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Freiwilligenarbeit
©Syda Productions, AdobeStock

Darum ist länger bleiben bei Work & Travel, Au-Pair und Co. nachhaltiger

Work & Travel, Au-Pair und Freiwilligenarbeit unterscheiden sich von einem Kurzurlaub: Statt nur ein paar Tage bleiben Reisende mehrere Monate bis zu einem Jahr in einem anderen Land. bis zu einem Jahr in einem anderen Land.

Dennoch ist die Anreise mit CO2 Emissionen verbunden. Vor allem wenn man mit dem Flugzeug reist. Diese Umweltbelastung kann auf eine längere Aufenthaltsdauer umgerechnet werden. Andere Vorteile: Man kann intensive Kontakte zu Einheimischen knüpfen, sich kulturell integrieren und authentische Erlebnisse sammeln.

Warum also nicht im Sinne des nachhaltigen Reisens länger bleiben?

Das Verbraucherzentrum Deutschland gibt hilfreiche Tipps zur Vorbereitung und zeigt, warum auch Reiseziele in Europa attraktiv sind.

Länger bleiben statt Kurztrip

Bei längeren Auslandsaufenthalten ist das Verhältnis von Anreise (oft mit dem Flugzeug) und Aufenthaltsdauer nachhaltiger als bei Kurzreisen. Viele denken dabei vielleicht an Neuseeland oder Kanada. Aber auch in Europa kann man Work & Travel, Au-Pair oder Freiwilligenarbeit machen. Dies hat sogar einige Vorteile. Doch bevor man sich für einen kommerziellen Reiseveranstalter entscheidet, sollte man sich genau erkundigen, welche Leistungen im Preis enthalten sind. 

Welche Arten von längeren Auslandsaufenthalten sind möglich?

Neben einem Studium oder Praktikum im Ausland gibt es Reiseformen wie Work and Travel, Au Pair und Freiwilligenarbeit im Ausland.

Work & Travel

Bei Work & Travel handelt es sich um eine Kombination aus reisen und arbeiten. Durch spontane Aushilfsjobs wie Erntehelfer oder Kellnern finanziert man sich die Reise. In den meisten Fällen muss man mindestens 18 Jahre alt sein und Englisch sprechen können. Für manche Jobs wird ein Führerschein benötigt.

Die beliebtesten Zielländer sind Australien, Neuseeland und Kanada. Aber auch in Europa gibt es viele Möglichkeiten, zum Beispiel in Norwegen auf einer Farm zu arbeiten oder in Portugal oder Spanien in der Tourismusbranche zu jobben.

Au-Pair

Als Au-Pair betreust du in einer Gastfamilie Kinder und hilfst im Haushalt. Dafür darfst du in der Familie wohnen. Manchmal gibt es ein Taschengeld. Der Aufenthalt dauert zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt je nach Absprache 20 bis 30 Stunden. Der Vorteil liegt darin, dass man sofort in das Familienleben integriert wird. Leider kommt es aber auch vor, dass man als Au-Pair nur als billige Arbeitskraft betrachtet wird und dass man unfreundlich behandelt wird.

Irland oder Frankreich sind beliebte Zielländer in Europa.

Freiwilligenarbeit

Freiwilligenarbeit bedeutet, sich ohne finanzielle Gegenleistung für eine gute Sache zu engagieren.
Das ist im Heimatland, aber auch fast überall auf der Welt möglich. Oft werden Unterkunft und Verpflegung gestellt. In Europa gibt es Angebote für Tier- und Umweltschutz zum Beispiel in Spanien oder Kroatien. Oder in der Kinderbetreuung, zum Beispiel in Rumänien.

Freiwilligenarbeit kann staatlich organisiert sein (z.B. Bundesfreiwilligendienst). Diese Programme dauern in der Regel zwischen sechs und 24 Monaten. Auf der anderen Seite gibt es den so genannten Volunteer Tourism oder Voluntourism. Hierbei handelt es sich um eine Urlaubsreise, bei der Arbeitsstunden in ein Projekt investiert werden. Die Mindestdauer ist oft deutlich kürzer.

Kritisiert wird am Voluntourismus, dass kommerzielle Reiseveranstalter Voluntourismus auch dann anbieten, wenn kein Bedarf an Helfenden besteht. Dies würde der lokalen Bevölkerung mehr schaden als nützen. Auch die kurze Dauer kann problematisch sein. Gerade bei der Arbeit mit Kindern kann es kontraproduktiv sein, wenn die Bezugspersonen häufig wechseln.
Konsumentinnen und Konsumenten sollten sich gut informieren, bevor sie sich für ein Angebot entscheiden.

In einer Podcast-Episode mit dem Titel – Voluntourismus: Das Geschäft mit der Freiwilligenarbeit – hat das Europäische Verbraucherzentrum die Problematik des Voluntourismus aufgegriffen. Den Podcast finden Sie hier.

