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polnische Unternehmen
© Kristina Blokhin - AdobeStock

Polnische Unternehmen zahlen Rechnungen pünktlicher als im Vorjahr

Die Zahlungsdisziplin von Geschäftspartnern polnischer Unternehmen hat sich im Jahr 2023 verbessert. Gleichzeitig fordern in Polen ansässige Firmen kurze Zahlungsfristen von ihren Vertragspartnern. Laut einer aktuellen Umfrage des Kreditversicherers Coface fordern 45 Prozent der Befragten eine Begleichung ihrer Rechnungen innerhalb eines Zeitraums von 30 Tagen.

Im Vergleich zum Vorjahr wurden Kunden polnischer Unternehmen vier Tage früher zur Kasse gebeten, wobei die durchschnittliche Zahlungsfrist von 46 Tagen im Jahr 2022 auf 42 Tage im Jahr 2023 gesunken ist. Die kürzesten Lieferantenkredit-Laufzeiten finden sich in der Pharmabranche (32 Tage) und im Einzelhandel (34 Tage). Es fällt auf, dass Unternehmen der Chemiebranche im Vergleich zum Vorjahr deutlich frühere Zahlungen einfordern, wobei die Zahlungsfrist von 73 Tagen im Jahr 2022 auf 45 Tage im Jahr 2023 zurückging – ein Rückgang um 28 Tage. Die Metallindustrie bietet mit durchschnittlich 62 Tagen weiterhin die großzügigsten Zahlungsziele an. Die Mehrheit der Unternehmen in Polen plant keine Änderungen an ihren Zahlungsbedingungen in den kommenden Monaten.

Durchschnittliche Zahlungsverzögerungen in Polen nach Branche

Zahlungsziele polnische Unternehmen

Quelle: Coface

Unter den ausländischen Unternehmen gaben noch 49,3 Prozent der Befragten an, Zahlungsverzögerungen seitens polnischer Firmen erlebt zu haben. Dennoch stellt dieser Wert eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage dar, bei der im Jahr 2022 noch 61,2 Prozent von Zahlungsverzug berichteten. Grzegorz Sielewicz, Coface-Volkswirt für Zentral- und Osteuropa, betont, dass die aktuelle Zahlungsmoral im Vergleich zu der vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 deutlich besser ist. Im Gegensatz dazu berichteten in Deutschland zuletzt 76 Prozent, in Frankreich 82 Prozent und in China 83 Prozent der befragten Unternehmen von verspäteten Zahlungen.

Polnische Unternehmen haben weniger Zahlungsverzögerungen

Die durchschnittliche Dauer der Zahlungsverzögerungen ist ebenfalls rückläufig und liegt nun bei 49 Tagen, was einem Rückgang um drei Tage im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dieser Wert nähert sich dem Niveau von 2020 (48 Tage) an. Energieintensive Branchen wie die Papier- und Holzindustrie sowie die Metallbranche verzeichnen die längsten Zahlungsverzögerungen, im Durchschnitt 71 beziehungsweise 69 Tage. Auch der Textil- und Bekleidungssektor sowie der Informations- und Kommunikationssektor melden längere Zahlungsverzögerungen. Grzegorz Sielewicz weist darauf hin, dass beide Wirtschaftszweige mit einem Rückgang des verfügbaren Einkommens der Verbraucher konfrontiert sind, da Haushalte ihre Ausgaben hauptsächlich auf den täglichen Bedarf konzentrieren.

Aus Sicht der Wirtschaft sei vor allem eine stabilere Rechtslage wichtig, so die Expertinnen und Experten von Germany Trade & Invest. Die vorherige PiS-Regierung habe, so polnische Arbeitgeberverbände, zu kurzfristig und ohne Rücksicht auf die Unternehmen, Gesetze verabschiedet. Auch Mitglieder der Deutsch-Polnischen Industrie-und Handelskammer bewerteten die Wirtschaftspolitik als schwer vorhersehbar und damit als Geschäftshindernis.

„Die EU-Fördermittel sind für Polen ausgesprochen wichtig.“

Das soll sich unter der neuen von Donald Tusk angeführten Regierung ändern. Beispielsweise sollen Neuerungen bei Steuergesetzen frühestens sechs Monate nach deren Bekanntgabe in Kraft treten. Daneben sollen Sozialabgaben für Unternehmen gesenkt und die Kohleverstromung schrittweise reduziert werden. Die PiS-Partei wollte möglichst lang daran festhalten. Auch das politische Verhältnis zu Deutschland und der EU dürfte sich unter einem möglichen Premierminister Tusk deutlich verbessern.

Positive Entwicklung der Handlungsbeziehung zwischen deutschen und polnischen Unternehmen

„Die EU-Fördermittel sind für Polen ausgesprochen wichtig. Und sie sind teilweise wegen der vereinbarten und nicht umgesetzten Justizreform eingefroren. Polnische Unternehmen fordern, dass die nächste Regierung den Streit mit der Europäischen Kommission beilegt und so die Gelder wieder fließen können“, erläutert Christopher Fuß, gtai-Experte in Warschau . Letztendlich sei für deutsche Unternehmen vor allem eines wichtig: „Nämlich dass sich die Handelsbeziehungen zwischen Polen und Deutschland positiv entwickeln. Genau das ist in den letzten Jahrzehnten geschehen, unabhängig von den regierenden Parteien. Und davon haben Deutschland und Polen profitiert“.

Hintergrund: Die achte Ausgabe der Coface-Studie zu Zahlungserfahrungen von Unternehmen in Polen wurde im Oktober 2023 durchgeführt, an der 341 Unternehmen teilnahmen. Zu diesem Zeitpunkt war die wirtschaftliche Situation angespannt, mit negativen Wachstumsraten in den ersten beiden Quartalen 2023. Im dritten Quartal stieg die Wirtschaftsleistung preis- und saisonbereinigt erstmals um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Coface prognostiziert für 2023 ein BIP-Wachstum von 0,6 Prozent und erwartet einen Anstieg um 2,8 Prozent im Jahr 2024.