Wie interkulturelles Know-how von Bundeswehrspezialisten bei der Integration ausländischer Fachkräfte hilft
Seit 1992 werden Bundeswehrangehörige vor Einsätzen aufwändig auf das jeweilige Zielland vorbereitet. Einen Teil der Schulungsinhalte bilden die Konfliktursachen und das Hintergrundwissen über ethnische, religiöse und kulturelle Besonderheiten. Die Trainings werden von interkulturell besonders ausgebildeten Soldaten durchgeführt, die in den Einsatzländern den militärischen Entscheidungsträgern regelmäßig beratend zur Seite standen beziehungsweise immer wieder stehen.
Das folgende Beispiel soll das Spannungsfeld verdeutlichen, in dem sich Soldaten manchmal bewegen.
In einem Dorf ohne Wasserversorgung, war es eine Aufgabe der Frauen das Wasser aus dem drei Kilometer entfernten Brunnen zu holen. Um den beschwerlichen Alltag der Frauen zu mildern, beschlossen die vor Ort stationierten militärischen Entscheidungsträger, einen Brunnen in der Dorfmitte zu bauen. Mit den einheimischen Entscheidungsträgern vor Ort wurde alles besprochen. Der Brunnen wurde gebaut, obwohl die oben erwähnten interkulturellen Experten, die diese Region und die Menschen gut kannten, davon abrieten.
Wenige Tage später wurde der Brunnen von den Männern des Dorfes wieder zu geschüttet. Die vormals neutrale bis freundliche Haltung der Dorfbewohner wich einer ablehnenden. Was war passiert?
Interkulturelle Ratschläge müssen auf fruchtbaren Boden fallen
Die interkulturellen Experten fanden durch Gespräche vor Ort heraus, dass die Frauen im Dorf das Gerücht verbreiteten, ihre Kinder und sie bekämen Durchfall von dem Wasser des neuen Brunnens. Sie behaupteten, es läge an den Erbauern und schlugen ihren Männern vor, doch wieder Wasser aus dem alten Brunnen zu holen. Diese stimmten zu.
War das die Erklärung? Nein, sie war es nicht und es waren etliche Gespräche im Dorf nötig, um deutlich zu machen, dass es nicht an den Erbauern lag. Bedingt durch ihr interkulturelles Know-how, hatten die Spezialisten eine gute zwischenmenschliche Beziehung zu dem Dorfältesten. Nur so war es möglich, ohne beiderseitigen Gesichtsverlust, das ablehnende Gebaren aller Bewohner wieder umzuwandeln.
Irrtümer als Gefahrenherd
Die tatsächliche Begründung war eine andere: Die Frauen im Dorf durften ohne männliche Begleitung eines Verwandten nicht das Haus verlassen – es sei denn, sie holen Wasser. Somit haben sie das tägliche Wasserholen nicht als Belastung empfunden, sondern als eine Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Der Brunnen vor den Toren war für sie ein Treffpunkt und der einzige Ort, um sich ungestört mit den anderen Frauen auszutauschen. Diese Möglichkeit wurde ihnen mit dem Brunnenbau genommen. Die interkulturellen Experten sahen die Probleme voraus, aber die militärischen Entscheidungsträger ignorierten ihre gutgemeinten Ratschläge. Wer sollte schon etwas gegen Wasser in seiner Dorfmitte haben?
Was hat das mit Integration zu tun?
Das Beispiel steht exemplarisch für gut gemeinte Vorhaben bei kulturübergreifenden Engagements im In- und Ausland. Allerdings zeigt es auch, wie die Ansätze durch Fehleinschätzungen verpuffen können. Dabei spielt es keine große Rolle, ob es sich um das gesellschaftliche oder das geschäftliche Leben handelt, die unvollendete interkulturelle Kommunikation kann, im schlimmsten Fall, Schäden verursachen. Dies gilt es zu vermeiden.
