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Mareike Lott
© Mareike Lott

„Das Expat-Leben kann unvorhersehbare Wendungen mit sich bringen, sei es im beruflichen oder persönlichen Bereich.“

Mareike Lott lebt mit ihrer Familie, nach vorherigen Auslandsstationen in Paris und Schanghai, in Amsterdam. Im Interview berichtet sie uns von den verschiedenen Herausforderungen, mit denen sie als Expat konfrontiert wurde und welche Erfahrungen sie dadurch gesammelt hat.

Seien es Themen wie das ständige Umziehen, neue soziale Kontakte aufbauen, Karrierewechsel, neue Kulturen und Sprachen lernen oder das Muttersein im Ausland. Heute arbeitet Mareike unter anderem als Business und Life Coach für Expats und verrät uns, welche Eigenschaften sie wichtig findet, die Expats mitbringen sollten.

Expat News: Du hast bereits als Expat in Paris und Schanghai gelebt. Wie kam es dazu und wie lange warst du jeweils dort?

Mareike: Ich habe meine Karriere im Marketing bei L’Oréal in Düsseldorf begonnen und bin nach sechs Jahren für L’Oréal nach Paris gegangen. Ich habe dort für die Marke La Roche Posay gearbeitet und war für die Skincare Serien für den französischen Markt zuständig. Das war sehr herausfordernd am Anfang, da ich bei Ankunft nicht gut französisch gesprochen habe, aber ein lokales französisches Team von vier Leuten geführt habe. Die ersten Monate waren ziemlich hart in einer neuen Kultur, Sprache, Stadt und auch in einer ganz anderen Arbeitsmentalität. Monat für Monat wurde es aber besser, auch da mein Französisch immer besser wurde. Dadurch konnte ich sowohl im Job besser performen (was den Druck langsam etwas weniger werden ließ), aber ich konnte mich auch viel besser integrieren und habe viele französische Freunde gewinnen können, die ich bis heute noch habe und mindestens einmal im Jahr sehe.

Nach knapp 2 Jahren hat dann mein Mann, der auch in Paris arbeitete, ein Angebot bekommen nach Schanghai zu gehen und dort eine neue Herausforderung anzunehmen. Das ging mir persönlich erst mal zu schnell, da ich mich gerade so richtig in Paris eingelebt hatte und das Gefühl hatte, angekommen zu sein: Beruflich, kulturell und privat. Daher haben wir am Anfang viel diskutiert, ob er dieses Angebot annehmen soll. Aber eigentlich waren wir uns schnell einig, dass es für ihn eine einmalige Gelegenheit wäre. Und wir wollten auch schon immer mal in Asien für eine Zeit leben. Das einzige Problem war, dass ich dort nicht so einfach einen Job bei L’Oréal finden konnte.

Nach reichlicher Überlegung habe ich mich dann dazu entschieden, das Unternehmen nach achteinhalb Jahren zu verlassen, was mir unfassbar schwer viel. Erstens war es mein erstes Unternehmen / Arbeitgeber nach dem Studium, zweitens hatte ich eine wirklich tolle Karriere und lehrreiche und spaßige Zeit dort und drittens war es für mich undenkbar ohne Job mit meinem Mann mitzugehen. Daher habe ich mir damals schon fest vorgenommen, alles daran zu setzen, um einen Job in Schanghai zu finden.

„Wenn man „nur“ Expat-Frau ist, ist es schwieriger sich zu integrieren, da man nicht automatisch Kollegen und neue Menschen kennenlernt.“

Expat News: Warum war dir wichtig, nicht nur mitreisende Partnerin zu sein?

