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„Seit dem Regierungswechsel gibt es Hoffnungen in Argentinien“

Trotz hoher Inflation und einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung keimt in Argentinien nach den Wahlen im November letzten Jahres neue Hoffnung auf. Barbara Konner, Hauptgeschäftsführerin der AHKs Argentinien, Paraguay und Uruguay, spricht im Interview über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur und die wirtschaftliche Zukunft Argentiniens.

Expat News: Argentiniens Wirtschaftsleistung wird dieses Jahr vermutlich sinken. Erwarten Sie unter dem neuen Präsidenten Macri einen Umschwung?

Konner: Diesen Umschwung erwarte ich nicht nur, sondern er wurde bereits eingeleitet und dies, obwohl die neue Regierung erst wenige Wochen im Amt ist. Direkt nach dem Regierungswechsel wurden die Devisenkontrollen aufgehoben und es sind bereits auf 87 Prozent aller Produkte die Importrestriktionen weggefallen. Auch die Besetzung des Kabinetts mit vielen ehemaligen Unternehmensmanagern unterstreicht den neuen wirtschaftsfreundlichen Kurs der Regierung. So werden wir zwar für 2016 wohl noch einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts sehen, aber bereits für das kommende Jahr erwarten wir einen Anstieg um vier bis fünf Prozent.

Expat News: Argentinien leidet unter hoher Inflation. Was bedeutet das für Unternehmen?

Konner: Die Inflation ist tatsächlich ein Problem. Aufgrund der wirtschaftspolitischen Erbschaft der Amtszeit Kirchners erwarten Experten auch noch in diesem Jahr eine Inflation von rund 33 Prozent. Aber viele Unternehmen sind schon seit Jahren oder Jahrzehnten im Land, was auch unser 100-jähriges Kammerjubiläum in diesem Jahr belegt. Sie haben mit der Zeit gelernt, sich mit der Inflation zu arrangieren. Die Firmen bemühen sich daher, Gewinne nicht zu akkumulieren, sondern das Geld direkt in der Landeswährung zu investieren.

Expat News: Zwar weisen die deutschen Ausfuhrdaten von Januar bis November 2015 auf eine Erholung der Exporte nach Argentinien hin, aber sie sind seit 2010 nur leicht angestiegen. Woran liegt dies?

Konner: Insbesondere die Importrestriktionen der letzten Regierung haben dazu geführt, dass die Potenziale der Handelsbeziehungen nicht ausgenutzt werden konnten. Doch trotz dieser Politik, die sehr stark auf Importsubstitutionen setzte, sind die Exporte deutscher Firmen über die Jahre gestiegen. Durch die nun erfolgte Rücknahme der Restriktionen und die Reduzierung bürokratischer Hürden werden wir aber hoffentlich bald das volle Potenzial ausnutzen können.

Argentinien_ZieleorangeExpat News: Seit über einem Jahrzehnt laufen die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur, dem neben Argentinien auch Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela angehören. Wie ist hier der aktuelle Stand und welche Vorteile erwarten Sie von einem Abschluss?

Konner: Durch den Politikwechsel kommt neuer Schwung in die Verhandlungen, welche zuletzt etwas stockten. Erst kürzlich hat Präsident Macri bei einem Treffen des Mercosurs betont, wie wichtig die Zusammenarbeit mit der EU und der Abschluss des Abkommens seien. Deshalb hoffe ich, dass es mittelfristig zu einem Abkommen kommt. Dadurch würden die Zölle sinken, was die Bedingungen für den Handel mit einer Region mit rund 400 Millionen Konsumenten auch für deutsche Unternehmen deutlich verbessern könnte.

Expat News: Ihre drei AHKs bieten die Basisdienstleistung Geschäftspartnervermittlung an. Wie gehen Sie dabei vor?

Konner: Zunächst ermitteln wir entsprechend der konkreten Vorgaben des Kunden lokale Partner, die Interesse an einer Zusammenarbeit mit einem deutschen Unternehmen haben und stellen die Profile in einem Bericht zusammen. Auf Wunsch des Kunden organisieren wir im Anschluss ein Treffen der Unternehmen hier vor Ort, bei dem Unternehmensbesichtigungen durchgeführt und die nächsten Schritte vereinbart werden können, bei denen wir ebenfalls gerne beratend zur Seite stehen.

Expat News: Beenden Sie bitte den folgenden Satz: „Argentinien ist ein attraktiver Investitions- und Exportmarkt, weil…“

Konner: … es über einen großen Nachholbedarf in den Bereichen Infrastruktur und Energie, ein hohes Bildungsniveau und reiche Vorkommen strategischer Rohstoffe verfügt, die langfristig beste Wachstumschancen versprechen.

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Barbara Konner studierte Volkswirtschaftslehre (VWL) und Politikwissenschaft. Über Stationen bei der Wirtschaftskommission der UNO für Lateinamerika (CEPAL), der GTZ (heute GIZ), der EXPO GmbH und der chilenischen Botschaft in Berlin kam sie 2002 zum Deutschen Industrie und Handelskammertag.

Seit 2011 leitet sie die AHKs Argentinien, Paraguay und Uruguay.

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Dieses Interview wurde vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zur Verfügung gestellt.