Qualifikation von Migrantinnen werden häufig nicht gewürdigt
Die Nicht-Anerkennung der beruflichen Qualifikation in der neuen Heimat ist Alltag für viele Migrantinnen aus Nicht-EU-Ländern. Das zeigt die Studie „Vergeudete Talente“ des Instituts Südwind. Unabhängig davon, ob sie als Erwerbsmigrantin, Familienangehörige oder Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind, trifft sie ein erhöhtes Risiko für „brain waste“ oder „De-Qualifikation“. Das meint eine Beschäftigung unterhalb der Qualifikation, über die die Migrantin verfügt. De-Qualifikation führt zu geringeren Einkommen und Vergeudung von Talenten.
„Wenn Bauingenieurinnen als Verkäuferinnen oder Taxifahrerinnen arbeiten, klingt das erst einmal undramatisch“, so Dr. Sabine Ferenschild. „Konkret bedeutet das aber“, betont die Autorin der Studie, „dass die Frauen niedrigere Löhne haben als in Berufen, für die sie qualifiziert wären. Gerade Migrantinnen arbeiten auch häufiger in prekären Verhältnissen.“ Unter allen Migrantinnen mit berufsqualifizierendem Bildungsabschluss arbeiten über 16 Prozent lediglich in Hilfstätigkeiten. Dagegen liegt unter der männlichen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund die Relation bei weniger als 3 Prozent.
In der Studie geht Südwind der Frage nach, inwiefern Migrantinnen aus Nicht-EU-Staaten von dieser Talentvergeudung betroffen sind. Dabei scheinen familiäre Verpflichtungen, insbesondere die Betreuung von Kindern, das „einigende Band“ zu sein, das Migrantinnen beruflich behindert. Und das auch unabhängig von ihrem Einreisegrund und ihrer individuellen Qualifikation. Dazu trägt das „Putzfrauen“-Vorurteil in vielen Köpfen bei. Das bezeichnet die Wahrnehmung von Migrantinnen als gering qualifizierten Personen.
Integrationsmaßnahmen haben in den Jahren viel bewirkt. Doch diese müssten noch stärker an den Bedürfnissen von Frauen ausgerichtet werden. Außerdem bedarf es an größerem Schutz vor prekären Arbeitsbedingungen. So lautet das Fazit der Studie.