Mareike: Ich habe super viel Wert auf Unabhängigkeit gelegt und wollte mich nicht in die (finanzielle) Abhängigkeit begeben. Wenn man „nur“ Expat-Frau ist, ohne eigenen Job und Netzwerk, ist es schwieriger sich zu integrieren, da man nicht automatisch Kollegen und neue Menschen kennenlernt. Zudem hatte ich das Gefühl, weniger wert zu sein. All dies waren übrigens meine Gefühle und Ansichten. Mein Mann hat mich von Anfang an unterstützt und gesagt, dass ich mich da auch verwirklichen kann und totales Verständnis gezeigt. Und er hat es auch sehr wertgeschätzt, dass ich die Karriere erst mal aufgebe, beziehungsweise auf ungewisse Zeit pausiere, damit er seinen nächsten Schritt machen kann.

Heute glaube ich, dass ich mir vielleicht gar nicht so viel Stress und Druck hätte machen müssen, da sich am Ende alles super gefügt hat. Aber es gibt natürlich auch viele Beispiele, wo das nicht so ist und Frauen / Partnerinnen gezwungenermaßen ihre Karriere auf Eis legen, damit der Partner den nächsten Karriereschritt machen kann. Ich hatte auch oft einfach ziemlich viel Glück und war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Mareike mit ihrem Team in China © Mareike Lott

Expat News: Wie gestaltete sich die Jobsuche vor Ort? Hattest du Unterstützung?

Mareike: Am Anfang habe ich erst mal wahllos Bewerbungen geschrieben in alle Richtungen, die mit meiner bisherigen Karriere Sinn gemacht haben. Das hat natürlich zu gar nichts geführt, entweder habe ich eine Absage erhalten oder gar keine Antwort. Das war schon ziemlich frustrierend.

Nach ein paar Wochen reisen, in China eintauchen und ankommen, habe ich mich dann darauf fokussiert, aktiv zu networken und einen Sprachkurs zu besuchen. Durch die App „Meetup“ bin ich auf viele Events gegangen und habe versucht, Leute kennenzulernen. Natürlich war es viel Small Talk am Anfang und nicht immer war es ein gutes Event. Aber so baute ich mir nach und nach Kontakte auf.

Ich bin dadurch dann auf ein Start-up aufmerksam geworden, welches ich sehr spannend fand und begann, mich etwas mehr mit dem Unternehmen zu beschäftigen. Dies erzählte ich dann einer Bekannten beim Sprachkurs ganz nebenbei und wie es der Zufall wollte, kannte sie den CEO der Firma. Sie bot mir an, meinen Lebenslauf und mein Motivationsschreiben weiterzuleiten. Nach dem Kurs habe ich mich dann direkt hingesetzt und überlegt, wie ich mich interessant positionieren könnte, damit mich der CEO überhaupt in Erwägung zieht – als Expat, ohne Chinesisch zu sprechen und Marketing in Europa als Background zu haben – also erst mal eigentlich alles nicht relevant für eine chinesische Firma.

Nach einer kleinen kreativen Nachtschicht und dem Weiterleiten meiner Unterlagen, hatte ich die nächste Woche ein Vorstellungsgespräch und habe drei Wochen später im Marketing angefangen. War das jetzt reines Glück oder Zufall? Vielleicht ja, aber durch mein Networken in den Wochen zuvor und durch meinen Karrierebackground der vorherigen Jahre, hat es dann letztendlich geklappt. Ich hatte vier Monate nach Einreise einen Job, der total Spaß machte und den ich bis kurz vor der Geburt meines ersten Kindes ausgeübt habe für zweieinhalb Jahre.

„Alles hat seine Zeit und es war für uns der richtige Zeitpunkt, in einen neuen Lebensabschnitt zu starten“

Expat News: Als euer erstes Kind geboren wurde, habt ihr Schanghai verlassen? Warum?

Mareike: Der Hauptgrund war tatsächlich die Luftverschmutzung und die wenigen Outdoor-Möglichkeiten. Mein Sohn war ein Jahr alt, als wir zurück nach Europa gingen. Wenn man mit einem Baby manchmal fünf Tage nicht das Haus verlassen kann, weil die Pollution-App Werte von über 250-300 anzeigt, dann ist das nicht nur frustrierend und schwierig, sondern man macht sich natürlich ernsthafte Gedanken um die Gesundheit und, wie man gerne seine Kinder aufwachsen sehen möchte.

