Inwieweit sich Liebe messen lässt
Wer im Internet in eine Suchmaschine „Liebesbarometer“ eingibt, erhält viele tausende Treffer. Diese Wahrsagekunst soll anhand der Namen und eventuell des Geburtstages herausfinden, wie gut ein Paar – bi-kulturell wie national – zusammenpasst. Viele kennen noch aus der Schule das folgende Liebesbarometer: Die Namen werden aufgeschrieben und mittels einer kompliziert erscheinenden, für Eingeweihte aber recht einfachen Rechnung wird die Prozentzahl der Liebe herausgefunden. Hier ein kleines Beispiel dieser Rechnung: Es gilt, herauszufinden, wie sehr sich Marc und Ella lieben. Dazu werden die Buchstaben gezählt, von vorne nach hinten; doppelte Buchstaben werden gleich zusammengenommen und nicht mehrfach in der Zahlenreihe aufgeführt.
Marc und Ella lieben sich also zu 53 Prozent. Ob die Liebesbarometer im Internet nach dem gleichen System funktionieren, ist nicht ganz klar – es wird aber wahrscheinlich ein ähnlich Einfaches sein oder die Prozentzahlen sogar nur per Zufallsprinzip herausgeben. Eins ist immerhin sicher: Die Liebe lässt sich nicht so einfach in Zahlen angeben. Einige Ratgeber empfehlen daher, lieber auf die psychologischen Tests zu vertrauen. Die Paarforschung ist mittlerweile schon ein gutes Stück weiter als noch vor einigen Jahren.
Neue Erkenntnisse in der Paarforschung
Gleich und gleich gesellt sich gern – dies war lange Zeit ein Gesetz, wenn es darum ging, stabile Beziehungen zu beschreiben. Es galt, jemanden zu finden, der einem möglichst ähnlich ist. Selbst wenn dies dem Sprichwort „Gegensätze ziehen sich an“ zuwiderläuft. Generell gilt, dass die Rahmenbedingungen schon passen müssen – eine Frau, die unbedingt Kinder und Familie haben möchte, wird kaum mit jemandem glücklich, der Kinder nicht ausstehen kann. Neuste Forschungen fanden aber heraus, dass die Ähnlichkeit ansonsten nicht zwingend gegeben sein muss. Ein herausragender Fehler in den früheren Forschungen war der Umstand, dass nur auf die subjektive Meinung der Probanden Wert gelegt wurde – und diese dachten tatsächlich, dass sie ihrem Partner sehr ähneln. Objektiv wurde diese wahrgenommene Ähnlichkeit allerdings nie untersucht.
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Wer sich ähnelt, verliebt sich – dieses Grundgesetz der Liebe wurde mittlerweile widerlegt.
Dies holten Forscher nun nach und fanden heraus, dass Personen, die sich sympathisch sind und bei denen die Chemie stimmt, unbewusst nach Ähnlichkeiten suchen – beispielsweise wird es als sehr positiv bewertet, wenn beide die gleiche Tageszeitung lesen. Würde dieser Fall gegenüber einem als unattraktiv empfundenen Menschen auftreten, wäre die Bedeutung nicht einmal halb so hoch. Auch grundverschiedene Menschen können daher eine glückliche Beziehung führen – sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Zu diesen gehören unter anderem die eigenen Zukunftsvorstellungen, das Alter sowie die Religion.
Persönlichkeitstests der Partnerportale
Es gibt auf Partnerportalen Persönlichkeitstests, bei denen der Suchende detailliert befragt wird, damit ihm ein möglichst ähnlicher Partner vorgeschlagen werden kann. Neue Studien zeigen zwar, dass die Ähnlichkeit nicht grundsätzlich wichtig ist für das Gelingen einer Partnerschaft, aber auch nicht grundsätzlich falsch. Dort sind die eigenen Werte wichtig: Misst ein Mensch gemeinsamen Aktivitäten hohe Bedeutung bei, so sind gleiche Hobbies wichtig. Wer dies nicht tut, kann auf den Test verzichten und einfach anhand seiner Rahmenbedingungen nach passenden Partnern suchen. Es liegt daher im eigenen Ermessensspielraum, wie ähnlich einem ein Partner sein sollte. Sofern die Chemie zwischen beiden im persönlichen Gespräch aber trotzdem nicht funktioniert, wird den Ähnlichkeiten automatisch keine hohe Bedeutung beigemessen. Schaden kann es also auf keinen Fall, auf die Suche nach einem ähnlichen Partner zu gehen. Die Suchenden sollten nur im Kopf behalten, dass Ähnlichkeit keine Garantie für Liebe ist. Laut den neuen Erkenntnissen der Paarforschung muss nicht einmal die Muttersprache die gleiche sein, damit eine glückliche Partnerschaft funktioniert. Wenn Menschen anderen Kulturen gegenüber generell offen sind, kann eine multikulturelle Partnerschaft sehr erfüllend sein; das Interview mit Susan Salzbrenner, die mit einem Brasilianer zusammenlebt und mit ihm die beiden gemeinsamen Kinder großzieht, gibt darüber Aufschluss.
Fazit: Liebe ist kaum messbar
Es bleibt die Frage, ob die Liebe messbar ist. Diese ist mit Nein zu beantworten. Liebe ist ein Gefühl, dass ebenso wie Freude, Zufriedenheit oder auch Traurigkeit schwer zu erfassen ist. Es ist abstrakt und lässt sich schwer für andere beschreiben – selbst der bekannte Ausdruck „Schmetterlinge im Bauch“ ist nur für Personen nachzuvollziehen, die dieses Gefühl schon einmal erlebt haben. Liebe in Prozentzahlen auszudrücken, ist daher nicht möglich; zumindest nicht durch eine Verrechnung der Buchstaben. Außerdem geht es in einer glücklichen Partnerschaft nicht darum, wie groß die Liebe generell ist, sondern nur, ob sie auch im Alltag Bestand hat. Allgemein ist daher Folgendes zur Liebe festzuhalten:
1. Liebesbarometer geben keinen realistischen Hinweis auf die Liebe zwischen zwei Personen
2. Ähnlichkeiten spielen nur bei Sympathie eine große Rolle
3. Die Rahmenbedingungen, wie ein Kinderwunsch, sind wichtiger als gemeinsame Hobbies
4. Die Liebe lässt sich auch mit Persönlichkeitstest nicht unter Garantie vorhersagen; es ist wichtig, dass die Chemie zwischen beiden Menschen stimmt
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Bilder:
Abbildung 2: pixabay.com © pixelcreatures CC0 1.0
Abbildung 3: pixabay.com © Olessya CC0 1.0
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