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internationale Unternehmen
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Geopolitische Risiken sind Bedrohung für internationale Unternehmen

Geopolitische Risiken sind eine der größten globalen Bedrohungen für internationale Unternehmen, wie eine Umfrage von Oxford Economics unter 127 Gesellschaften zeigt. Rund 36 Prozent der Befragten sehen geopolitische Spannungen derzeit als Hauptrisiken. Dazu zählen der schwelende Konflikt zwischen Taiwan und China, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und der Handelskrieg zwischen den USA und China. Bei einer ähnlichen Umfrage im April nannte fast die Hälfte eine deutliche Verknappung des Kreditangebots und eine ausgewachsene Finanzkrise als größte Risiken.

China-USA-Konflikt bereitet besonders viel Anlass zur Sorge

So sind die bilateralen Beziehungen zwischen Washington und Peking auf einem Tiefstand angekommen, nachdem die USA einen mutmaßlich chinesischen Überwachungsballon abgeschossen hatten, der den amerikanischen Luftraum kreuzte. Im Zusammenhang mit Taiwan hat China die USA gewarnt, sich in den Konflikt einzuschalten. China betrachtet den Inselstaat als Teil seines Territoriums.

Das bestätigt auch Omer Dotou, Global-Mobility-Rechtsexperte der BDAE Consult: „Den Unternehmen geht es mehr denn je um die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden. Ein Beispiel aus unserer Beratungspraxis: Ursprünglich wollte eine Mandantin der BDAE Consult seine Mitarbeitenden nach Taiwan entsenden. Üblich war es bis dato, ein Entsendepaket mit allen klassischen Benefits von zwei bis drei Jahren zu schnüren. Doch seit dem Russland-Ukraine-Krieg ist die Firmenführung sehr risikoavers geworden und entscheidet sich für alternative Modelle, wie beispielsweise eine hybride Entsendung, bei der Führungskräfte aus Deutschland heraus Teams führen und mehrmals im Jahr Dienstreisen ins Einsatzland unternehmen.“

Zu groß sei die Sorge bei den Arbeitnehmenden samt Familie, dass Taiwan zu einem neuen Krisenherd wird und es sich im Ernstfall als schwierig erweisen könnte, Mitarbeitende außer Landes zu bringen.

„Wir empfehlen die Integration eines Notfallkonzepts, in dem klar definiert ist, wie Mitarbeitende im Krisenfall geschützt und unter Umständen evakuiert werden.“

Die Reaktionsgeschwindigkeit ist deutlich höher, wenn Expats keine feste Bleibe und Familie im Ausland haben. „Wir empfehlen die Integration eines Notfallkonzepts, in dem klar definiert ist, wie Mitarbeitende im Krisenfall geschützt und unter Umständen evakuiert werden. Dies kann Teams bei der hybrid-virtuellen Entsendung die nötige Sicherheit geben“, so Experte Omer Dotou weiter.

Ein weiteres Risiko sehen Unternehmen in den angespannten Beziehungen zwischen Russland und den NATO-Staaten. Die Erweiterung des Verteidigungsbündnisses um zahlreiche ehemalige Vasallenstaaten der Sowjetunion sowie um Finnland ist dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seit Langem ein Dorn im Auge. Ein Beitritt der Ukraine würde er als Bedrohung für die nationale Sicherheit seines Landes ansehen.

Inflation aktuell nicht das größte Risiko 

Obwohl die Unternehmen die Inflation weiterhin als „erhebliches kurzfristiges Risiko“ betrachten, sind sie zuversichtlich, dass sich das Problem lösen wird. Es zeigt sich auch, dass die Besorgnis über die Risiken im Zusammenhang mit dem Bankensystem abgenommen hat. Rund 30 Prozent der Befragten sehen allerdings nach wie vor entweder eine deutliche Verknappung des Kreditangebots oder eine ausgewachsene Finanzkrise als eines der kurzfristig größten Risiken.

