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Höhenkrankheit
© Jan-Christoph Daniel

Über den Aufenthalt in der Höhe und die Höhenkrankheit

Vielen Reisenden ist nicht bewusst, dass man beim Fliegen einer Höhe von bis zu 2.000 Metern ausgesetzt ist. Daher gibt es einige Tipps zum Verhalten während eines Langstreckenflugs. Was Reisende und Aktivurlauber über den Aufenthalt in der Höhe wissen sollten und wie sie sich gegen die Höhenkrankheit schützen können, erfahren sie hier.

Der Duden definiert den Begriff »Höhe« als das Maß der Ausdehnung in vertikaler Richtung beziehungsweise eine bestimmte Entfernung über der Erdoberfläche oder dem Meeresspiegel. Der Atmosphärendruck beträgt auf Meereshöhe etwas über 1 bar. Dies wird als Nullniveau bezeichnet. Je höher wir steigen oder fliegen, desto geringer wird der Luftdruck. Mit abnehmendem Druck verringert sich auch die Dichte der Luft.

Wenn die Luft dünner wird

Stephan Erdmann

„Der Volksmund sagt, dass in großen Höhen die Luft dünner wird. Deswegen bekomme man weniger Sauerstoff ab. Das ist aber gar nicht so“, stellt Stephan Erdmann, der Geschäftsführer des Höhenzentrums NRW fest. „Auf dem Mount Everest enthält die Luft den gleichen Sauerstoffgehalt wie im flachen Land. Was bei zunehmender Höhe tatsächlich weniger wird, ist der Luftdruck. Dadurch sind die Sauerstoffteilchen lockerer verteilt und die Fähigkeit, Sauerstoff aufzunehmen wird geringer. Wir nehmen also in der Höhe weniger Sauerstoff auf wegen des geringeren Drucks, nicht weil weniger Sauerstoff vorhanden ist.“

Die Gefahr einer Höhenkrankheit besteht bereits ab einer Höhe von 2.500 Metern. Auf der Zugspitze mit einer Höhe von 2.962 Metern geht der Druck schon um fast ein Drittel zurück. Auf dem Mount Everest (8.848 m) beträgt der Druck nur noch etwa ein Drittel der Luftdichte auf Meereshöhe. Das bedeutet, das man auf dem Mount Everest bei jedem Atemzug nur noch ein Drittel der Luftmenge zur Verfügung hat, die man auf Meereshöhe gewohnt ist. Das ist bereits weit in der sogenannten „Todeszone“.

Höhenkrankheit hat zahlreiche Symptome

Dr. Wiebke Warnken, die im Bewegungsfelder-Team für Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung zuständig ist, erläutert: „Das Risiko einer Höhenerkrankung besteht bereits ab einer Höhe von 2.500 Metern. Symptome einer Höhenkrankheit treten typischerweise mit einer Verzögerung von sechs bis 48 Stunden auf.“

Wiebke Warnken

Anhaltende, starke Kopfschmerzen, Husten, Erbrechen und Schwindelgefühle können erste Anzeichen einer Höhenkrankheit sein. Bei einer Höhe von über 3000 Metern kann es zu Schlafstörungen und beschleunigter Atmung, sogenannter Hyperventilation, kommen. In drastischen Fällen fangen Menschen sogar an zu halluzinieren und es kann ein Zustand völliger Erschöpfung eintreten. Große Höhen beeinträchtigen außerdem die Entscheidungsfindung und die Objektivität. Das Gehirn funktioniert weniger gut bei verminderter Sauerstoffzufuhr.

Besonders zwischen Höhen von 3.000 und 5.000 Metern und bei sehr schnellem Höhenaufstieg ist größte Vorsicht geboten. In extremer Höhe kann sich in der Lunge Wasser ansammeln (Höhenlungenödem) oder Flüssigkeiten im Gehirn ablagern (Höhenhirnödem). Bei 5.500 Metern Höhe ist die genetische Grenze des Menschen erreicht und es besteht akute Lebensgefahr.

Wie Reisende sich während eines Langstreckenflugs verhalten sollten

Stephan Erdmann stellt fest, dass Vielflieger meist besser an Höhe angepasst sind, als Menschen die kaum fliegen. „Wer sich immer wieder Höhenreizen aussetzt, kann sich meist schneller akklimatisieren und an große Höhen gewöhnen.“

Auf einem Langstreckenflug beispielsweise mit dem A 380 befinden sich die Passagiere auf einer Höhe von bis zu 13 Kilometern. Der Kabinendruck entspricht ungefähr dem Luftdruck auf einer Höhe von 2.000 Metern. Die Luft in der Kabine wird beim A 380 etwa alle drei Minuten komplett durch Frischluft ersetzt.

