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Slow Travel: Wie langsames Reisen geht

Die Sehnsucht nach Entschleunigung wächst insbesondere in der westlichen Welt bei vielen Menschen bereits seit Jahren. Sie empfinden ihren Alltag als stressig, komprimiert und fordernd, so dass schnell das Gefühl aufkommt, geradezu im Zeitraffer zu leben. Auch wenn der Begriff Entschleunigung fast inflationär verwendet wurde, so handelt es sich dabei längst nicht mehr nur um einen Trend, sondern vielmehr um eine Bewegung, die zahlreiche Lebensbereiche umfasst: Von der Art Sport zu machen (beispielsweise Yoga, Meditation) über die Art zu essen (Slow Food) und nun auch bis hin zu einer Art des neuen Reisens: Slow Travel oder auch Slow Tourism.

Entschleunigtes Reisen hat viele Facetten und unterschiedliche Ausprägungen. Für viele bedeutet es einen Gegenentwurf zu Action- und Abenteuerurlaub, für andere wiederum geht es um Sinnsuche und temporären Ausstieg aus dem Alltag (zu nennen sind hier die Trends Pilgerreisen und Klosteraufenthalte) und wieder anderen geht es vor allem um die Art der Fortbewegung. In Deutschland hat der Brite Dan Kieran einen Diskurs um das Langsamreisen ausgelöst, nachdem sein Buch „Slow Travel“ – Die Kunst des Reisens im Sommer 2013 erschienen war. Der Autor beschreibt darin, wie er mit zwei Freunden ganz England bereist – nur mit einem alten Milchwagen aus den 40-er Jahren des 20. Jahrhunderts, der maximal 25 km/h schnell fährt.

Dan Kierans Art langsam zu reisen

Kieran selbst meidet Flugzeuge – einerseits aus Flugangst, andererseits, weil er sich schon im Teenageralter dem bewussten Reisen verschrieben hat. In einem Interview mit Zeit Online erzählt er, wie er versuchte, noch einmal mit dem Flugzeug an sein Ziel zu kommen und sich noch mehr im langsamen Reisen bestätigt fühlte: „Ich habe mich gefühlt wie ein Frachtgut, ohne die Möglichkeit, mich wirklich auf den neuen Ort einstellen zu können. Man ist gestresst und sorgt sich, ob man den Anschlussflug bekommt“.

Gestressten Menschen, die noch unsicher sind, wie entschleunigtes Reisen funktioniert, empfiehlt er, sich einfach einen Rucksack mit Proviant zu füllen und drauf los zu marschieren – gerne auch in ihrer Heimatstadt. Seine Tipps für Slow Travel: Auf Reiseführer verzichten, einen Bogen um Sehenswürdigkeiten und insbesondere teure Hotels machen und sich über durchkreuzte Pläne freuen.

Bahnreisen wieder stärker nachgefragt

Transportmittel spielen beim langsamen Reisen ebenfalls eine große Rolle und davon profitiert auch die Tourismusindustrie jenseits der Airlines. So erleben Bahngesellschaften weltweit eine Renaissance. Zugfahrten von Hamburg nach Rom oder mit der transsibirischen Eisenbahn von Russland nach China sind inzwischen wieder sehr gefragt und spezialisierte Reisebüros bieten Urlaube mit Sonderbahnreisen an. Im Norden der USA beispielsweise sind einige transkontinentale Züge (zum Beispiel California Zephir, Texas Eagle und Silver Star) unterwegs, ebenso wie in Kanada beispielsweise die Canadian Bahn. Wer so durch Amerika reist, kann wirklich behaupten, der Weg sei das Ziel.

Selbst nach England reisen Schüler wie Erwachsene inzwischen gerne wieder mit Bahn und Fähre beispielsweise zu Sprachaufenthalten. Traditionell geht es dann vom französischen Calais mit der Fähre ins englische Dover. An Deck der Fähre können Reisende bereits aus der Ferne die weißen Felsen von Dover beim Näherkommen betrachten. Ein solcher Anblick bietet sich Flugreisenden jedenfalls nicht.

Slow Travel kommt aus Italien

Seinen Ursprung soll „Slow Travel“ übrigens in Italien haben, wo auch der Trend zum bewussten, aufwändig zubereitetem Essen (Slow Food) kommt. Bereits 1999 besannen sich einige kleine italienische Städte darauf, dass beim Reisen nicht das Tempo, sondern der Genuss im Vordergrund stehen sollte und nannten sich „langsame Städte („Cittàslow“) – inzwischen gibt es die slow cities überall auf der Welt.

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Buchtipp:

Cover_Slow_TravelDan Kieran: Slow Travel – Die Kunst des Reisens;

Verlag Rogner & Bernhard, 250 Seiten, 19,910 Euro;

ISBN: 978-3954030125

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