Libanon: Bier für den Boom
Libanons Brauereien wollen im Export wachsen und so auch Investitionen in Produktionserweiterungen im Inland rechtfertigen. Der derzeit schwache Tourismus belastet die Biernachfrage, die sich vor allem auf den Sommer konzentriert.
Die weltweit verstreuten Auslandslibanesen haben einen besonderen Draht zur Heimat, den die libanesischen Bierbrauer für ihre Exporte nutzen. Jetzt hat eine neue kleine Brauerei den Export in die USA aufgenommen, wo es eine große Gemeinschaft von Bürgern mit libanesischen Wurzeln gibt. Die erst 2006 gegründete Brauerei Gravity Brewing mit ihren Marken »961 Beer« und »Lebanese Brew« setzt jetzt neben der Binnennachfrage nach eignen Angaben auf den US-amerikanischen Markt. »961 Beer« soll erst an der US-Ostküste eingeführt werden.
Dominierender Anbieter im Libanon ist die alteingesessene Brauerei Brasserie Almaza Sal. Bis 2006 war Almaza der einzige Hersteller im Land. Die libanesische Inlandsproduktion betrug 2011 etwa 1,45 Millionen Kisten mit je 24 Flaschen. Davon entfiel der Löwenanteil auf Almaza während Gravity Brewing mit inzwischen 300.000 Kisten jährlich in einer anderen Liga spielt. Zu der Inlandsproduktion kommen nach Angaben der »Association of Alcohol, Wines and Spirits in Lebanon« weitere 950.000 eingeführte Bierkisten hinzu.
Vor allem die Türkei steigert ihre Exporte an den kleinen Nachbarn im Süden stetig, wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Zwischen 2008 und 2012 legte der türkische Bierexport in den Libanon von 1,8 Millionen auf 2,6 Millionen US-Dollar zu. Auch andere Anbieter aus dem Ausland haben offenbar ihre Hände im Spiel, da die Gesamteinfuhr 2012 bei 9 Millionen US-Dollar lag. Vorläufiges Spitzenjahr bei den Einfuhren war 2010 mit 14 Millionen US-Dollar.
Bier im Libanon nur an dritter Stelle hinter Spirituosen und Wein
Mit rund 5,5 Liter Bierkonsum pro Jahr und Kopf liegt der Libanon weit unten in der weltweiten Verbrauchsstatistik. Aus einer Rangfolge von 123 Staaten rangiert das Land auf Platz 89. Allerdings hat sich immerhin der Bierdurst im Lande im Vergleich zu den 1950er Jahren, als der noch bei 3,5 Liter lag, deutlich erhöht. Noch ist der Libanon eher ein Land der Spirituosen und des Weines, dessen Anbau eine jahrtausende alte Tradition hat. Vom Gesamtkonsum an Alkoholika entfallen 46 Prozent auf Spirituosen, 33 Prozent auf Wein und nur 21 Prozent auf Bier.
Während Firmen wie Almaza und Gravity versuchen, eine Bierkultur im Lande zu initiieren, bleibt des Biergeschäft saisonal mit dem Hauptabsatz in den heißen Sommermonaten. Hier liegt allerdings auch das Potenzial, da mit einem Boom im Tourismus keine Zweifel an einer explodierenden Biernachfrage bestehen. Allerdings machen dem gebeutelten libanesischen Tourismus immer wieder politische Umstände einen Strich durch die Rechnung, wie jetzt die Krise in Syrien.
Die Einfuhrstatistik für Brauereitechnik spiegelt die geringe Zahl der libanesischen Brauereien wider. Allerdings könnten die tatsächlichen Investitionen unterschätzt werden, da einige der Technikimporte unter anderen Kapiteln des Zolltarifs, wie zum Beispiel Abfüllanlagen allgemein oder andere Ausrüstungen zu finden sein dürften.
Quelle: zenith BusinessReport
Autor: Christian Glosauer/GTaI
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