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Logistik
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Logistik: Branche fehlen Fachkräfte im In- und Ausland

Qualifizierte Fachkräfte fehlen weltweit in allen Logistik-Bereichen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von drei Wissenschaftlern der Kühne Logistics University (KLU) in Hamburg im Auftrag der Weltbank. Neben einem Mangel an Fachkräften im operativen Bereich fehlen der Logistik auch gut ausgebildete Führungskräfte. Nach Meinung der KLU-Wissenschaftler wird sich der weltweite Fachkräftemangel der Logistik noch ausweiten, wenn Unternehmen und Regierungen nicht jetzt gegensteuern.

„Der Logistiksektor ist in der Vergangenheit weltweit um rund fünf Prozent pro Jahr gewachsen. Die Branche hat es aber nicht geschafft, genügend qualifiziertes Personal anzuziehen, um dieses Wachstum nachhaltig zu unterstützen und immer komplexere Abläufe in der Lieferkette abzudecken“, sagt Alan McKinnon, Professor an der KLU. Qualifizierte Fachkräfte fehlen weltweit in allen Logistik-Bereichen.

Großer Fachkräftemangel und zu wenig Qualifizierung

Die drei Wissenschaftler haben weltweit rund 300 Experten aus Unternehmen, Regierungen, Bildungseinrichtungen und Verbänden befragt, um das Ausmaß des Fachkräftemangels in der Logistik einzuschätzen. Das Ergebnis: Logistik-Unternehmen haben einerseits Probleme, genügend neue Mitarbeiter zu finden. Andererseits sind viele der vorhandenen Mitarbeiter nicht ausreichend qualifiziert. Dieser Mangel hat erhebliche Auswirkungen. Der Grund: Die Logistikbranche hat wesentlichen Anteil am Funktionieren einer Volkswirtschaft.

Der Bedarf an Fachkräften in der Logistik unterscheidet sich von Region zu Region. So fehlen der Studie zufolge in den Entwicklungs- und Schwellenländern vor allem Führungskräfte, die in der Lage sind, komplexe Abläufe zu überschauen und effizient zu managen. In den Industrienationen mangelt es darüber hinaus auch an gut ausgebildeten Fachkräften im operativen Bereich.

Schlechter Ruf und mangelnde Weiterbildung der Logistik

Für den weltweiten Mangel an qualifizierten Fachkräften sehen Wissenschaftler mehrere Gründe. „Logistik steht in direkter Konkurrenz zu anderen Arbeitsfeldern“, so McKinnon. “Und in vielen Ländern sind die Löhne niedrig, die Arbeitsbedingungen schwierig und der Ruf der Branche schlecht.“ Geeignete Kandidaten suchen sich oft lieber einen Job in einem anderen Bereich. Auch die Fähigkeiten der bereits vorhandenen Mitarbeiter können mit dem technischen Fortschritt in der Logistik oft nicht mithalten. Im operativen Bereich fehlt häufig eine geregelte Berufsausbildung, vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Mitarbeiter erhalten nur eine kurze Einweisung.

Dies reiche nicht aus, um den ständig steigenden Anforderungen gewachsen zu sein. Auf den höheren Ebenen fehlt oft eine spezialisierte Ausbildung in Logistik und Supply Chain Management. Viele Führungskräfte seien aufgrund ihrer fachlichen Kenntnisse aufgestiegen, ihnen fehle aber die Fähigkeit, Logistikprozesse auf einer strategischen Ebene zu führen.

Simulationen und Business Games in der Logistik-Ausbildung

Um dem weltweiten Fachkräftemangel in der Logistik entgegen zu wirken, schlagen die Studienautoren verschiedene Maßnahmen vor: Die Zeit und die Ressourcen, die in die Logistikausbildung fließen, müssen auf allen Ebenen deutlich ausgeweitet werden. Die Art und Weise der Ausbildung sollte ebenfalls angepasst werden, um sie attraktiver zu machen. Die Wissenschaftler sehen praktische Lern-Erfahrungen als einen Baustein. Business Games und Simulationen bieten beispielsweise die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen und deren Auswirkungen zu beobachten.

In ihrer Studie empfehlen die drei auch einen Wissenstransfer von den Industrienationen in Entwicklungs- und Schwellenländer. Die Einführung einer dualen Ausbildung, wie wir sie zum Beispiel in Deutschland haben, kann Ländern helfen, die Qualifikation von Arbeitskräften in der Logistik zu verbessern. Verbänden wie der BVL in Deutschland oder CILT in Großbritannien kommt die wichtige Rolle zu, das Image der Logistik bei potentiellen Kandidaten zu verbessern. Außerdem sollten sie die Aus- und Weiterbildung verbessern und verbindliche Standards festlegen.

Auch Regierungen, besonders in Entwicklungsländern, können erheblichen Einfluss auf den Fachkräftemangel in der Logistik nehmen: Indem sie die Zusammenarbeit von Industrie und Wissenschaft fördern, Beratung und Finanzierung bereitstellen und die Logistikausbildung durch ihre Gesetzgebung erleichtern. Je nach der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und der Entwicklung seines Logistiksektors sieht die Studie ein maßgeschneidertes Paket an Maßnahmen vor.