Geopolitische Risiken werden für Unternehmen auch in den nächsten fünf Jahren eine wichtige Rolle spielen. Über 60 Prozent der Befragten sehen darin eine erhebliche Gefahr für die Weltwirtschaft. „Eine Verschärfung der geopolitischen Spannungen könnte möglicherweise zu einer erheblichen Deglobalisierung des Handels und des Finanzsystems führen“, warnt Studienautor Jamie Thompson.

Deutschlands globale Wettbewerbsfähigkeit lässt nach

Wie wettbewerbsfähig Deutschland im internationalen Kontext ist, zeigt das aktuelle World Competitiveness Ranking 2023 der privaten Wirtschaftshochschule IMD. Die Studie bewertet jedes Jahr Länder auf der Basis von 365 Kriterien aus vier Bereichen.

Deutschland ist hier deutlich abgestürzt und liegt nur noch auf Rang 22 (minus sieben Plätze). Zwar steht der Standort bei Wirtschaftsleistung (Rang 12) und Infrastruktur (14) noch relativ gut da. Ähnliches lässt sich dagegen nicht bei Effizienz der öffentlichen Hand (27) und wirtschaftliche Effizienz (29) sagen.

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Von der Spitze des Rankings grüßt, wie auch schon 2022, Dänemark. Dahinter folgt Irland, das sich um neun Plätze verbessert hat, vor der Schweiz, die auf Rang drei abgerutscht ist. „Alle drei sind kleine Volkswirtschaften, die ihren Zugang zu Märkten und Handelspartnern gut nutzen, wie es in der IMD-Pressemitteilung heißt.

Mit Platz 22 liegt der Wirtschaftsstandort Deutschland einen Platz hinter China, wie der Blick auf eine weitere Statista-Grafik zeigt. Noch schlechter steht indes der Rest der Top-5-Volkswirtschaften Europas da. Liegt Großbritannien immerhin noch auf Rang 29, reicht es für Italien nur für den 41. Platz. Dazwischen sortieren sich Frankreich (33) und Spanien (36) ein.

Welthandel trübt sich ein

Und auch der internationale Handel lässt nach. Das zeigt sich auch im aktuellen „Kiel Trade Indicator“ des Kiel Institut für Weltwirtschft. Demnach weist das jüngste Daten-Update für den Welthandel im Juli im Vergleich zum Vormonat ein deutliches Minus von 1,6 Prozent aus.

Für Deutschland liegen die Werte des Kiel Trade Indicator sowohl für Exporte (minus 0,4 Prozent) als auch Importe (minus 1,2 Prozent) im roten Bereich. Gleiches gilt in noch etwas stärkerem Maße für die EU-Exporte (minus 1, 6 Prozent) und -Importe (minus 1,5 Prozent).

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Den im Vergleich kräftigsten Rückgang verzeichnen die USA bei den Exporten (minus 3,7 Prozent), auch die Importe (minus 0,8) sind negativ. Bei Chinas Handel ist nach dem Aufwärtstrend der vergangenen Monate ein Rücksetzer zu beobachten, Exporte (minus 1,6 Prozent) und Importe (minus 0,7 Prozent) liegen im roten Bereich.

Der Anteil der Volksrepublik an deutschen Exporten ist im ersten Halbjahr von sieben Prozent im Vorjahr auf 6,2 Prozent in diesem Jahr gefallen. Die Vereinigten Staaten sind mit einem Anteil von fast zehn Prozent das wichtigste einzelne Abnehmerland für deutsche Exporte.

Die Menge an verschifften Standardcontainern sank auf rund 13,7 Millionen und damit um ein Prozent unter ihr Zwischenhoch im Mai und nunmehr vier Prozent unter ihr Allzeithoch im Frühjahr 2022. Die Staus gehen leicht zurück, und die Menge an verschifften Waren im Roten Meer, der wichtigsten Seehandelsroute zwischen Europa und Asien, sinkt um rund 50.000 Standardcontainer und liegt damit rund 13 Prozent unter dem eigentlich zu erwartenden Wert.