Gesundheitssystem der Philippinen: Qualifiziertes Personal in einem wachsenden Gesundheitsmarkt
Weil die Bevölkerung der Philippinen rasant wächst muss auch das Gesundheitssystem mithalten. Die Regierung setzt verstärkt auf den Ausbau von Krankenhäusern.
Die Philippinen sind ein Land des Wachstums und zwar in vielerlei Hinsicht. So hat die Bevölkerung 2014 die 100-Millionen-Einwohnermarke geknackt, das Wachstum liegt bei jährlich knapp zwei Prozent. Dabei ist mehr als ein Drittel der Philippiner unter 14 Jahre alt. Die Inselgruppe gilt noch als arm, doch Wirtschaft und Wohlstand steigen Jahr für Jahr. Offiziell gehört das Land zu den so genannten aufstrebenden „Next Eleven“. Ebenfalls im Wachstum befindet sich der philippinische Gesundheitssektor.
So hat der Staat vor ein paar Jahren mehr als 30 Projekte zur Modernisierung der medizinischen Infrastruktur ins Leben gerufen und dafür diverse Finanzierungsmaßnahmen getroffen. Entsprechend stiegen die Gesundheitsausgaben auf rund fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes, das Budget des Department of Health (DOH) wurde um 60 Prozent ausgeweitet und 2013 führte die Regierung eine „Sündensteuer“ auf Tabak und Alkohol ein, deren Einnahmen direkt dem Gesundheitssystem zugutekommen sollen. Für knapp 100 Millionen Euro wurde erst letztes Jahr der Neubau des staatlichen Philippine Orthopedic Center in der Hauptstadt Manila mit 700 Betten abgeschlossen. Auch andere staatliche Krankenhäuser werden neu entstehen beziehungsweise modernisiert. Eines der aktuell größten Projekte ist der Tri-Medical Complex aus Geburtsklinik, Chirurgie und Infektionskrankheiten.
Mehr private als staatliche Kliniken
Die meisten Modernisierungsbemühungen finden allerdings im privaten Bereich statt. Ende 2013 waren bereits mehr als 900 private Kliniken gegenüber 524 Krankenhäusern unter staatlicher Aufsicht registriert. Insgesamt sind etwa 1.500 öffentliche und private Hospitäler lizensiert, wobei in der Erhebung nicht die zahlreichen kleinen Privatkliniken in Einkaufszentren für ambulante Behandlungen erfasst sind. Eine Kapazitätsausweitung der Krankenhausbetten ist aber angesichts des Bevölkerungswachstums dringend notwendig.
Im weltweiten Vergleich haben die Philippinen statistisch betrachtet mit fünf Krankenhausbetten auf 10.000 Einwohner eine der niedrigsten Bettendichte überhaupt (siehe Grafik). Darüber hinaus fördert die Regierung mittels finanzieller Anreize den Medizintourismus, der ebenfalls Geld in die Kassen spülen soll. Förderung gibt es etwa für spezielle Medical Tourism Center, die jährlich rund 100.000 Patienten anziehen sollen. Dabei liegt der Fokus vor allem auf kosmetischen und Zahnbehandlungen.
Die besten Krankenhäuser befinden sich in der Landeshauptstadt, die Kliniken in den ländlichen Regionen können oft nur eine medizinische Grundversorgung bieten, weshalb es sich empfiehlt, bei Operationen oder akuten Erkrankungen ein Hospital in Manila oder im Ausland aufzusuchen. Das medizinische Personal auf den Philippinen kann sich durchweg sehen lassen, denn die Ausbildung erfolgt auf einem hohen Niveau. Die meisten Mediziner haben ihr Studium an den Top-Universitäten des Landes absolviert, viele von Ihren haben ihren Abschluss sogar an einer US-Universität gemacht. Auch das Pflegepersonal gilt als ausgesprochen qualifiziert und ist insbesondere im Ausland sehr gefragt. So arbeiten etwa zahlreiche philippinische Krankenschwestern in den USA oder arabischen Ländern.
