Diese Nationen leiden besonders unter Urlaubsmangel
Urlaubsmangel bleibt weltweit ein beständiges Problem. Aktuell ist er so groß wie seit zehn Jahren nicht mehr. Reisende sehnen sich zwar nach ihrem nächsten Urlaub, aber machen sich gleichzeitig Sorgen über eine möglicherweise bevorstehende Rezession. Das zeigt eine aktuelle Studie des Reiseanbieters Expedia.
Urlaubstage sehen die meisten Menschen rund um den Globus als Grundrecht und nicht als Luxus an. Sie möchten Urlaubstage nehmen, um sich eine Woche Strandurlaub zu gönnen, aber auch, um Hobbys nachzugehen, sich weiterzubilden, sich in medizinische Behandlung zu begeben, sich um ihre Liebsten zu kümmern und sich einfach zu erholen und Energie zu tanken.
Arbeitnehmende in den USA und in Mexiko mit größtem Urlaubsmangel
Vielleicht ist das der Grund, warum die Ergebnisse der diesjährigen Vacation Deprivation-Studie zeigen, dass Reisende trotz all der Herausforderungen entschlossener sind denn je, ihren Urlaub bestmöglich zu nutzen. Und womöglich lautet auch deswegen die meistgenannte Antwort auf die Frage zu den Reiseplänen im kommenden Jahr: „Ich möchte verreisen, ganz gleich, was passiert.“
Arbeitnehmende in den USA, in Mexiko und in Singapur haben 2022 am wenigsten Urlaubstage erhalten und genommen. Arbeitnehmende in Frankreich und Deutschland hatten Anspruch auf die meisten Urlaubstage, während jene in Japan und Hongkong am meisten Urlaubstage genommen haben. Sie hatten im Durchschnitt vier Tage zusätzlich zum ihnen zustehenden Urlaub frei.
Eltern leiden stärker unter Urlaubsmangel als Kinderlose
Weltweit klagen Eltern (68 Prozent) mehr über Urlaubsmangel als Kinderlose (56 Prozent) und Bewohnerinnen und Bewohner von Städten mehr als jene in vorstädtischen oder ländlichen Gegenden.
Rund um den Globus leiden Beschäftigte in der Landwirtschaft und Flugreisebranche am meisten an Urlaubsmangel (74 Prozent). Beschäftigte im Einzelhandel sind zwar mit 56Prozent insgesamt am wenigsten urlaubsreif, dennoch verspürt über die Hälfte einen Erholungsbedarf.
Insgesamt stehen den deutschen Beschäftigten jedes Jahr im Schnitt 28,3 Urlaubstage zur Verfügung. Doch die Nettozeit, die für Reisen, Urlaub und Erholung bleibt, ist deutlich geringer.
Jede*r zehnte Arbeitnehmende in Deutschland war der Expedia-Umfrage zufolge so stark vom Arbeitgebenden eingespannt, dass einige Urlaubstage einfach nicht genommen werden konnten. Vier Urlaubstage blieben 2022 im Bundesdurchschnitt ungenutzt. In den vergangenen fünf Jahren gab es keine größere Diskrepanz zwischen erhaltenen und genommenen Urlaubstagen.
Arbeitskräftemangel erschwert Urlaubsplanung
56 Prozent der von Expedia befragten Deutschen bestätigen, dass die Urlaubsplanung vor allem aufgrund des aktuellen Arbeitskräftemangels zunehmend zu einer Herausforderung wird. 20 Prozent empfinden ihren Arbeitsplatz als personell unterbesetzt, 26 Prozent sprechen von einem Arbeitskräftemangel in ihrer Branche. Auch die Zeit zwischen zwei Urlauben wird tendenziell länger: Während in der Vacation Deprivation-Studie aus dem Vorjahr nur 30 Prozent angaben, dass sie maximal alle sechs Monate Urlaub nehmen, sind es in der aktuellen Studie bereits 41 Prozent.
„Eine Abwechslung vom Alltag tut nicht zuletzt auch der eigenen Arbeitsmoral gut.“
Im Schnitt 5,6 Tage – das sind knapp 20 Prozent des durchschnittlichen Jahresurlaubs – gehen zudem für private Termine, Pflichten und Projekte wie die Pflege von Angehörigen, Arztbesuche oder den Hausbau drauf. Besonders viel ihrer freien Zeit investieren Eltern: 58 Prozent nutzen allein mindestens drei ihrer Urlaubstage, um die Kinder im Fall von Krankheit oder Schul- bzw. Kindergartenschließungen zu betreuen.
Netto dreieinhalb Wochen für Urlaub und Erholung
Die im Schnitt 18,3 verbleibenden Urlaubstage werden von deutschen Arbeitnehmenden vor allem für Urlaubsreisen genutzt. So haben nur 24 Prozent laut Expedia-Umfrage ihren letzten Urlaub „auf Balkonien“ verbracht. Mehr als drei Viertel sind verreist, 29 Prozent sogar international. „Eine Abwechslung vom Alltag tut nicht zuletzt auch der eigenen Arbeitsmoral gut“, sagt Expedia-Sprecherin Susanne Dopp. „In unserer Umfrage geben 78 Prozent an, nach einer Urlaubsreise generell eine positivere Einstellung zum Job zu haben, 77 Prozent fühlen sich motivierter.“
Da ist es auch nicht überraschend, dass 62 Prozent der Arbeitnehmenden bei Aussicht auf mehr Urlaubstage einen Jobwechsel in Betracht ziehen würden. Für Arbeitgebende, die auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden sind, könnte zukünftig auch die Vier-Tage-Woche eine wichtige Rolle spielen. Vier von fünf Arbeitnehmenden in Deutschland zeigen großes Interesse an dem neuen Arbeitszeitmodell. 24 Prozent würden die dadurch gewonnene Zeit für weitere Urlaubsreisen nutzen, 35 Prozent würden an den zusätzlich freien Tagen ihren privaten Terminen nachgehen – um den Urlaub dann tatsächlich für das zu nutzen, wofür er gedacht ist: Erholung und Abwechslung vom Arbeitsalltag.
Reiseplanung ist herausfordernd
So ist der Wunsch nach Urlaubsreisen weiterhin groß. Nur neun Prozent der Arbeitnehmenden in Deutschland geben in der Expedia-Umfrage an, dass sie aufgrund der wirtschaftlichen Lage dieses Jahr weniger Urlaub machen möchten. Der Großteil (82 Prozent) plant genauso viele oder sogar mehr Reisen zu unternehmen als im vergangenen Jahr.
Eine zunehmende Herausforderung stellt jedoch teilweise das große Urlaubsangebot dar. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) sieht sich dem Recherche- und Planungsaufwand, den eine Reisebuchung erfordert, nicht gewachsen. 56 Prozent fühlen sich durch den Zwang, ein gutes Angebot zu finden, zusätzlich gestresst.