Abenteuer in der Wildnis: Survival-Tipps für das autarke Übernachten im Wald
Eintauchen in die pure Natur, im Wald übernachten, keinen Empfang haben und möglichst autark campen: So fühlt man sich weit weg von der Zivilisation und der täglichen Routine. Der Back-to-Nature Eskapismus drückt sich in Survival Camps aus und diese liegen voll im Trend. Viele nutzen die Chance des Natur-Minimalismus, um sich selbst zu finden und an die eigenen Grenzen zu gehen.
Der Survival-Trainer Michael Steffl ist Pfadfinder seit über zwanzig Jahren. In Kooperation mit Jochen Schweizer, einem Anbieter für Erlebnisreisen, gibt er hilfreiche Tipps, wie das Abenteuer in der Wildnis gelingt.
„Im Alltag ist der Blick von vielen ständig auf das Smartphone gerichtet. Das Survival-Camp ist quasi ein Experiment: Was passiert, wenn die Teilnehmer mal komplett auf alle digitalen Geräte verzichten und zurück zur Natur finden, indem sie sich direkt in ihr aufhalten und draußen im Wald in der selbstgebauten Übernachtungsmöglichkeit schlafen? Erst dann lässt sich so richtig abschalten und zurückkehren zu dem, was wirklich wichtig ist: Im Einklang mit der Natur, aber vor allem auch sich selbst sein.“ Für die erste Nacht im Wald hat Steffl diese Survival-Tipps zusammengestellt:
Nur die wirklich nötigen Utensilien einpacken
Die Natur ist üppig – mit einem trainierten Blick lässt sich vieles, was man zum Überleben in der Wildnis braucht, finden. Aus Holz kann man zum Beispiel einen Unterschlupf bauen. Doch ein paar Utensilien sind dafür umso wichtiger. „Survival Must Haves sind eine Notfalldecke, ein großes Tuch in Dreiecksform, ein Taschenmesser, ein Seil und ein Magnesiumstab, welcher als regenfester Streichholz-Ersatz das Feuermachen vereinfacht – damit kann ich über einen Monat in der Wildnis bleiben und mir selbst immer helfen”, so Steffl.
Orientierungssinn schärfen
„Ganz am Anfang eines jeden Survival Trainings gehen wir zunächst querfeldein durch den Wald, durch Wasser, Schlamm, unter Bäumen durch sowie Hänge hinauf und hinunter. Nach einer Stunde sind alle Teilnehmer schon völlig durchgeschwitzt und dann frage ich: Was glaubt ihr, wie weit wir jetzt gekommen sind?“, erzählt der Survival-Trainer über seine Trainingsmethoden. Die Orientierung ist durch einen behinderten Weitblick manchmal schwer einzuschätzen. Da sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Die Empfindung der Entfernungen im Wald ohne Orientierung ist meistens immer weiter, als man tatsächlich gekommen ist. In einer Stunde sind es durchschnittlich etwa achthundert Meter – Meter, die viel Kraft kosten. „Deshalb empfiehlt es sich im Ernstfall lieber an Ort und Stelle zu bleiben und sich im ersten Schritt eine Übernachtungsmöglichkeit zu bauen.“ Ein weiterer Tipp: Orientierungspunkte schaffen! „Am besten den Blick heben und Fixpunkte suchen, die über den Wald hinausstehen. Das kann mal ein entfernter Kirchturm sein, ein Strommasten oder Ähnliches.”
Im selbst gebauten Unterschlupf in der Wildnis übernachten
Das Schlafen im Wald im selbst gebauten Unterschlupf ist ein Meilenstein für viele Survival-Enthusiastinnen und Enthusiasten. Der trockene Schlafplatz ist das Wichtigste, um in der Wildnis gut zurechtzukommen. Sonst wird es schnell sehr nass und kalt. Feuer machen ist der nächste Schritt, damit es gemütlich wird. Die Hütte, die man sich selbst zusammenbaut, muss nicht groß sein. Denn: Je kleiner die Hütte, desto schneller wird es warm.