Ich war als Kind immer viel draußen, ich bin auf dem Land groß geworden, meine Erinnerungen als Kind sind über Wiesen rennen und Staudämme an Flüssen bauen. Einen Garten haben, Tiere sehen, im Sand spielen und und und. Das alles ist in Schanghai nicht möglich gewesen und daher haben wir uns entschlossen, nach fast vier Jahren China zu verlassen. Zudem wurde ich in der Zeit auch ziemlich krank, und es gab in Europa für mich mehr Möglichkeiten, gesund zu werden und mich zu erholen.

Insgesamt haben wir unsere Zeit in Schanghai geliebt. Es war eine unglaubliche Erfahrung auf allen Leveln, die ich niemals missen möchte. Ich bin total dankbar für diesen Schritt, diese spannenden und verrückten Jahre, die neuen hinzugewonnenen Freunde, die ganzen kulturellen Erfahrungen und Anekdoten, unsere Reisen und auch meine persönliche Weiterentwicklung. Aber alles hat seine Zeit und es war für uns der richtige Zeitpunkt, in einen neuen Lebensabschnitt zu starten.

Als Expat mit Baby in Shanghai
Mareike mit Baby in Shanghai © Mareike Lott

Expat News: Wie kam es, dass Amsterdam eure neue Heimat wurde?

Mareike: Hier kam auch wieder zur richtigen Zeit das richtige Angebot. Wir sind wegen des Jobs meines Mannes nach Amsterdam gezogen. Da es für uns nicht nur beruflich, sondern auch privat sehr gut passte, sagten wir diesmal schnell „ja“ und zogen innerhalb von wenigen Monaten um. Auch sehr zur Freude von Eltern bzw. Großeltern und natürlich unseren Freunden. Ein paar Autostunden voneinander entfernt zu sein, statt 12 Stunden Flug und Visum-Bürokratie ist schon etwas anderes. (lacht)

„Durch meine Erfahrungen als Expat und allen Herausforderungen, die ich selbst meistern musste, kam mir die Idee zum Expat Coaching.“

Expat News: Eine Zeit im Ausland zu sein, bringt Höhen und Tiefen mit sich. Gab es Momente, wo du eure Entscheidung in Frage gestellt hast?

Mareike:  In Paris zu keiner Zeit, auch wenn es da einige Tiefen gab. In Schanghai schon eher. Erstmal waren Freunde und Familie natürlich verdammt weit weg und durch die Zeitverschiebung war es nicht immer leicht den regelmäßigen Kontakt zu halten.
Trotz megavieler neuer Kontakte und Freundschaften sind es natürlich die ganz alten, engen Freunde, die einem fehlen. Auch die komplett unterschiedlichen Lebensmodelle von Zuhausegebliebenen machen es in manchen Fällen schwer, da man sich durch seine Auslandserfahrungen auch ziemlich verändert, Dinge anders sieht und das nicht immer auf Verständnis bei Freunden oder der Familie stößt.

Und natürlich kann sich auch eine Partnerschaft verändern oder auf Herausforderungen stoßen, die sich zu Hause vielleicht nicht so ergeben hätten. Alles in allem haben wir als Paar, Familie und ich als Mensch diese Zeit super genossen und gut gemeistert und sind froh, diese wertvolle Erfahrung gemacht zu haben.

Expat News: Dein Karriereweg hat dann einen anderen Weg eingeschlagen. Wie kam die Idee, Business und Life Coach zu werden?

