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Umzüge nach Übersee
© David Dibert - Pexels

Warum Umzüge nach Übersee derzeit langwierig und teuer sind

Seit mehreren Monaten sehen sich Expatriates und alle Personen, die mit ihrem Hab und Gut nach Übersee umziehen, mit Herausforderungen und Kosten konfrontiert, die es so in dieser Form noch nicht gegeben hat. Auch die Möbelspediteure, die Umzüge nach Übersee planen und durchführen, müssen derzeit viel Geduld und Flexibilität an den Tag legen.

Was ist der Grund dafür? Momentan sind Seecontainer äußerst knapp und zeitweise überhaupt nicht verfügbar, der Schiffsraum ist sehr stark frequentiert und dadurch ebenfalls knapp. Teilweise müssen Transporte für Umzugscontainer mit acht bis zehn Wochen Vorlauf gebucht werden (für Umzüge Richtung Nordamerika, Kanada und Südamerika) und für drei bis fünf Wochen in Richtung Asien, Arabischer Golf, Australien, Neuseeland.

Seefrachtraten für internationale Umzüge explodieren

Das wiederum hat zur Folge, dass die Seefrachtraten explodieren. Beispielsweise zahlten Unternehmen für ihre Expats für einen 20 Fuß Container (circa 6 Meter lang, 2,5 Meter breit und 2,5 Meter hoch) mit Umzugsgut nach Singapur im Juli 2020 noch 277 Euro. Ein Jahr später kostet dieser 893 Euro. Im Schnitt haben sich die reinen Seefrachtkosten von Asien nach Europa oder nach Nordamerika mehr als verzehnfacht.

Kosten für Umzüge nach Übersee

Zu dieser exorbitanten Preissteigerung für die reine Seefracht nach Übersee kommt hinzu, dass Häfen aktuell nicht angefahren werden, um Zeit zu gewinnen. Oftmals werden dann auch die Zielhäfen nicht angesteuert, sondern es wird ein anderer – nächstgelegener – Hafen angefahren, wo die Container gelöscht und zum ursprünglich geplanten Ankunftshafen gefeedert werden.

Termine für Container-Lieferungen können kaum eingehalten werden

Generell können Fahrpläne dann nicht mehr eingehalten werden, Verspätungen sind an der Tagesordnung. Diese Situation hat verschiedene Gründe: Derzeit gibt es eine Versand- und Lieferkettenkrise, die alle Facetten des internationalen Handels direkt betrifft; ihre Auswirkungen sind so weitreichend, dass sie das Leben von Verbraucher*innen und Unternehmen überall auf der Welt beeinflussen.

Mehr als 90 Prozent des gesamten Weltfrachtvolumens wird schon lange auf dem Seeweg transportiert. Containerisierte Fracht macht über 70 Prozent dieses Seetransportvolumens aus.

Mehr als 17 Millionen Schiffscontainer sind im Umlauf. Davon sind nur etwa sechs Millionen für den Frachttransport verfügbar. Die restliche Mehrheit wird für die Lagerung und andere lokale Anwendungen genutzt. Darauf weist die International Association of Movers (IAM) in einem aktuellen Whitepaper hin.

Die Lieferkette hatte schon immer damit zu kämpfen, mit diesen Herausforderungen Schritt zu halten, aber mit dem Auftreten des Covid-19-Virus und der darauffolgenden globalen Pandemie wurde ein perfekter Sturm in Gang gesetzt, der jeden Aspekt des globalen Handels, einschließlich der internationalen Umzugsgut-Verschiffungsindustrie, stark beeinträchtigt hat.

Corona bedingt weniger Personal an den Häfen weltweit im Einsatz

Die weltweiten Warenströme sind zudem – auch bedingt durch die Corona-Krise – ungleichmäßig verteilt; aktuell wird in Asien viel für den Export produziert. Viele Häfen arbeiteten oder arbeiten jedoch nur mit reduzierter Kraft, da bedingt durch Coronavirus-Ausbrüche aber auch durch Hygienemaßnahmen weniger Personal eingesetzt werden darf. Teilweise wurde die Arbeit in den Häfen für Tage oder Wochen ganz eingestellt. Dadurch verlangsamt sich die Ent- und Beladung der Schiffe; Schiffe liegen tagelang vor den Häfen und warten auf Einfahrt.

Die Sperrung des Suez-Kanals im März 2021 (Havarie der „Ever Given“) hat Teile der Schifffahrt nochmals zusätzlich zum Stillstand gebracht; der Kanal ist zwischenzeitlich wieder für die Schifffahrt geöffnet und die „Ever Given“ auf dem Weg zu den Zielhäfen.

Was bedeutet das für die Planung und Durchführung von internationalen Umzügen? Umziehende Expats und Personalverantwortliche von Unternehmen sollten wesentlich früher als sonst mit der Umzugsplanung beginnen. Wir empfehlen, circa drei Monate vor dem Umzug mit der Organisation zu starten. Dies gibt dem Möbelspediteur genug Zeit, den Terminplan mit dem Umziehenden zu besprechen und rechtzeitig Container und Schiffsraum zu buchen.

Mehrkosten bei kurzfristigen Umzügen mit Containern einplanen

Bei kurzfristigen Umzügen, die grundsätzlich weiterhin auch machbar sind, müssen alle Beteiligten mit zusätzlichen Kosten für eine etwaige Überlagernahme (falls kurzfristig kein Container verfügbar ist) oder für Standgelder und Containermiete im Hafen (falls kurzfristig kein Schiffsraum verfügbar ist) gerechnet werden.

Eine Umbuchung seitens der Reederei auf eine andere Abfahrt ist zwar trotzdem jederzeit möglich, erspart aber die Lager- und/oder die Hafenkosten, da dies im Verantwortungsbereich der Reederei liegt.

Weiterhin raten wir den Umziehenden und den Unternehmen, sich auf die Möglichkeit der verspäteten Abfahrt oder Ankunft des Umzugsgutes vorzubereiten – sei es bei der Flexibilität eigener oder geschäftlicher Termine, sei es durch rechtzeitige Recherche nach möblierten Übergangswohnungen am Abgangs- oder Zielort oder bei der möglichst flexiblen Buchung der Flüge.

Seefrachtraten ändern sich monatlich

Die begrenzte Gültigkeit der Seefrachtraten (in der Regel maximal ein Monat) sollte bei der Budgetplanung für internationale Umzüge berücksichtigt werden; erst kurz vor dem Umzug kann der Möbelspediteur die für diesen Umzug gültige Seefrachtrate bestätigen.

Von den Reedereien hören wir, dass die Situation mit Sicherheit bis zum kommenden Chinesischen Neujahrsfest am 2. Februar 2022 unverändert bleibt, voraussichtlich sogar länger anhalten wird.