Ungeordneter Brexit: Deutsche Firmen erwarten Verschlechterung der Geschäftslage
Nur noch jedes fünfte deutsche Unternehmen bewertet seine Geschäfte Großbritannien angesichts des drohenden Brexit als gut; 70 Prozent der Betriebe erwarten für 2019 eine Verschlechterung. Das zeigt die aktuelle Umfrage „Going International“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 1.500 deutschen Unternehmen mit Geschäftsverbindungen zu Großbritannien.
„Der Brexit ist bereits jetzt eine hohe Belastung für die deutschen Unternehmen“, fasst DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Ergebnisse der Auswertung zusammen. Handel und Investitionen befänden sich seit dem Brexit-Referendum „auf einem gewissen Rückzug“. Fast noch schlimmer: Sogar einen Monat vor dem Austrittsdatum müssten die Betriebe „ohne Kompass navigieren“. Eine konkrete Vorbereitung auf den Brexit gestaltet sich für viele Betriebe trotz intensiver Bemühungen schwierig, ist der Experte überzeugt.
Firmen weichen auf andere Produktionsstandorte aus
Einige Unternehmen ziehen bereits Konsequenzen aus dem politischen Hin und Her zwischen Brüssel und London und der nach wie vor unklaren Austrittsvertragslösung. Der DIHK-Untersuchung zufolge plant jeder achte Betrieb mit UK-Geschäft aktuell, seine Investitionen auf andere Märkte zu verlagern – größtenteils nach Deutschland und in andere EU-Länder. Zum Vergleich: Anfang 2018 hatte nur jeder zwölfte Betrieb von entsprechenden Vorhaben berichtet.
„Den größten Risikofaktor für ihre Geschäfte sehen die Unternehmen im drohenden Mehraufwand bei der Zollbürokratie“, so der DIHK-Außenwirtschaftschef. „Im ungünstigsten Fall würden bei einem ungeordneten Austritt bis zu zehn Millionen neue Zollanmeldungen notwendig.“ Hinzu kämen bei einem „No Deal“-Szenario, in dem der Handel auf WTO-Regeln basieren würde, Zölle in Milliardenhöhe. „Rund die Hälfte der Betriebe bereiten sich mit Zollschulungen auf den Brexit vor“, verdeutlicht Treier mit Blick auf die aktuelle Erhebung.
Die meisten Unternehmen halten sich mit teuren Investitionen in Personal und IT noch zurück. „Stattdessen fokussieren sie sich auf Gespräche mit Lieferanten und Kunden.“ Treiers Fazit: „Nicht nur der Brexit selbst, sondern auch die nach wie vor herrschende Unsicherheit über die zukünftigen Handelsbeziehungen gehen ganz konkret zulasten des Wirtschaftsstandortes Großbritannien. Aber der Ball liegt hier nach wie vor eindeutig bei den Briten“, sagt Treier.
Quellen: DIHK, pressetext.com