Krankenversicherung seit 1995
Die Philippinen verfügen seit 1995 über eine staatliche Krankenversicherung (Philippine Health Insurance), in der nach Regierungsangaben bereits 88 Prozent der Bevölkerung Mitglied sind. Der Beitrag zur Versicherung liegt bei 2,5 Prozent des Bruttolohnes und wird je zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber gezahlt. Wer weniger als 8.000 philPeso (rund 153 Euro) verdient zahlt pauschal 200 philPeso (rund vier Euro) ins System ein. Bei einem Monatsverdienst zwischen 8.000 und 35.000 philPeso (circa 670 Euro) sind die Versicherungsbeiträge gestaffelt und erreichen bis zu 850 philPeso (circa 16 Euro). Ab einem Gehalt von 35.000 philPeso sind pauschal 975 philPeso (rund 19 Euro) fällig.
Die Einwohner müssen dennoch viel aus eigener Tasche bezahlen, so lag der Eigenanteil im Jahr 2012 Zahlen des National Health Accounts zufolge bei knapp 58 Prozent. Vor allem für die ambulante Heilbehandlung, Arzneimittel und Verbrauchsmaterialien müssen die Philippiner selbst aufkommen. Zwar kontrolliert die Gesundheitsbehörde die Preise für die medizinische Behandlung nicht, allerdings hat die Versicherung Obergrenzen definiert, bis zu welcher sie Leistungen erstattet.
Viele chronische Erkrankungen bei Einwohnern
Obwohl die Bevölkerung des Landes sehr jung ist, haben die Menschen mit vielen chronischen Erkrankungen zu kämpfen, die das Gesundheitssystem entsprechend belasten. So sind die häufigste Todesursache Erkrankungen der Atemwege, darunter auch Tuberkulose. Viele Todesopfer sind zudem aufgrund von Bluthochdruck und Herzerkrankungen sowie Brustkrebs zu beklagen. Auch nimmt die Anzahl der Patienten mit Nierenleiden und Diabetes zu.
Die staatliche Krankenversicherung ist Teil eines sozialen Sicherungssystems, das bereits seit 1954 existiert. Das obligatorische Social Security System (SSS) deckt neben Krankheit auch Leistungen bei Mutterschaft, vorübergehender oder dauerhafter Berufsunfähigkeit ab und zahlt außerdem eine Rente. Eine Arbeitslosenversicherung existiert bislang nicht. Selbstständige Unternehmer, Freiwillige und die so genannten Overseas Filipino Workers dürfen das System in Anspruch nehmen. Parralell existiert für Angestellte des Öffentlichen Dienstes ein eigenes Sozialversicherungssystem (Government Service Insurance System – GSIS). Für dessen Mitglieder liegt der Beitrag zum SSS bei elf Prozent des als Berechnungsgrundlage dienenden Monthly Salary Credit. Arbeitgeber haben 7,37 Prozent zu entrichten, 3,63 Prozent trägt der Arbeitnehmer. Selbstständige und freiwillige Mitglieder tragen die vollen elf Prozent. Der monatliche Mindestbeitrag zur SSS liegt bei 110 philPeso (rund zwei Euro), die Obergrenze bei 1.760 philPeso (circa 34 Euro).
Bausparprogramm für Arbeitnehmer auf Philippinen
Eine Besonderheit ist, dass alle Mitglieder des Systems zur Sozialen Sicherheit dazu verpflichtet sind, Beiträge in eine Art nationales Bausparprogramm zu entrichten, das 1978 eingeführt und seit 2009 zum obligatorischen Bestandteil des Absicherungssystems wurde. Sowohl Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen darin einzahlen, die monatliche Mindestsumme beträgt 100 philPeso. Der Arbeitgeberanteil beträgt zwei Prozent, wobei bei einem monatlichen Lohn von mehr als 1.500 philPeso (circa 29 Euro) auch auf Arbeitnehmerseite ein zweiprozentiger Anteil direkt abgezogen wird.
Deutsche Expats, die auf den Philippinen arbeiten, müssen zunächst grundsätzlich ebenfalls Beiträge in das Sozialversicherungssystem abführen. Eine Ausnahme besteht lediglich bei der Rentenversicherung – für diesen Zweig existiert zwischen Deutschland und dem Archipel-Staat ein entsprechendes Abkommen. Erfüllen deutsche Arbeitnehmer die entsprechenden Voraussetzungen, können Sie bis zu 48 Monate in der Deutschen Rentenversicherung verbleiben und müssen keine Beiträge ins philippinische System abführen. Experten im Bereich der Auslandsentsendung empfehlen jedoch, für einen privaten Ersatz der deutschen Sozialversicherung zu sorgen.