Gesundheit, Bildung und Politik weltweit gleichberechtigt sein werden. Die Deutschen schätzen, dass dafür noch 50 Jahre benötigt werden. Die wissenschaftliche Prognose besagt allerdings, dass dies weltweit erst in 217 Jahren der Fall sein wird. Befragte aus allen Ländern unterschätzen die benötigte Dauer für die Gleichstellung deutlich. Am dichtesten liegt noch Großbritannien mit einer Schätzung von 100 Jahren an der Prognose der Wissenschaft, Saudi-Arabien liegt mit einer Angabe von zehn Jahren am weitesten daneben. Entsprechend glauben 43 Prozent der Deutschen, dass die ökonomische Gleichstellung von Mann und Frau noch zu ihren Lebzeiten erreicht wird. In Japan ist man hier mit 25 Prozent am wenigsten optimistisch, während zwei Drittel der Peruaner (66 Prozent) daran glauben.

Der generelle Frauenanteil in Führungspositionen ist in Deutschland in den vergangenen neun Jahren um rund 20 Prozent gestiegen und liegt jetzt bei insgesamt 22 Prozent. Das hat eine Studie des Karrierenetzwerkes LinkedIn ergeben. Was die Geschwindigkeit des Wandels anbelangt, übertrifft Deutschland somit Frankreich, das lediglich einen Zuwachs von 17 Prozent erreicht hat und Großbritannien (16 Prozent). Dennoch sind in diesen beiden Ländern weiterhin wesentlich mehr Frauen in Führungspositionen vertreten – ihr Anteil liegt jeweils bei 31 Prozent. Weltweiter Spitzenreiter beim Wachstum ist Indien, dort gibt es heute 31 Prozent mehr weibliche Führungskräfte als 2009.

Gender Pay Gap bei Löhnen in Estland am größten

Von einer fairen Verteilung in Deutschland kann aber noch lange keine Rede sein: Wächst der Frauenanteil im aktuellen Tempo weiter, erreicht die deutsche Wirtschaft erst 2058 ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in den Chefetagen. Positiv sind immerhin die Veränderungen, die sich in männerdominierten Branchen wie IT und Logistik vollziehen. Dort gibt es die höchsten Zuwachsraten gegenüber Branchen, die bereits weiter sind. So stieg der Frauenanteil in Führungspositionen in der Logistikbranche im Verlauf der vergangenen Jahre um 46 Prozent, in der Finanzbranche um 39 Prozent und in der IT-Branche um 38 Prozent. Vergleichsweise positiv entwickelte er sich auch in der Unterhaltungsbranche mit 25 Prozent und im verarbeitenden Gewerbe mit 22 Prozent.

Auch bei der Bezahlung von Frauen gibt es immer noch Defizite. Frauen verdienen nach wie vor weniger als Männer. Europaweit liegt der so genannte Gender Pay Gap, also der Anteil des durchschnittlichen Bruttolohns der Männer, den Frauen für ihre Arbeit weniger erhalten, bei 16,2 Prozent. Deutschland liegt weit darüber, wie die Grafik von Statista zeigt.

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Spitzenreiter in dem aktuellen Vergleich von Eurostat, dem die Daten von 2016 zugrunde liegen, ist mit 25,3 Prozent allerdings Estland, gefolgt von Tschechien mit 21,8 Prozent. In Italien und Rumänien liegt der Verdienstunterschied bei lediglich 5,3 und 5,2 Prozent.

Der unbereinigte Gender Pay Gap berücksichtigt allerdings keine strukturellen Unterschiede wie Teilzeitarbeit, die Position im Unternehmen oder unterschiedliche Branchen. Er zeigt aber, dass Männer und Frauen nicht im selben Maße an der Wirtschaft partizipieren und ihnen generell weniger Geld zur Verfügung steht. Das liegt zum einen daran, dass Frauen häufiger unbezahlte Sorge- und Hausarbeit leisten und Jobs mit hohem Frauenanteil häufig generell schlechter bezahlt werden.

Doch auch wenn all diese Aspekte heraus gerechnet werden, verdienten Frauen 2014 laut bereinigtem Gender Pay Gap des Statistischen Bundesamtes sechs Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen in gleicher Position.

US-Tech-Branche: Auch hier noch keine Gleichberechtigung

Während der Frauenanteil an der vollzeitbeschäftigten Erwerbsbevölkerung in den USA mittlerweile auf 43 Prozent gestiegen ist, sind weibliche Angestellte in vielen US-Tech-Unternehmen weiterhin stark unterrepräsentiert.

Wie die folgende Grafik zeigt, erreicht einzig Netflix einen Frauenanteil in der Belegschaft, der dem in der gesamten Wirtschaft entspricht. Bei anderen großen Tech-Konzernen liegt der Anteil zum Teil deutlich unter dem nationalen Mittel. Besonders deutlich ist das bei Microsoft: nur 26 Prozent der Angestellten des Software-Riesen sind weiblichen Geschlechts. Bei Tech-Jobs und in der Führungsetage sind es sogar nur jeweils 19 Prozent. Ähnlich sieht es auch bei anderen Top-Unternehmen der Branche wie Facebook, Google oder Apple aus.
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