Mareike: Als wir zurückkamen wusste ich, dass ich gerne mal etwas ganz anderes machen möchte. Nach knapp 12 Jahren im Marketing in drei Ländern wollte ich etwas Neues ausprobieren. So richtig wusste ich aber nicht was, ich hatte nur das Gefühl, dass ich gerne viel mehr mit Menschen arbeiten möchte. Daher entschied ich mich für ein Karrierecoaching. Nach ein paar Sitzungen mit guten Übungen und vielen Anregungen zum Nachdenken kam ich darauf, dass ich eigentlich am meisten in meinen bisherigen Jobs genossen hatte, mein Team zu entwickeln, zu coachen und mit vielen verschiedenen Menschen und Charakteren zusammenzuarbeiten.

Daher entschied ich mich selbst, eine Coaching-Ausbildung zu machen in London und Berlin. Von der ersten Minute im Training wusste ich, dass ich genau am richtigen Ort war. Ich habe die Ausbildung nicht nur unheimlich genossen und viel gelernt, sondern mich dabei auch sehr weiterentwickelt. Innerhalb des einjährigen Trainings wurde mir klar, dass ich super authentisch mit meinen Coachees sein möchte. Durch meine Erfahrungen der letzten Jahre als Expat und allen Herausforderungen, die ich selbst so meistern musste, kam mir die Idee zum Expat Coaching. Seitdem coache ich Expats weltweit bei ihren Herausforderungen im täglichen Arbeits-, aber auch Privatleben.

Expat News:  Was sind für dich die wichtigsten Fähigkeiten, die ein erfolgreicher Expat benötigt und warum?

Mareike: Da gibt es so einige Fähigkeiten, die man mitbringen sollte oder besser gesagt, mit denen es einfacher gelingt, in stressigen Situationen einen klaren Kopf zu behalten. Vieles kommt auch mit der Zeit. Konkret sind es diese Fähigkeiten, die ich als wichtig erachte:
Anpassungsfähigkeit: Expat-Sein bringt oft kulturelle, soziale und sprachliche Unterschiede mit sich. Die Fähigkeit, sich schnell an neue Umgebungen, Bräuche und Verhaltensweisen anzupassen, ist daher sehr entscheidend für eine erfolgreiche Expatriation.
Offenheit und Toleranz: Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen, Ideen und Kulturen ist von großer Bedeutung. Toleranz gegenüber anderen Ansichten und Lebensstilen hilft, reibungslose zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Schnell andere Expats kennenzulernen und von ihren Erfahrungen zu lernen, kann hier helfen und die Augen öffnen.
Kommunikationsfähigkeiten: Die Fähigkeit, sich klar und respektvoll in einer Fremdsprache auszudrücken, ist wichtig. Gleichzeitig ist es wichtig, zuzuhören und nonverbale Signale zu verstehen, um Missverständnisse zu vermeiden. Ein Interkulturelles Training kann hier im Vorfeld helfen oder in den ersten Wochen im neuen Land. Für den Anfang empfehle ich das Buch „the intercultural map“ von Erin Meyer.

Flexibilität: Das Expat-Leben kann unvorhersehbare Wendungen mit sich bringen, sei es im beruflichen oder persönlichen Bereich. Flexibilität hilft dabei, mit Veränderungen und Herausforderungen umzugehen. Ich denke, dass man sein neues Leben nicht ständig mit dem alten Leben vergleichen sollte, sondern sich frei auf die neue Erfahrung einlassen sollte, mit allem, was dazu gehört.

Selbstständigkeit: Als Expat muss man oft eigenständig Probleme lösen und Entscheidungen treffen, ohne auf gewohnte Unterstützungsnetzwerke zurückgreifen zu können. Gerade kleinere Unternehmen unterstützen begrenzt oder nur im Vorfeld der Entsendung. Auch Partner-Programme oder Budgets, um die Eingewöhnung der gesamten Familie zu unterstützen, sind nicht immer gegeben. Daher hilft es auch viel selbst in die Hand zu nehmen, um Dinge zu verbessern oder um aktiv Hilfe einzufordern.

