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Hafen von Shanghai
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Lockdown in Shanghai sorgt für Stau vor dem Hafen

Vor dem Hafen der chinesischen Metropole Shanghai stauen sich viele Fracht- und Containerschiffe. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis eines aktuellen Kartenausschnitts von Fleetmon, einem Online- Trackingportal für Schiffe. Grund für den Stau ist der harte Lockdown, den die chinesische Regierung über die Stadt verhängt hat. Von diesem sind auch die Hafenmitarbeiter betroffen, weswegen der größte Hafen der Welt derzeit mit deutlich weniger Personal auskommen muss.

Die deutsche Industrie stellt sich wegen eines Schiffsstaus im weltgrößten Containerhafen in Shanghai auf möglicherweise schwerwiegende Folgen ein. Industriepräsident Siegfried Russwurm sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: „Die deutsche Industrie befürchtet in den kommenden Wochen gestörte Produktionsabläufe. Getroffen sind vor allem Branchen, die auf Rohstoff- oder Bauteillieferungen sowie den Versand ihrer Fertigprodukte über Seetransporte angewiesen sind.“

Fleetmon nutzt zur Darstellung des Verkehrsaufkommens die Automatic Identification Systems (AIS) Signale der Schiffe. Diese werden in der Schiffahrt zum Austausch von Navigationsdaten via Funk genutzt. Jedes Schiff über 20m muss ein AIS Signal ausstrahlen. Es sendet unter anderem Rufnamen, Schiffstyp, GPS-Position, Abmessungen und ähnliche Daten.

Schon seit längerem sorgen Staus an Containerhäfen für weltweite Lieferkettenprobleme. Auch Umzüge nach Übersee nehmen mehr Zeit und Geld in Anspruch als je zuvor.

Shanghai ist der größte Hafen der Welt

Gemessen am Containerumschlag ist der Hafen in Shanghai der größte Hafen der Welt. 47 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, Maßeinheit für Containergrößen) wurden im vergangenen Jahr dort umgeschlagen. Der größte europäische Hafen befindet sich in Rotterdam – dort wurden 15,3 Millionen TEU umgeschlagen. In Deutschland verzeichnete der Hamburger Hafen den größten Güterumschlag. Rund 8,7 Millionen TEU wurden dort 2021 umgeschlagen. Damit liegt der Hamburger Hafen deutlich vor den Häfen von Bremerhaven und Wilhelmshaven. Einen Überblick über die größten Frachthäfen der Welt gibt diese Statista-Grafik.

größter Hafen Shanghai

Wie die Grafik auf Basis von Daten des Hongkong Marine Departments außerdem zeigt, hat die Containertransportmenge der weltweiten Seeschifffahrt in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Häfen in Asien dominieren das Spitzenfeld der größten Häfen nach Containerumschlag immer stärker. So waren im Jahr 2005 noch 2 europäische und ein nordamerikanischer Hafen in der Top-10-Liste vertreten. 2021 schließlich ist nur noch Rotterdam im Ranking vertreten, dazu noch auf dem letzten Platz.

Die asiatischen – und speziell die chinesischen – Häfen sind in den vergangenen Jahren viel schneller gewachsen und haben die europäischen und amerikanischen Ports abgehängt. In Malaysia, Taiwan und Thailand sind zum Teil völlig neue, große Umschlagplätze entstanden. Anders als bei der Produktion von Gütern sind die Zuwächse bei den Häfen in Asien aber kein Indiz dafür, dass sie innovativer, schneller oder wettbewerbsfähiger wären. Die Hafenentwicklung bildet laut Einschätzung von Experten schlicht das Wachstum der Handelsströme ab.

Lockdown sorgt für weitere Lieferkettenprobleme

Momentan erlebt China den stärksten Ausbruch des Corona-Virus seit Anfang 2020. Wie das Außenwirtschaftsportal Germany Trade & Invest (gtai) berichtet, wurden nach offiziellen Angaben am 22. März 2022 in 64 Städten insgesamt fast 5.000 lokal übertragene neue Fälle (die bislang höchste Zahl) gemeldet, davon 48 Prozent ohne Symptome. Hotspot ist die nordöstliche Provinz Jilin mit den beiden Städten Changchun (fast 2.000 symptomatische Fälle) und dem gleichnamigen Jilin (rund 330 symptomatische Fälle).

Stark betroffen sind ebenfalls die Provinzen Fujian, Liaoning und Heilongjiang sowie Shanghai. Mancherorts schlafen Arbeiter in den Fabriken und Logistikfirmen versuchen, ihre Fahrer in den Betrieben zu halten. Dennoch nehmen die Lieferengpässe zu. Die Auslandshandelskammer Greater China sieht verstärkte Bemühungen, die Wirtschaft am Laufen zu halten und nicht in einen generellen Lockdown-Modus zu verfallen.

Am 23. März 2022 erreichte Shanghai mit offiziell 983 Neuansteckungen – darunter lediglich vier Fälle mit deutlichen Symptomen – einen neuen Tageshöchststand. Shanghai geht stark differenziert nach Hochrisikogebieten vor und beraumt gezielt Massentests an (mit unterschiedlicher Intensität zwischen einmaligen und täglichen Tests). Seit Anfang April ist die Metropole im Lockdown. Die Schulen sind schon seit Mitte März 2022 im Online-Distanzunterricht und dürften dies informellen Einschätzungen zufolge bis Mai 2022 bleiben.