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Rentenzeiten
© Cozine - AdobeStock

Wer im Ausland Rentenzeiten erwirbt, hat es künftig leichter

Die europäischen Rentenversicherungssysteme rücken zusammen – zumindest in Sachen Verwaltung. So ist Anfang 2020 ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum elektronischen Austausch von Daten – konkret von Rentenzeiten – zwischen den Rentenversicherungsträgern in den Staaten der Europäischen Union, des EWR sowie der Schweiz gemacht worden. Das meldet die Deutsche Rentenversicherung (DRV).

Schnellere Berechnung von im Ausland erworbenen Renten

Seit Jahresbeginn tauscht die Deutsche Rentenversicherung über das neue Kommunikationssystem „Elektronischer Austausch von Sozialversicherungsdaten“ (EESSI) Versicherungsdaten mit anderen europäischen Rentenversicherungsträgern digital aus. Durch den digitalen Datentransfer können Renten, die auf Beschäftigungszeiten in verschiedenen Ländern beruhen, zukünftig schneller berechnet und ausgezahlt werden. Das EU-Projekt hat damit einen konkreten Nutzen für die Arbeitnehmer in Europa, die während ihrer Erwerbszeit im Ausland gearbeitet haben. Die Deutsche Rentenversicherung wird das Projekt Mitte des Jahres abschließen.

Rentenzeiten in verschiedenen Ländern durch Jobs im Ausland

„Wer durch diverse Auslandseinsätze oder aufgrund privater Umstände Wartezeiten im Ausland erworben hat, für den war es bislang ein äußerst kompliziertes Unterfangen, mit dem Renteneintritt die Höhe seiner Rente zu ermitteln und die Auszahlung zu beantragen“, weiß Omer Dotou, Rentenberater und Sozialversicherungsexperte bei der auf Entsendeberatung spezialisierten BDAE Consult GmbH. „Für EU-Bürger beschleunigt EESSI die Bearbeitung von Anträgen und führt damit hoffentlich zu einer schnelleren Berechnung und Auszahlung der Leistungen“, so Dotou weiter. Auch die zuständigen Sozialversicherungsbehörden sollen nun vom standardisierten, elektronischen Informationsfluss profitieren. Denn nun kann eine bessere mehrsprachige Kommunikation dank gemeinsamer strukturierter Dokumente erfolgen und somit auch eine effizientere Prüfung und Erhebung von Daten.

2,6 Millionen Renten gingen an Personen, die Rentenzeiten im Ausland erwarben

Die Deutsche Rentenversicherung hat zuletzt rund 2,6 Millionen Renten gezahlt, bei denen Zeiten in anderen EU- und EWR-Staaten sowie der Schweiz für die Berechnung der Rente berücksichtigt wurden. Rentenzeiten im Ausland Etwa 240.000 Renten gingen zuletzt an Bundesbürger mit ausländischem Wohnsitz. Zu den beliebtesten Ländern für den Ruhestand zählen Österreich, die Schweiz, Spanien, die USA und Australien. Aufgrund von vergleichsweise günstigen Lebenshaltungskosten erfreuen sich neben Ländern in Südostasien auch die Staaten Südosteuropas zunehmender Beliebtheit. In letzteren hat sich die Anzahl von deutschen Ruheständlern innerhalb der vergangenen zehn Jahren auf mehr als 10.000 verdoppelt. Was nach wie vor von Land zu Land variiert, ist die zu erwartende Höhe der Rente. In vielen Ländern weicht die tatsächliche Rente jedoch von den Erwartungen der Senioren ab.

Höhe der zu erwartenden Rente wird oft überschätzt

Besonders in Polen klaffen Bedarf und Realität weit auseinander, wie die Statista-Grafik auf Basis einer aktuellen Studie von Schroders zeigt: Senioren ab 55 Jahren, die noch nicht in Rente sind, schätzen dort, dass sie einen Anteil von 103 Prozent ihres aktuellen Jahreseinkommens brauchen würden, um im Ruhestand gut leben zu können. Tatsächlich bekommen Rentner dort aber nur einen Anteil von 56 Prozent ihres Jahresendgehaltes ausgezahlt. In Deutschland entspricht die Rente dagegen eher den Erwartungen, wie die Statista-Grafik zeigt. Besonders gut leben können Rentner in Portugal: Dort bekommen sie der Studie zufolge 72 Prozent ihres jährlichen Endgehaltes ausgezahlt. Die Rente fällt oft nicht so hoch aus wie angenommen Quelle: Statista, Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Rente reicht in vielen Ländern nicht mehr zum Leben

Zudem kommen in ganz Europa viele Rentner nicht mehr mit der gesetzlichen Altersvorsorge allein über die Runden. Wer zusätzlich keine Betriebsrente bezieht oder vermögend ist, muss also weiterhin arbeiten. Laut OECD-Daten liegt die Erwerbstätigenquote für Menschen über 65 Jahre in Deutschland bei 7 Prozent. Damit ist der Anteil der arbeitenden Bevölkerung im hohen Alter zwar höher als in Frankreich, Spanien oder Griechenland, doch immerhin weitaus niedriger als in Nordeuropa, wo man die Altersvorsorge vielerorts bereits der demographischen Realität angepasst hat. Isländer beispielsweise müssen bis zum 67. Lebensjahr arbeiten, um eine abschlagsfreie Rente zu erhalten. Zusätzlich werden durch Boni bei zusätzlichen Arbeitsjahren Anreize geschaffen, länger in die Kassen einzuzahlen. Nebenbei sinkt dabei auch die durchschnittliche Rentendauer der Bürger, all das schont die Kassen. Wenn man über 65 Jahre noch arbeitet Quelle: Statista, Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Zwar stößt eine Erhöhung des Mindestalters für den Ruhestand – wie aktuell in Russland – wohl überall auf Unmut, in Industriestaaten, in denen Geburtenraten sinken und die Lebenserwartung steigt, ist dieser Schritt zu Sicherung der gesetzlichen Altersvorsorge jedoch nötig.