Tipps zu allen 3 Reiseformen

  • Viele Anbieter sind kommerziell und man sollte gut recherchieren, bevor man sich für einen entscheidet.
  • Fragen Sie genau nach, was im Programm enthalten ist.
  • Was ist im Preis inbegriffen? (Unterkunft, Art der Unterkunft, Anreise, Verpflegung, Sprachkurs etc.)
  • Wie viele Arbeitsstunden sind vorgesehen (vor allem bei Freiwilligenarbeit und Au Pair)?
  • Kann die Reise vorzeitig abgebrochen werden (z.B. bei Krankheit)?

Die Alternative: den Aufenthalt auf eigene Faust organisieren. Eine gute Hilfe ist dabei die kostenlose App „APP ins EU-Ausland“ des Europäischen Verbraucherzentrums. Für 15 Zielländer in Europa kann man dort alles Wichtige zu Themen wie Arbeitsverträge, Steuern, Versicherungen, Spartipps und vieles mehr nachlesen.

Die Wahl des Reiseziels: Warum nicht Europa statt Übersee? 

Viele entscheiden sich für einen Auslandsaufenthalt für ferne Länder wie Australien, Neuseeland, die USA oder Kanada. Hier hat man kaum eine andere Wahl, als das Flugzeug zu nehmen und damit die am wenigsten klimafreundliche Reiseform.

Natürlich kann man die Ökobilanz verbessern, indem man CO2 kompensiert. Aber ungeschehen machen kann man die Emissionen nicht. Nicht zuletzt deshalb sind näher gelegene Ziele wie Spanien, Portugal, Frankreich oder die Niederlande attraktiv.

Klimaschonend anreisen

Innerhalb Europas sind fast alle Reiseziele mit Bahn oder Bus erreichbar. Längere Strecken können getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ aufgeteilt werden.
Warum nicht auf dem Weg von Deutschland nach Spanien in Frankreich aussteigen und dort die Reise beginnen?

Von Berlin nach Malmö, von München nach Budapest oder zu einigen anderen Zielen gelangt man sogar über Nacht mit dem Nachtzug. Wer lieber mit dem Auto unterwegs ist, kann Mitfahrgelegenheiten nutzen. Über Gruppen in sozialen Netzwerken kann man sich finden und vernetzen.

Soziokulturelle Nachhaltigkeit

Betrachtet man die soziokulturelle Nachhaltigkeit, so ist es sinnvoll, das Zielland auch nach den eigenen Sprach- und Landeskenntnissen auszuwählen. Wenn man bereits die Landessprache spricht und sich mit den lokalen Gegebenheiten auseinandergesetzt hat, kann die Erfahrung für einen selbst und für die Menschen vor Ort nachhaltiger sein. Manche Programme beinhalten Sprachkurse (z.B. im Rahmen von Erasmus), sodass die Sprache vor Ort erlernt werden kann.

Das sind die Vorteile eines Auslandsaufenthaltes in Europa

  • Kein Visum nötig: EU-Bürgerinnen und -bürger können ohne Visum in die EU-Länder, Island, Liechtenstein und die Schweiz einreisen. Auch ein Arbeitsvisum ist innerhalb der EU nicht erforderlich. Es genügt ein gültiger Ausweis.
  • Man muss den Wohnsitz nicht ummelden: In den ersten drei Monaten muss der Wohnsitz nicht in das andere Land verlegt werden. Nach den drei Monaten muss man sich eventuell in dem neuen Land anmelden (je nachdem, wie es dort geregelt ist).
  • Gleiche Währung: In den meisten EU-Ländern gilt der Euro – es ist nicht nötig, Geld zu wechseln. Auch in den Ländern, die eine eigene Währung haben, benötigt man oft kein Bargeld. In Skandinavien zum Beispiel ist es üblich, auch kleine Beträge mit Karte zu bezahlen.
  • Europäische Krankenversicherungskarte: Mit der so genannten EHIC kann man sich im Notfall auch in anderen EU-Ländern behandeln lassen. Sie befindet sich meist auf der Rückseite der nationalen Krankenversicherungskarte.
  • Keine Roaming-Gebühren: In anderen EU-Ländern kann man seine mobilen Daten wie zu Hause und ohne zusätzliche Kosten nutzen. Das Gleiche gilt für Anrufe und SMS. Ist man länger als 4 Monate im Ausland, kann es sein, dass der Mobilfunkanbieter Gebühren erhebt.
  • Kein neues Bankkonto nötig: Überweisungen in andere EU-Länder sind dank des SEPA-Verfahrens möglich. In Drittländern muss man bei einem längeren Aufenthalt oft ein Konto eröffnen, um ein Gehalt zu erhalten oder die Miete zu bezahlen.

