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Mit E-Auto im Urlaub
© Summit Art Creations, AdobeStock

So gelingt der Urlaub mit dem E-Auto

Mit dem Sommer kommt auch die Zeit der Reiseplanung. Für Autofahrerinnen und Autofahrer, die zum ersten Mal mit einem E-Auto in den Urlaub fahren, wird dies zu einer ganz besonderen Herausforderung.

Doch mit der richtigen Vorbereitung, überlegter Routenplanung und einem vernünftigen Umgang mit Ladezeiten und Energieverbrauch wird die Reise nicht nur stressfrei, sondern auch umweltschonend. ARAG Experte Jan Kemperdiek, Fachanwalt für Verkehrsrecht, gibt Tipps, wie die Urlaubsfahrt mit dem Elektroauto optimal gestaltet werden kann.

Das sollte bei der Routenplanung mit dem E-Auto bedacht werden

Eine sorgfältige Routenplanung und eine voll geladene Batterie bei der Abreise sind der erste Schritt zu einem gelungenen Urlaub mit dem Elektroauto. Anders als bei konventionellen Fahrzeugen muss bei einem Elektroauto die Ladeinfrastruktur entlang der Strecke berücksichtigt werden. In Mittel- und Nordeuropa ist das Netz recht gut ausgebaut, vor allem in den Niederlanden und in Skandinavien ist es fast flächendeckend vorhanden. In vielen Ländern Südeuropas ist es dagegen besser, die Route so zu planen, dass man an Ladestationen vorbeikommt. Verschiedene Apps und Online-Tools wie A Better Routeplanner oder Lemnet können dabei eine wertvolle Hilfe sein. Diese zeigen sowohl die Verfügbarkeit als auch die Ladegeschwindigkeit der Ladesäulen entlang der Strecke. Innerhalb Deutschlands empfiehlt Kemperdiek die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur. Dort sind alle öffentlichen Ladesäulen unabhängig vom Anbietenden verzeichnet.

Zur guten Vorbereitung gehört auch die Prüfung, ob man sich für das Laden der Batterie bei der Station anmelden oder registrieren muss. In manchen Fällen, vor allem im Ausland, ist dies erforderlich – und zwar einige Wochen im Voraus. Meist können Touristeninformationen darüber Auskunft geben. Hilfreich ist es auch, nur Ladestationen mit mehreren Ladepunkten zu wählen. Denn wenn die Ladesäule besetzt ist, kann es mehrere Stunden dauern, bis man an der Reihe ist.

Besondere Vorteile mit dem E-Auto in den Urlaub zu fahren

Abgesehen davon, dass man klimaneutral fährt und einen relativ kleinen CO2-Fußabdruck hinterlässt, kann man zum Beispiel in Norwegen oder Tschechien mit einem E-Kennzeichen die gebührenpflichtigen Autobahnen kostenlos nutzen. Und in einigen Städten, auch in Deutschland, ist das Parken in der Innenstadt kostenlos.

Mit welchen Ladezeiten ist zu rechnen und wie kann man sie sinnvoll nutzen?

Laut Kemperdiek ist die Ladezeit durchaus ein entscheidender Faktor beim Reisen mit einem E-Auto. Viele moderne Ladestationen befinden sich jedoch in der Nähe von Restaurants, Spielplätzen oder Sehenswürdigkeiten. Ladezeiten können dort für ein entspanntes Mittagessen, einen Spaziergang oder eine kleine Sightseeingtour genutzt werden. In zehn Minuten lädt man an einer Schnellladesäule rund 100 Kilometer Reichweite auf.

Grundsätzlich sollten Urlauberinnen und Urlauber ihr Elektroauto aufladen, wann immer sie die Möglichkeit dazu haben. Viele Hotels und Ferienwohnungen bieten ihren Gästen inzwischen Ladestationen an. Immer mehr Lademöglichkeiten gibt es auch in Supermärkten und Einkaufszentren. Diese Möglichkeiten sollten genutzt werden, um immer genügend Energie für die nächste Etappe zu haben. Gleichzeitig warnt Kemperdiek aber davor, vor allem Schnellladestationen zu nutzen, die den Akku in kürzester Zeit voll laden. Das ist in der Regel nicht nur sehr viel teurer, sondern schadet auf lange Sicht auch der Batterie.

Gibt es Tricks zur Erhöhung der Reichweite von E-Fahrzeugen?

