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Gesundheitssystem in Kuwait: Unterschiede für In- und Ausländer

Kuwaits Gesundheitssystem ist überlastet. Neben Investitionen sind vor allem Strukturreformen dringend nötig. Die direkte staatliche Finanzierung soll möglicherweise durch ein neues, zweigeteiltes Krankenversicherungssystem abgelöst werden.

Die Gesundheitsausgaben zeigen in Kuwait einen starken Aufwärtstrend, der sich auch mittelfristig fortsetzen dürfte. Nach Berechnungen des Gesundheitsministeriums haben sich die Aufwendungen zwischen 2007 und 2011 um 78 Prozent auf 3,46 Milliarden US-Dollar erhöht, pro Kopf sind die Ausgaben um 66 Prozent auf 953 US-Dollar gestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veranschlagt für 2011 den Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandprodukt mit 2,7 Prozent, was 4,37 Milliarden US-Dollar entsprach. Schätzungen zufolge decken das Gesundheitsministerium und andere staatliche Organisationen über 80 Prozent der Kosten des Gesundheitssystems.

Umbau des Gesundheitssektors geplant

Seit einigen Jahren arbeitet das Gesundheitsministerium an Konzepten zum grundsätzlichen Umbau des Gesundheitssektors. Das derzeitige System ermöglicht sowohl den 1,2 Millionen Einheimischen (2012) als auch den 2,6 Millionen Ausländern freien beziehungsweise subventionierten Zugang zu allen staatlichen Krankenhäusern und Gesundheitszentren. Für die Kuwaiter ist das staatliche Angebot kostenlos, von Ausländern werden ein jährlicher Beitrag von 179 US-Dollar sowie verschiedene Zuzahlungen verlangt.

Ein »White Paper«, das 2011 öffentlich wurde, schlägt eine Zweiteilung des Gesundheitssektors vor. Es sollen für Einheimische und Ausländer getrennte Versicherungssysteme und separate Versorgungsangebote entstehen. Dem Konzept zufolge bliebe es für die Kuwaiter bei einer freien Versorgung. Die Beiträge von Einheimischen an die neu einzurichtende »Nationale Gesundheitsversicherung« soll der Staat übernehmen. Eine »Organisation zur Gesundheitsversorgung« wäre für die Versicherung und Versorgung der Ausländer zuständig. Die Leistungen der Organisation sollen in drei Krankenhäusern für Ausländer mit 2.200 Betten sowie in 17 Gesundheitszentren erbracht werden.

Ärzteverband von Kuwait warnt vor Zwei-Klassen-Medizin

Beobachter gehen davon aus, dass die personelle und technische Ausstattung der dieser Einrichtungen nicht dem Niveau der für Kuwaiter reservierten Krankenhäuser und Gesundheitszentren entsprechen würde. Es entstehe eine Zweiklassenmedizin, so der Vorwurf. Zu den Kritikern gehört auch der kuwaitische Ärzteverband. Diese Segregation entspricht aber offensichtlich dem Mehrheitswunsch der Kuwaiter. Bei den Ausländern handelt es sich vor allem um angeworbene Niedriglohn-Arbeitskräfte aus Asien. Es kommen eine größere Gruppe anderer Araber und eine kleinere Gruppe westlicher Fach- und Führungskräfte hinzu.

zenith_05_2013_194x250_02Das Versicherungskonzept hätte für die Kuwaitern nicht nur den Vorteil eines exklusiven Zugangs zu den gut ausgestatteten staatlichen Einrichtungen, sondern sie bekämen die zusätzliche Option einer kostenlosen Versorgung in privaten Einrichtungen, was im bisherigen System nicht möglich ist. Die Versicherung würde den privaten Gesundheitsdienstleistern die Kosten für die Behandlung von Kuwaitern erstatten. Für eine westlichen Ansprüchen genügende medizinische Versorgung wären zahlungskräftige Ausländer dann ausschließlich auf private Anbieter angewiesen, so die allgemeine Annahme.

Ob oder mit welchen Modifikationen das Konzept umgesetzt wird, ist derzeit noch unklar. Die seit 2011 laufenden Bemühungen zur Gründung einer für die Ausländer zuständigen »Kuwait Health Insurance Company« unter Beteiligung des Privatsektors waren bislang nicht erfolgreich. Eine erneute Ausschreibung des Versicherungsprojekts im Frühjahr 2013 soll aber das Interesse mehrere Investoren gefunden haben.

Gesonderte Besuchszeiten für Einheimische und Ausländer

Die kuwaitische Gesundheitsinfrastruktur ist derzeit überlastet. Deshalb wurde jetzt ein erster Schritt in Richtung Segregation getan. Im März (2013) billigte das Gesundheitsministerium die Einführung gesonderter Besuchszeiten für In- und Ausländer. Ausländer sollen (Notfälle ausgenommen) nur noch am Nachmittag die staatlichen Gesundheitseinrichtungen nutzen dürfen. Damit folgt das Gesundheitswesen ähnlichen Regelungen in anderen Behörden. Auch die Arbeitszeiten der Ärzte sollen sich den neuen Besuchsregelungen anpassen: Kuwaitische Ärzte würden nachmittags in der Regel keinen Dienst tun. Die neue Besuchsregelung durchläuft seit Juni 2013 im Al-Jahra-Krankenhaus einen sechsmonatigen Testlauf.

Quelle: zenith BusinessReport

Autor: Robert Espey/GTaI

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