Bequemlichkeit steht über Umweltbewusstsein für viele Reisende
Die Deutschen verreisen am liebsten bequem – und wollen ihren Komfort der Umwelt zuliebe nicht aufgeben. Das hat eine Befragung der University of Applied Science (UAS) Frankfurt und dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut IFAK zum Reiseverhalten der Deutschen ergeben.
Es zeigen sich Unterschiede bei der Präferenz in den verschiedenen Altersgruppen. Während für jüngere Menschen umweltbewusstes Reisen in der Reiseplanung und -organisation nur eine untergeordnete Rolle spielt, nimmt das Umweltbewusstsein mit dem Alter zu. Bequem zu reisen ist für alle Befragten sehr wichtig.
Drei zentrale Fragen wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der repräsentativen Bevölkerungsumfrage gestellt: Wer hat welche Verkehrsmittel genutzt? Welche Überlegungen spielten bei der Planung beziehungsweise Buchung der Reise eine Rolle? Wie hoch ist die Bereitschaft zur CO2-Kompensation?
Knapp die Hälfte verreist bequem mit dem Auto
44 Prozent der Befragten gelangt mit dem Auto ans Urlaubsziel. Weitere vierzig Prozent der Befragten reisen mit dem Flugzeug. Nur knapp ein Zehntel (9 Prozent) verlässt sich auf die Bahn, um an das Urlaubsziel zu gelangen.
Möglichst wenig Umsteigen – für vier von fünf Befragten (82 Prozent) hat das bei der Planung oder Buchung der Reise Priorität. Außerdem schätzen 77 Prozent der Reisenden die Unabhängigkeit der Fortbewegung am Urlaubsort. Beides zusammengenommen scheinen ausschlaggebende Argumente für das Auto für viele zu sein. Hinter diesen beiden Auswahlkriterien des Reise-Transportmittels stehen die Kosten an dritter Stelle mit 69 Prozent.
Nur knapp ein Drittel der Befragten zieht die Umwelt als Priorität in Betracht bei der Wahl des Transports zum Urlaubsziel. Umweltschonende Aktivitäten am Urlaubsziel spielen jedoch für die Hälfte der Befragten eine wichtige Rolle. 26 Prozent wählen bewusst eine Unterkunft mit Ökosiegel oder ökologischer Zertifizierung. Reisende ab fünfzig Jahren legen noch ein größeres Gewicht auf diese Kriterien.
Den ökologischen Fußabdruck bei einer Flugreise durch eine finanzielle CO2-Kompensation zu minimieren möchte nur knapp ein Viertel der Befragten. Die mittlere Altersgruppe (30 bis 39-jährige) ist am ehesten bereit dazu. Die jüngere Generation (20 bis 29-jährige) lehnt dieses Angebot mit 71 Prozent klar ab.
Dies sind die Vorlieben der verschiedenen Reisetypen
Das Forschungsteam der Befragung konnte vier verschiedene Reisetypen klassifizieren und ihre jeweiligen Vorlieben beim Reisen herausfinden.
1. Budgetorientiert und unabhängig Reisende
Budgetorientierte, unabhängig Reisende haben mit durchschnittlich 910 Euro pro Person niedrige Urlaubskosten, was für sie am wichtigsten ist. Knapp ein Viertel der Befragten fällt in diese Kategorie. Für diesen Reisetyp ist das Auto das favorisierte Reisemittel, da es am besten zu den Bedürfnissen der Reisenden passt, nämlich das bequeme Anreisen mit wenigen Umstiegen sowie Unabhängigkeit bei der Fortbewegung am Urlaubsziel.
2. Reisende mit hohem Umweltbewusstsein
Umweltfreundliche Unterkünfte, Anreisemöglichkeiten und Aktivitäten am Urlaubsziel ist knapp einem Viertel (24 Prozent) wichtig. Reisende mit hohem Umweltbewusstsein zieht es in exotische Länder, wo sie am liebsten soziale Kontakte mit der lokalen Bevölkerung knüpfen. Viele der Befragten, die in diesen Reisetypen fallen, haben gar kein Auto. Die ältere Altersgruppe ist häufiger in dieser Kategorie vertreten.
3. Komfortable Flugreisende
Dieser Reisetyp (19 Prozent) möchte exotische Länder bequem erreichen, besonders häufig mit dem Flugzeug. Deshalb verreisen viele mit Reiseveranstaltenden, wobei sie hohe Reisekosten für ihren Komfort nicht scheuen. Mit durchschnittlich 1.700 Euro pro Person geben sie von allen Gruppen am meisten Geld für den Urlaub aus, jedoch nicht für die umweltfreundlichen Aspekte der Reise. Besonders oft fallen in diesen Reisetyp Vier-Personen-Haushalte, Reisende mit höheren Nettoeinkommen und einem höheren Bildungsabschluss.
4. Unabhängige, zahlungsbereite Autoreisende
Neben den budgetorientierten Autoliebhaberinnen und -liebhabern gibt es noch die zahlungsbereiten Autoreisenden. Sie erhoffen sich, auf der Reise mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu treten und haben mit durchschnittlich 1.520 Euro pro Person ein beträchtliches Reisebudget im Vergleich zum Durchschnitt der Befragten. Sie verfügen über die höchsten Haushalts-Nettoeinkommen, die höchsten Bildungsabschlüsse und gehören der ältesten Altersgruppe an.
5. Sonstige
22 Prozent aller Reisenden konnten statistisch nicht klar einer der oben beschriebenen Gruppen zugeordnet werden, da sich wenige ausgeprägte Vorlieben im Rahmen dieser Befragung feststellen ließen.