„Wenn alles so funktionieren würde und wäre wie zu Hause, hätte man ja nicht weggehen müssen.“

Interkulturelle Sensibilität: Die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu erkennen, zu respektieren und zu verstehen, ist entscheidend, um Missverständnisse oder Konflikte zu minimieren. Gerade in Ländern wie China ist das wichtig, wo die kulturellen Unterschiede zu Europa sehr gegensätzlich sind.

Resilienz: Expat-Leben kann stressig, einsam und herausfordernd sein. Resilienz hilft, mit den Herausforderungen des neuen Lebensstils umzugehen und sich von Rückschlägen zu erholen.

Networking-Fähigkeiten: Der Aufbau eines sozialen Netzwerks, sowohl mit anderen Expats als auch mit Einheimischen, kann enorm hilfreich sein, sei es beruflich oder privat. Man kann von anderen Erfahrungen lernen, Fehler und Fettnäpfchen vermeiden, von Kontakten profitieren und natürlich auch neue Freunde finden – die man dringend nötig hat so weit weg von zu Hause. Ein guter Start sind Expat-Gruppen und Events wie „InterNations“ oder auch „Meetups“ zu besuchen, um seinen ersten Bekanntenkreis aufzubauen.

Selbstbewusstsein: Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Fähigkeit, sich neuen Situationen zu stellen, sind wichtig, um erfolgreich in einer fremden Umgebung zu agieren. Oft tauchen Selbstzweifel im Job und täglichen Leben auf. Ohne das gewohnte Support-Netzwerk ist es ganz schön schwierig, selbstbewusst zu bleiben und nicht an sich zu zweifeln, oder sogar alles hinschmeißen zu wollen. Wenn es doch mal schwierig sein sollte und alles ausweglos erscheint, kann ein Austausch mit anderen Expats, alten Freunden oder auch einem Expat Coach helfen.

Planung und Organisation: Die Organisation von Alltag, Arbeit, Finanzen und persönlichen Angelegenheiten in einer neuen Umgebung erfordert eine gute Planungsfähigkeit. Es ergeben sich oft auch Herausforderungen, wie zum Beispiel Erspartes aus dem Expat-Land ins Heimatland zu transferieren, höhere Steuern in Kauf zu nehmen und die Lebenshaltungskosten zu meistern. Ich empfehle daher unbedingt in der Expat-Vertragsverhandlung den kostenlosen „cost of living index“ zu nutzen, (https://www.numbeo.com/cost-of-living/rankings.jsp) um sich einen guten Überblick über die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten zu verschaffen.

Zu guter Letzt ist Geduld von großer Bedeutung: Nicht alles wird sofort so funktionieren wie zu Hause. Geduld ist wichtig, um mit bürokratischen Prozessen, kulturellen Unterschieden und unerwarteten Hindernissen umzugehen. Wer geduldig bleibt und auch nicht alles zu ernst nimmt, über manche Dinge schmunzeln kann, anstatt sich zu ärgern, wird glücklicher. Wenn alles so funktionieren würde und wäre wie zu Hause, hätte man ja nicht weggehen müssen (lacht).

Expat News: Wie hat deine eigene Erfahrung als Expat deine Arbeit als Coachin beeinflusst und wie unterstützt du Expats in deinen Coachings bei ihren täglichen Herausforderungen im Ausland?

Mareike: Ich denke, dass ich mich in unheimlich viele Situationen sehr gut hineinversetzen kann, weil ich fast alles als Expat in den letzten Jahren selbst erlebt habe. Umzüge, ohne und mit Job mitgehen, vor Ort einen neuen Job finden, alte Freunde zurücklassen, im neuen Land alles wieder von Null aufbauen, Kinder im Ausland bekommen, kulturelle Anpassungsschwierigkeiten und und und… Daher ist das Verständnis für meine Coachees erst mal uneingeschränkt da.