Viele Faktoren bestimmen die Reichweite eines Elektroautos: Geschwindigkeit, Beladung, Wetter und Fahrstil spielen eine große Rolle. Kemperdiek empfiehlt, die Reichweite eher konservativ einzuschätzen und regelmäßig nachzuladen, statt bis zur letzten Kilowattstunde zu fahren. Auf langen Strecken sollte der Ladezustand des Akkus nie unter 20 Prozent fallen oder immer eine Restreichweite von 100 Kilometern haben, falls zum Beispiel die angepeilte Ladestation besetzt oder defekt ist.

Zur Erhöhung der Reichweite können Fahrerinnen und Fahrer während der Fahrt einige Tricks anwenden. So kann eine gleichmäßige, vorausschauende Fahrweise und das Vermeiden von abrupten Beschleunigungs- und Bremsmanövern den Energieverbrauch etwas senken. Wenn möglich, sollten Fahrende von Elektroautos die so genannte Rekuperationsfunktion nutzen. Dabei gewinnt das Fahrzeug beim Bremsen Energie zurück. Bei bergigen Streckenabschnitten wird das Auto während der Fahrt aufgeladen.

Wie wird der Strom unterwegs bezahlt und was ist dabei zu beachten?

Die Bezahlmethoden an Ladesäulen in Deutschland und im Ausland sind vielfältig. Diese reichen von der klassischen Ladekarte über mobile Apps bis hin zum direkten Bezahlen mit Kreditkarte oder kontaktlosem Bezahlen. Im europäischen Ausland ist das Laden in der Regel etwas günstiger als in Deutschland. Allerdings gibt es bei einigen Ladekarten einen Haken: Sie funktionieren zwar im Ausland, aber Urlauber müssen unter Umständen mit Roaming-Gebühren rechnen, wie man sie früher vom mobilen Telefonieren im Ausland kannte. Das macht die Kilowattstunde deutlich teurer. Bezahlt man dagegen mit der App des jeweiligen Anbieters, ist es günstiger, aber man muss jedes Mal die entsprechende App herunterladen und seine Kreditkarte verifizieren lassen. Hier muss jeder für sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis abwägen, so Kemperdiek.

Mittlerweile gibt es auch deutsche Ladestromanbieter mit Ladepunkten in ganz Europa. Diese haben einheitliche Roamingtarife, die rund um die Uhr gelten – egal in welchem Land. Urlauberinnen und Urlauber zahlen dann je nach gewähltem Tarif eine monatliche Grundgebühr und einen festen Preis pro Kilowattstunde. Das ist zwar etwas teurer, aber bequem.

Das gehört zur Notfallausrüstung

Eine kleine Notfallausrüstung sollte immer an Bord sein. Dies könnte neben den üblichen Utensilien wie Warndreieck und Verbandskasten auch ein mobiles Ladegerät, Verlängerungskabel und gegebenenfalls Adapter für verschiedene Steckertypen beinhalten.

Wer trotzdem unterwegs liegen bleibt, sollte unbedingt einen Pannendienst rufen, der über speziell für Elektrofahrzeuge geschultes Personal verfügt, rät Kemperdiek. Aber auch viele Hersteller von E-Autos bieten spezielle Pannendienste für ihre Fahrzeuge an, die ihre liegengebliebenen Kundinnen und Kunden kostenlos zur nächsten Ladestation bringen oder die Batterie vor Ort mit mobilen Ladegeräten wieder aufladen.

Wie verhält es sich mit Bußgeldern aus dem Ausland? Kann man Knöllchen getrost ignorieren?

Keinesfalls, sagt Kemperdiek. Rechtskräftige Bußgeldbescheide aus den Ländern der Europäischen Union können in Deutschland bereits ab einer Höhe von 70 Euro vollstreckt werden. Eine Vollstreckung ist bereits dann möglich, wenn das Bußgeld zuzüglich der Verwaltungskosten diese Grenze übersteigt. Da die Bußgelder im Ausland oft deutlich höher sind als in Deutschland, kann dies schon bei harmlosen Parkverstößen der Fall sein.

Zuständig für die Vollstreckung ist das Bundesamt für Justiz (BfJ) in Bonn. Zahlungsaufforderungen von Inkassounternehmen können daher ignoriert werden. Das BfJ leitet die Vollstreckung nur ein, wenn dem ausländischen Bescheid eine deutsche Übersetzung beiliegt, die zumindest den wesentlichen Inhalt wiedergibt. Und wenn der Betroffene im ausländischen Verfahren keine Gelegenheit hatte, sich zu den Vorwürfen zu äußern, scheidet eine Vollstreckung ebenfalls aus.

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