Fortbewegung: Wenn möglich das Flugzeug meiden

Wenn man ein Auto hat oder mietet, gilt natürlich: Je mehr Mitreisende, desto besser die Ökobilanz pro Kopf. Außerdem lernt man auf der Suche nach Mitfahrern neue Leute kennen, vielleicht sogar andere Weltenbummler. Sofern die Infrastruktur vorhanden ist, können vor Ort öffentliche Verkehrsmittel wie Bahn oder Bus genutzt werden.

Auf Inlandsflüge sollte möglichst verzichtet werden. Wenn es die Zeit erlaubt, kann man ein Land auch auf andere Weise durchqueren und unterwegs tolle Erlebnisse haben.

Trotzdem fliegen: Tipps für das ökologische Gewissen

  • CO2 kompensieren: Für wenig Geld kann man nachhaltige Projekte unterstützen. Wichtig ist, sich vorher zu informieren, ob es sich um eine seriöse Initiative handelt.
  • Einen Direktflug buchen: Flüge mit Zwischenstopps sind oft günstiger, aber auch umweltschädlicher.
  • Die Fluggesellschaft bewusst auswählen: Wer fliegt besonders CO2-sparend?

Umweltfreundliche Unterkünfte

Bei längeren Aufenthalten erfolgt die Unterbringung häufig in Gastfamilien oder Wohngemeinschaften. Im Rahmen von Rundreisen können aber auch andere Unterkünfte in Frage kommen. Gütesiegel können ein Anhaltspunkt dafür sein, dass die Unterkunft umweltfreundlich ist. Es gibt aber auch nachhaltige Unterkünfte ohne Siegel. Vor allem kleinere, private Angebote sind oft nicht nur authentisch, sondern auch viel umweltfreundlicher als beispielsweise ein Luxushotel.

Checkliste: Woran erkenne ich eine nachhaltige Unterkunft?

  • Hat das Hotel / die Jugendherberge / die Ferienwohnung ein nachhaltiges Gütesiegel?
  • Werden Lebensmittel von lokalen Anbietern bezogen?
  • Wird auf Abfallvermeidung und Recycling geachtet?
  • Wird auf energieintensive Geräte wie z.B. ständig laufende Klimaanlagen verzichtet?
  • Wird die Unterkunft vielleicht sogar von der Gemeinde betrieben? Dann kommen die Einnahmen oft direkt dem Gemeinwohl zugute.
  • Ist Camping eine Alternative? Camping ist eine der umweltfreundlichsten Übernachtungsmöglichkeiten.

Nachhaltig durch Europa reisen mit Erasmus & Interrail

Das größte und bekannteste Förderprogramm für Auslandsaufenthalte in Europa ist das Erasmus-Programm bzw. Erasmus+. Es richtet sich an junge Menschen, die ein Studium, ein Praktikum oder einen Freiwilligendienst im Ausland absolvieren möchten. Neben der finanziellen Förderung steht die soziale und kulturelle Nachhaltigkeit im Vordergrund.

Um die Integration im neuen Land zu erleichtern, werden Sprachkurse angeboten. Über Netzwerke wie das Erasmus Student Network (ESN) werden die Studierenden vor Ort betreut und haben die Möglichkeit, an zahlreichen Veranstaltungen teilzunehmen und neue Leute kennen zu lernen.

Informationen zu Erasmus gibt es unter anderem bei der Europäischen Kommission und beim Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD).

Das Interrail-Programm bietet die Möglichkeit, mit dem Zug durch Europa zu reisen, ohne das Flugzeug nehmen zu müssen. Das gestaffelte Festpreisticket gilt für einen bestimmten Zeitraum, in dem man 33 Länder flexibel bereisen kann. Interrail kann nicht nur von Jugendlichen genutzt werden, sondern auch von Erwachsenen und Senioren.

 

Mehr Tipps für umweltbewusste Reisende

  • Mit diesen einfachen Tipps kann der eigene ökologische Fußabdruck verkleinert werden und trotzdem das Beste aus einer Reise gemacht werden.
  • Wasser und Plastik sparen: Eine wiederbefüllbare Wasserflasche mitnehmen. Aber Achtung: Nur Wasser trinken, das als Trinkwasser gekennzeichnet ist. Wie zu Hause auch beim Duschen und Geschirrspülen Wasser sparen.
  • Landestypisches Essen in lokalen Restaurants probieren und internationale Ketten meiden, die man vielleicht schon kennt.
  • Viele spannende Ausflugsziele sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Sport inklusive
  • Orte des Massentourismus meiden. Einheimische können weniger bekannte Orte nennen und Geheimtipps geben.
  • Souvenirs wählen, die von Einheimischen hergestellt wurden oder lokale Spezialitäten wie Öle, Getränke oder haltbare Lebensmittel mitnehmen.
  • Nach der Reise: Nachhaltigkeit in den Alltag integrieren
  • Wer auf seiner Reise neue Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil entdeckt hat, sollte sich vornehmen, diese auch zu Hause umzusetzen und in den Alltag zu integrieren. Durch die Weitergabe der eigenen Erfahrungen profitieren auch andere davon und lernen eine neue Kultur kennen.