„VW ist seit über 50 Jahren in Mexiko aktiv“
Mexiko hat sich in den letzten Jahren zu einem weltweit wichtigen wirtschaftlichen Akteur entwickelt. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers wird das Land bis 2050 sein Bruttoinlandsprodukt nahezu vervierfachen und auf den sechsten Platz der Volkswirtschaften mit dem größten BIP nach Kaufkraft vorrücken. Johannes Hauser, Geschäftsführer der AHK Mexiko, über die Abhängigkeit von den USA und die Stärke der mexikanischen Automobilindustrie.
Expat News: Mexiko hat eine beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung hinter sich, die Auslandsinvestitionen nehmen zu, die Prognosen sind sehr gut. Was macht die mexikanische Wirtschaft so stark?
Hauser: Zum einen hat Mexiko einen großen kaufstarken Binnenmarkt mit etwa 120 Millionen Einwohnern. Zum anderen gibt es eine verlässliche Wirtschaftspolitik, die auf Offenheit und Globalisierung setzt. Dadurch wurden seit 20 Jahren stabile makroökonomische Verhältnisse gesichert, die für Lateinamerika nicht unbedingt typisch sind. Zudem haben viele Freihandelsabkommen einen enormen Zustrom von ausländischen Investitionen ausgelöst und die Entwicklung einer hochprofessionellen Industriekultur befördert.
Expat News: Wie relevant sind die Freihandelsabkommen für deutsche Investoren in einem Land mit einer so ausgezeichneten strategischen Lage?
Hauser: Deutsche Unternehmen profitieren von der Doppelstrategie, einmal den lokalen Markt zu beliefern, aber über eine Präsenz und Fertigung in Mexiko dank der Freihandelsabkommen auch zollfrei die USA als weltgrößten Einzelmarkt sowie unter anderem Japan, die EU und zahlreiche Staaten in Lateinamerika zu bedienen. Die Dynamik in der exportorientierten verarbeitenden Industrie führt im Übrigen zu einer erheblichen Nachfrage nach Investitionsgütern. Da Mexiko über keinen eigenen Maschinenbau verfügt, bieten sich deutschen Anbietern der Kapitalgüterindustrie interessante Marktperspektiven, durchaus ablesbar an der Entwicklung des deutschen Exports nach Mexiko.
Expat News: Mexiko ist der führende Automobilproduzent in Lateinamerika, Automobilkonzerne investieren weiterhin Milliarden. Was zeichnet den Standort für diese Branche so aus?
Hauser: Wesentliches Argument sind auch hier die Freihandelsabkommen. Außerdem gibt es in Mexiko eine lange Tradition automobiler Fertigung. Volkswagen zum Beispiel ist seit über 50 Jahren im Land aktiv, ebenso die US-Konzerne. So hat sich eine sehr gute und verlässliche Zuliefer- und Infrastruktur entwickelt, aber auch eine geschätzte Fertigungsqualität, die erklärt, warum neben dem Massensegment demnächst auch Premiummarken wie Audi, BMW und Mercedes hier PKWs produzieren.
Expat News: Ein neuer Markt entsteht gerade durch die Energiereform und die damit verbundene Liberalisierung der Energie- und Erdölwirtschaft. Ergeben sich hieraus Chancen für deutsche Investoren?
Hauser: Durch die neuen Zugänge zur Exploration, Erzeugung und Verteilung von Energie eröffnen sich deutschen Technologielieferanten sehr gute Geschäftschancen, weil Mexiko hier enormen Bedarf hat. Das hat auch der mexikanische Energiekonzern PEMEX erkannt und nun sogar ein Verbindungsbüro in Deutschland eröffnet, um proaktiv deutsche Unternehmen für eine Mitwirkung an den unterschiedlichen Prozessen zu gewinnen.
Expat-News: Eine Dienstleistung Ihrer AHK ist das Partner Support Program. Worum handelt es sich hierbei?
Hauser: Der Zustrom deutscher Investoren hat auch zur Folge, dass immer mehr Fach- und Führungskräfte nach Mexiko kommen, in der Regel mit Partnerin oder Partner. Um diesen Möglichkeiten zur Gestaltung ihres Aufenthalts zu geben, bieten wir in Kooperation mit den Unternehmen verschiedene Optionen an, von beruflichen Tätigkeiten, Weiterbildungsmaßnahmen oder ehrenamtlichem Engagement. Ziel ist es, den Aufenthalt in Mexiko für beide Partner erfüllend zu gestalten.
Expat News: Beenden Sie bitte den folgenden Satz: „Mexiko ist für deutsche Investitionen und Exporte attraktiv, weil…“
Hauser: sie auf ein wirtschaftspolitisch stabiles Umfeld treffen und in einer offenen und auf Globalisierung setzenden Wirtschaft sehr gute Entwicklungs- und Marktchancen haben.“
Das Interview wurde vom DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. zur Verfügung gestellt.
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