Stellen Sie sich vor, Sie haben Ihren Kollegen gerade eröffnet, dass die Abteilung demnächst durch eine ausländische Fachkraft aus einem anderen Kulturkreis verstärkt wird. Sie werden mir sicher zustimmen, dass neben denen, die Entwicklungen offen gegenüberstehen, auch Einzelne eher verhalten reagieren. Die Gründe dafür sind vielfältig und werden mal mehr, mal weniger öffentlich kommuniziert. Oft ist es die Unsicherheit im Umgang mit den Menschen eines anderen Kulturkreises, die umtreibt. Personenabhängig können sich sogar Ängste um den Arbeitsplatz breit machen.
Unabhängig von den Sorgen der Alteingesessenen, besteht die Möglichkeit die Zuwanderer zu überfordern. Zu schnell erwartet man, dass sie sich dem neuen Kulturkreis anpassen. Immer wieder hört man auch davon, dass einige ausländische Gäste in ihre Heimat zurückkehren, weil Teams wie Verantwortliche es versäumt haben, das familiäre Umfeld zu integrieren.
Die Risiken für personelle, strukturelle oder finanzielle Ressourcen reduzieren
Ein Integrationsprozess sollte langfristig angelegt sein, verlangt er doch von den verdienten Mitarbeitern und den Neuankömmlingen ein Sicheinlassen auf das Neue. Dieses Sicheinlassen setzt Vertrauen voraus. Daher ist es nötig mit allen Beteiligten zu sprechen und die Angst vor dem Fremden ernst zu nehmen. Dabei sollte allerdings berücksichtigt werden, dass das offene Ansprechen von Problemen in den wenigsten Kulturen praktiziert wird.
Das militärische Beispiel um den Wasserbrunnen für weiblichen Dorfbewohner demonstriert, wie wertvoll das Wissen der interkulturell besonders ausgebildeten Soldaten ist. Hätten diese nicht über einen zwischenmenschlichen Zugang zu dem einheimischen Entscheidungsträger vefügt, wer weiß welche Probleme daraus entstanden wären.
Auf ein Unternehmen übertragen bedeutet das: Wenn bei der Integration etwas Entscheidendes übersehen wird, können vereinfacht gesagt, zwei Entwicklungen beobachtet werden:
1. Die ausländische Fachkraft verlässt das Unternehmen.
2. Es entsteht eine angespannte Stimmung innerhalb der Abteilung.
Schwer kulierbare Folgen für das Unternehmen wären das Ergebnis.
Die richtige Methodik beeinflusst die Gefühlswelt
Wie soll ein Integrationsprozess gestaltet werden? Wie schafft man es, die vorhandene Euphorie aufzunehmen oder „Berührungsängste“ abzubauen? Und wie gelingt es, die langgedienten Mitarbeiter einzubinden ohne sie zu bevormunden? Oder wie gestaltet man das Ankommen der Fachkraft und dessen Familie im neuen Kulturkreis nachhaltig? Viele Fragen, die Personalverantwortliche nicht ohne weiteres beantworten können. Zumal die Aufgabe oft nebenbei wahrgenommen werden soll.
Das Unternehmen Human Resource Protection bietet Konzepte, um Integrationsprozesse zu gestalten und zu begleiten. Unsere interkulturellen Experten der Bundeswehr berücksichtigen politikhistorische, soziologische, ökonomische und psychologische Aspekte, setzen sie in Beziehung zu der Kommunikationsarchitektur der betroffenen Abteilung und reichern sie mit unseren Erfahrungen aus zahlreichen Auslandsentsendungen an.
So entstehen praxisorientierte Workshops, die die Integration erlebbar machen. Durch unsere langjährigen Schulungserfahrungen über alle Bildungs- und Gesellschaftsschichten hinweg sind wir in der Lage zielgruppenorientiert tiefgründiges Begreifen statt oberflächliches Verstehen zu vermitteln.
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Der Autor:
Benjamin Beutekamp ist Berufsoffizier und Geschäftsführer von Human Ressource Protection, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Sicherheitskonzepten für Unternehmen und Privatpersonen in Krisenregionen spezialisiert hat.
Internet: https.//hr-protection.de
E-Mail: info@hr-protection.com
Telefon: +49-4321 539 902 9
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