So wichtig ist China für deutsche Unternehmen
Die deutsche Wirtschaft war noch nie so abhängig von China wie im vergangenen Jahr. Das zeigt der Blick auf den deutschen Handelsbilanzsaldo mit China: Er hat 2021 mit rund 39 Milliarden Euro einen neuen Allzeit-Negativrekord aufgestellt. Die Handelsbilanz bezeichnet den Wert der Warenexporte minus dem Wert der Warenimporte. Ein positiver Wert bedeutet einen Handelsbilanzüberschuss, ein negativer Wert ein Handelsbilanzdefizit. Deutschland importiert also Waren mit einem deutlichen höheren Wert aus China, als es selbst dorthin exportiert.
Hierzulande wird nicht erst seit der geplanten Cosco-Beteiligung am Hamburger Hafen darüber diskutiert, ob und wie die deutsche Wirtschaft ihre hohe Abhängigkeit von China reduzieren soll. Sollte China den Konflikt mit Taiwan eskalieren lassen, gelten internationale Wirtschaftssanktionen gegen China als wahrscheinlich. Das hätte entsprechende negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.
Seit fünf Jahren in Folge ist China wichtigster Handelspartner
Wie diese Statista-Grafik zeigt, ist China längst der wichtigste Player im Hamburger Hafen. So liegt der Anteil Chinas am dortigen Containerumschlag bei rund 30 Prozent. Erst mit großem Abstand folgen die USA, Singapur und Russland. In Containern gemessen wurden im vergangenen Jahr im Hamburger Hafen 2,56 Millionen Standard-Container aus und nach China umgeschlagen.
China ist bereits seit fünf Jahren in Folge mit großem Abstand Deutschlands wichtigster Handelspartner. Insgesamt wurden zwischen den beiden Staaten nach vorläufigen Ergebnissen Waren im Wert von rund 212 Milliarden Euro gehandelt. Dahinter folgen mit jeweils über 170 Milliarden Euro Handelsvolumen die Niederlande und die USA. Die Bedeutung Chinas für die deutschen Importe wächst stetig: Im Jahr 1980 hatte China noch auf Rang 35 der wichtigsten Importstaaten gelegen, 1990 schon auf Rang 14. Bei den Exporten liegen dagegen die USA noch vor dem Reich der Mitte.
Schlechte Stimmung bei deutschen Unternehmen in China
Aktuell ist die Stimmung bei deutschen Unternehmen in China nicht so gut, berichtet Germany, Trade & Invest (gtai). „Der sonst für China so typische Optimismus schwindet“, stellte Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer (EUCCC), in einem Pressegespräch im September 2022 fest. 77 Prozent der europäischen Unternehmen in China sehen die Anziehungskraft der Volksrepublik als Investitionsstandort schwinden, so die im Juni 2022 veröffentlichte Geschäftsklimaumfrage der EUCCC.
Sowohl Wuttke als auch eine Studie der Rhodium Gruppe gehen davon aus, dass seit Ausbruch der Pandemie 2020 so gut wie kein europäisches Unternehmen neu im Reich der Mitte investiert hat. Die politischen Risiken werden sowohl in der Volksrepublik als auch global immer größer. Zwar gibt es nach wie vor wachsenden Bedarf – beispielsweise in den Bereichen CO₂-reduzierte Produktionsprozesse und Produkte, Automatisierung, Kfz-Zulieferung und Elektromobilität oder Recycling. Doch zunehmend prägen Ideologie und Partei das Wirtschaftsklima im Land. „Ideologie sticht Wirtschaft“, fasst Wuttke Rhodium Gruppe zusammen.