Peru, Misti, Arequipa (Foto: Jan-Christoph Daniel)

Durch die Höhe steigt die Atemfrequenz, was dazu führt, dass das im Körper gespeicherte Wasser schneller verdunstet. Um während eines Langstreckenflugs gesundheitlichen Problemen vorzubeugen, sollte man daher viel trinken. Stilles Wasser ist ideal. Alkohol ist tabu.

Bewegung ist für die Blutzirkulation wichtig, daher ist regelmäßiges Aufstehen wichtig. Es empfiehlt sich außerdem, locker sitzende Kleidung zu tragen. Kompressionsstrümpfe können zusätzlich helfen, ein Anschwellen der Beine zu verhindern. Noise Cancelling Kopfhörer sorgen für eine Eindämmung der Fluggeräusche und einen gesunden Schlaf.

Wie man die Höhenkrankheit verhindert

Was geschieht, wenn Reisende nach einem Langstreckenflug aus dem Flugzeug aussteigen und in großer Höhe landen, wie beispielsweise in La Paz auf 4.000 Metern Höhe? „Der Körper reagiert bereits innerhalb von Sekunden nach dem Ausstieg. Er merkt, dass sich etwas verändert hat und leitet die Phase der Adaption ein. Die unmittelbare Reaktion ist ein Anstieg der Herzfrequenz und die Ausschüttung von Stresshormonen“ erläutert Expertin Warnken. „Wir atmen schneller ein, um den geringeren Luftdruck zu kompensieren. Die Lungen müssen stärker belüftet werden, sodass der Körper genügend Sauerstoff bekommt. Dies wird als Ventilation bezeichnet“, so die Sportbiologin weiter.

„Das beste Mittel gegen die Höhenkrankheit ist eine langsame Anpassung“, sagt  Warnken. Bergsteiger sollten nicht mehr als 500 bis 600 Meter pro Tag aufsteigen. Der Körper kann sich Schritt für Schritt an Höhe anpassen, indem er mehr rote Blutkörperchen bildet. Diese langfristige Anpassung wird als Akklimatisation bezeichnet.

Eine vollständige Akklimatisierung wird begünstigt, wenn man sich für 7 Tage auf mindestens 1.700 Meter Höhe aufhält. Dann ist man sehr gut akklimatisiert. Wenn dies zeitlich nicht möglich ist, sollte man sich bereits vor der Abreise über die Akklimatisierung Gedanken machen.

Höhenkrankheit
Chile, Patagonia, Cerro Castillo (Foto: Jan-Christoph Daniel)

Für die individuelle Höhentauglichkeit sind ausschließlich genetische Faktoren verantwortlich. Ein spezieller Test ermöglicht eine Beurteilung der Höhenverträglichkeit und zeigt, ob jemand zur Höhenkrankheit neigt.

Ein individuell zugeschnittenes Höhentraining bereitet ideal auf den Aufenthalt in der Höhe vor. Die technische Basis für ein Höhentraining bilden Generatoren, die aus der normalen Umgebungsluft die Sauerstoffanteile filtern und sie mit Stickstoffanteilen anreichern. Dieser Vorgang ermöglicht es, sowohl in Atemmasken, als auch in speziellen Kammern, Höhenluft zu simulieren.

Zur Vorbereitung eines Aufenthalts in großen Höhen sollte unbedingt auch das Aufsuchen eines Höhenmediziners gehören. Schließlich soll die Reise in große Höhen nicht in einem Notabstieg enden. Denn bei akuten Symptomen der Höhenkrankheit hilft oftmals nur ein Absteigen auf tiefere Höhen.

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Der Autor:

Dieser Beitrag stammt von Jan-Christoph Daniel und basiert auf einem Interview mit der Biologin Dr. Wiebke Warnken und Stephan Erdmann, das der Autorl im Dezember 2017 geführt hat.

Stephan Erdmann, Geschäftsführer von bewegungsfelder, dem Sport- und Höhenzentrum NRW, ist seit mehr als 10 Jahren im Fitness- und Gesundheitsbereich tätig. Als Personaltrainer berät er individuell Firmen, Unternehmer, Selbständige, Alpinisten und Ausdauersportler beim Setzen und Erreichen ihrer persönlichen Ziele.

Dr. Wiebke Warnken, Studiengang Biologie mit Promotion und Lehre in Australien, zweifache Mutter, jetzt Sportbiologin bei bewegungsfelder in Essen, Schwerpunkt Sport als Schlüssel zu einem gesunden Körper und Geist.

Unter dem Markennamen »Untold Colors« hilft Jan-Christoph Daniel Unternehmen bei der strategischen Mitarbeiterentwicklung und der länderübergreifenden Zusammenarbeit. Als Berater und Trainer bietet er maßgeschneiderte Learning & Development Lösungen an.

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