Und so gelingt das Bauen eines Unterschlupfs:
- Das richtige Fleckchen für das improvisierte Eigenheim finden: Der Untergrund sollte leicht erhöht sein, sodass im Falle von Regen kein Wasser hineinläuft. Außerdem am besten einen weichen Untergrund ohne Steine wählen, da diese sehr kalt werden. Auch Bäume bieten einen natürlichen Unterschlupf und schützen zusätzlich gegen Regen. Aber Achtung: Äste könnten auf die Hütte fallen. Daher ist es wichtig, sich die Umgebung vorher genau anzuschauen.
- Als nächstes ist Holzsammeln angesagt. Dabei sollte man verschiedene Größen von Holz und Ästen sammeln: Der Waldboden bietet oft schon reichlich Fallholz. Wenn dem nicht so ist, können Äste und Hölzer abgehauen oder abgeschnitten werden. Hierbei gleich an Feuerholz denken und trockenes Holz und Späne mitsammeln.
- Nun geht‘s ans Eingemachte, denn die Hütte muss stabil stehen. Dafür einen langen, dicken Stock senkrecht aufstellen und rechts und links mit zwei Y- förmigen Ästen fixieren. Nach hinten einen langen Stock legen, der unten am Boden endet. Seitlich den Hauptbalken mit Stöcken stützen und dann mit allem bedecken, was der Wald als Regen und Kälteschutz hergibt: kleine Äste, Laub, Moos und und und.
- Auch an ein Minimum von Komfort für einen guten Schlaf sollte gedacht werden! Sobald die kleine Hütte steht, geht es darum, diese mit Laub, Moos und Tannenzapfen auszulegen, um auf einer natürlichen Matratze hoffentlich erholsam und im Einklang mit der Natur schlafen zu können.
Wasser aufspüren
Natürlich ist es für Anfängerinnen und Anfänger überlebenswichtig, ausreichend Wasser für ihr Abenteuer in der Wildnis einzuplanen. Doch auch hier ist die Natur oft üppig ausgestattet, denn im Wald gibt es oft reichlich frisches Wasser aus Bächen. Es ist wichtig, auf seine Sinne zu achten und diese zu schulen. Oft hört man von irgendwo her schon ein leises Rauschen im Wald, das zu einem Bach führt. Diesen gilt es dann mit einem feinen Gehörsinn aufzuspüren. Wenn man jedoch erfolglos auf der Suche nach Wasser war, hat der Survival-Trainer diesen Tipp parat: „Ein Loch graben, mittig eine Tasse hineinstellen und mit einer Plane verdecken. Oben die Plane mittig mit einem Stein beschweren und abwarten, bis sich die Tasse durch das Kondenswasser füllt.“ Wer im Frühjahr unterwegs in der Wildnis ist, kann Ausschau nach Birken halten, denn die haben Birkenwasser im Stamm gespeichert. Um an das Birkenwasser anzuzapfen, muss man den Birkenstamm mit einem Stein oder Messer aufschlagen.
Zum Abschluss betont Steffl noch die dahinter liegende Notwendigkeit und Wichtigkeit dieser Survival-Tipps abseits des Trend-Phänomens, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen, dass sie an einem festgelegten Tag wieder zu Hause in ihrem gemütlichen Bett schlafen werden: „Ich finde es extrem wichtig, auch realistische Fälle durchzugehen und den Teilnehmern zu zeigen: Was mache ich, wenn ich auf Bergtour bin, mir beispielsweise ein Bein breche und mein Handy inkl. GPS ausfällt und ich wirklich warten muss, bis der nächste Wanderer vorbeikommt – das kann an abgelegenen Orten schon mal dauern.“ Im Survival Camp lernen Natur-Abenteurerinnen und Abenteurer die wichtigsten Strategien, die man zum Überleben in der Natur braucht.