Die Empathie, gepaart mit speziellen Coachingtechniken, Tools und Fragestellungen helfen dann schwierige Situationen von einem anderen Blickwinkel zu sehen, zu hinterfragen und nochmal ganz neu und anders anzugehen. Hierbei reicht das Themenspektrum über berufliche Fragen wie zum Beispiel: „Wie gehe ich mit meinem neuen Chef und einer neuen Führungsweise um? Wie führe ich ein multi-kulturelles Team?“ etc. bis hin zu privaten Fragestellungen:

  • Wie finde ich Freunde?
  • Wie stelle ich sicher, dass es meiner Familie gut geht?
  • Wie leben mein Partner und ich uns nicht auseinander?
  • Wie findet mein Partner einen Job? etc.

Ich habe unter meinen Kunden auch viele, die immer mal wieder im Laufe der Jahre Kontakt mit mir aufnehmen, wenn neue Themen und Herausforderungen auftauchen. Außerdem empfehlen mich Kollegen und Freunde. Dafür bin ich unheimlich dankbar, denn es zeigt mir einerseits, wie ihnen das Coaching hilft bei verschiedenen Themen, und andererseits, dass sie mir vertrauen und denken, dass auch andere von einer Arbeit mit mir profitieren könnten.

Expat News: Wie unterstützt du Expats bei kulturellen Anpassungsschwierigkeiten?

Mareike: Eigentlich läuft alles immer auf diese folgenden Schritte hinaus:

Bewusstsein schaffen: Ich helfe meinem Coachee dabei, sich der kulturellen Unterschiede bewusst zu werden, die Anpassungsschwierigkeiten verursachen könnten. Dieses Bewusstsein ist der erste Schritt zur besseren Bewältigung der Herausforderungen.

Reflexion und Verarbeitung: Ich schaffe einen „safe space“, in dem der Coachee seine Gedanken, Gefühle und Erfahrungen teilen kann, ohne verurteilt zu werden. Freunde und Bekannte hören oft nicht richtig zu oder geben schnell Tipps, die vielleicht ihnen selbst am besten helfen würden, aber nicht unbedingt dem Coachee. Daher fördert ein sicherer Raum, wo man alles erst mal loswerden kann, ohne Angst zu haben, die falschen Dinge zu sagen, die Selbstreflexion und ermöglicht es, Emotionen und Gedanken zu verarbeiten.

„Es geht nicht nur um praktische Werkzeuge und Techniken, sondern auch darum, emotionalen Beistand und Orientierung während des Anpassungsprozesses bereitzustellen.“

Strategien entwickeln: Gemeinsam mit dem Coachee entwickle ich individuelle Strategien, um mit den Anpassungsschwierigkeiten umzugehen. Dies können praktische Tipps zur Kommunikation, Konfliktlösung, Zeitmanagement und zur Schaffung eines unterstützenden sozialen Netzwerks sein.

Kulturverständnis fördern: Durch die Arbeit mit der „Culture Map“ helfe ich, das Verständnis für die neue Kultur zu vertiefen. Dies umfasst nicht nur die Kenntnis von Verhaltensregeln und Traditionen, sondern auch das Verständnis für die zugrunde liegenden Werte und Denkweisen.

Kommunikationsfähigkeiten verbessern: Oft kann ich auch bei der Entwicklung von interkulturellen Kommunikationsfähigkeiten unterstützen, um Missverständnisse zu minimieren und effektive Kommunikation zu fördern.

Stressbewältigung und Konfliktlösung: Der Coachee erhält Tipps und Tools zur Stressbewältigung und zur Förderung, um mit den Herausforderungen der Anpassung umzugehen, sowie Strategien zur Konfliktlösung und zur Bewältigung von Meinungsverschiedenheiten in einer neuen kulturellen Umgebung.

Feedback und Motivation: Ich biete aktiv konstruktives Feedback an und unterstütze den Coachee dabei, Fortschritte zu erkennen und sich auf positive Entwicklungen zu konzentrieren, sowie bei der Aufrechterhaltung der Motivation und des Engagements.

Die Unterstützung kann natürlich individuell angepasst werden, um die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen des Einzelnen zu berücksichtigen. Wichtig ist zu verstehen, dass es nicht nur um praktische Werkzeuge und Techniken geht, sondern auch darum, emotionalen Beistand und Orientierung während des Anpassungsprozesses bereitzustellen.

Expat News: Wie wichtig ist es, als Expat eine gute Performance in einer neuen Arbeitskultur zu zeigen?

Mareike: Das Zeigen einer guten Performance in einer neuen Arbeitskultur als Expat ist äußerst wichtig. Es ist jedoch zu beachten, dass eine „gute Performance“ nicht notwendigerweise bedeutet, perfekt zu sein oder immer die besten Ergebnisse zu erzielen. Vielmehr geht es darum, sich engagiert, flexibel und professionell zu zeigen, während man sich kontinuierlich darum bemüht, die Erwartungen des Unternehmens zu erfüllen oder zu übertreffen.

Kann man dies erreichen, profitiert die eigene berufliche Reputation davon. Auch kann es zu neuen beruflichen Chancen führen, sei es in Form von Beförderungen, Weiterbildungen oder anderen Entwicklungsmöglichkeiten. Des Weiteren hilft eine gute Arbeitsleistung dabei, sich schneller in die neue Arbeitskultur zu integrieren und von Kollegen und Vorgesetzten akzeptiert zu werden. Dies erleichtert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern kann auch soziale Bindungen stärken. Und nicht zu vergessen, ist das Selbstvertrauen. Erfolg im neuen Job und in einem neuen Land wird das Selbstvertrauen stärken und helfen, sich im neuen Land sicherer zu fühlen.

Mareike mit ihrer Familie 2022 in Costa Rica während des gemeinsamen Sabbaticals ©Mareike Lott

Expat News: Würdet ihr nochmal die Segel streichen und in ein anderes Land gehen für länger?

Mareike: Sag niemals nie (lacht). Aber im Moment sind wir super happy mit unserem beruflichen und privatem Set-up in Amsterdam und auch schon vier Jahre hier. Und wenn man Kinder hat, entscheidet man natürlich nicht mehr nur für sich selbst. Man muss auch die Schule und die Freundeskreise der Kleinen im Auge behalten und deshalb gut abwägen, was ein Orts- und Sprachenwechsel bedeuten würde. Aber ich kenne uns auch mittlerweile ganz gut und würde nicht ausschließen, dass wir nochmal woanders hingehen. Dafür muss ein neuer Ort dann aber wirklich alle wichtigen Kriterien erfüllen. Alle vier in der Familie müssten happy mit der Entscheidung sein.

Über Mareike Lott

Mareike Lott ist passionierter Business und Life Coach und unterstützt weltweit Expats bei ihren täglichen Herausforderungen, im neuen Job, bei kulturellen Anpassungsschwierigkeiten oder bei großen Karriere Entscheidungen.Als ehemalige Marketing Expertin, mit  über 13 Jahren Berufserfahrung bei großen Unternehmen in der Kosmetikbranche und verschiedenen Startups hat sie in Paris, Shanghai & Amsterdam gearbeitet und gelebt. Dabei hat sie auch (interkulturelle) Teams geführt und alle tagtäglichen Challenges eines Expats hautnah erlebt. Von der Jobsuche im Ausland, Performance in einer neuen Arbeitskultur bis hin zum Mutter werden im Ausland mit anderen Bräuchen und Ansichten war alles dabei. Diese wertvolle Erfahrung nutzt sie heute in ihren Coachings mit ihren Kunden.Mareike Lott arbeitet und lebt im Moment in Amsterdam, coacht aber meistens online, um möglichst viele Expats weltweit zu unterstützen. Wenn Sie mehr erfahren möchten, besuchen Sie gerne ihre Website oder folgen ihr auf LinkedIn oder Instagram.

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