Kino: Immer weniger Besucher in der EU
Drei Jahre lang lag die Zahl der Kinobesucher überdurchschnittlich hoch. In der EU ist sie jedoch im letzten Jahr um drei Prozent auf 955 Millionen Besucher gesunken, wie die aktuelle Schätzung der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle zeigt. Das sind 29,4 Millionen weniger als 2017 und der viertniedrigste Wert, der seit 2009 in der EU verzeichnet wurde.
Deutlicher Abschwung
Den in Straßburg angesiedelten Branchenbeobachtern zufolge ist der Abschwung signifikant. Denn: Auch wenn die nicht zur EU gehörenden Länder in Europa mit einrechnet werden, sanken die Besucherzahlen vom Rekordhoch 2017 mit 1,29 Milliarden auf 1,25 Milliarden, was immer noch den dritthöchsten Wert an Besucherzahlen in den vergangenen Jahrzehnten darstellt.
Die Entwicklung in den 23 EU-Märkten ist unterschiedlich. Laut den vorläufigen Daten nahmen die Kinobesuche in acht Ländern zu und in 13 ab, während sie in vier Märkten stabil blieben. Geografisch betrachtet, erklären sich die moderat geringeren EU-Kinobesucherzahlen durch einen Rückgang in Deutschland (minus 16,9 Millionen, minus 13,9 Prozent) sowie durch ein gegenüber 2017 vergleichsweise niedriges Ergebnis in Frankreich (minus 8,9 Millionen, minus 4,3 Prozent) und Italien (minus sieben Millionen, minus sieben Prozent). Von den fünf großen EU-Märkten konnte nur Großbritannien steigende Zahlen von 3,7 Prozent auf 177 Millionen verzeichnen.
Anzahl der Kinobesucher in Deutschland in den Jahren 1993 bis 2018 (in Millionen)
England weiter dominant
Außerhalb der EU hat der russische Markt zum zweiten Mal die 200-Millionen-Hürde genommen, wenngleich bei einem Rückgang von 211 auf 200 Millionen Besucher. Dies ist der zweithöchste Wert der jüngsten Geschichte. Ähnlich sind die Kinobesuche auch in der Türkei, dem siebtgrößten europäischen Kinomarkt, gegenüber dem Rekordwert 2017 von 71,2 auf 70,4 Millionen Besucher gesunken. Laut der Informationsstelle ist es für eine Analyse der EU-Besucherzahlen nach Herkunftsland noch zu früh. Die ersten Zahlen lassen vermuten, dass die geringeren Werte auf einen Besucherrückgang bei US-Filmen gegenüber dem Vorjahr zurückzuführen sind.
Im Vergleich zu 2017 stiegen die nationalen Marktanteile von EU-Filmen in 13 und fielen in elf der 24 EU-Märkte, zu denen für 2018 Daten vorlagen. Das Vereinigte Königreich verzeichnete einen Marktanteil von 44,8 Prozent für zu berücksichtigende britische Produktionen (einschließlich Filmen mit ausländischen Investitionen von US-Studios). Dies stellte den höchsten nationalen Marktanteil unter den EU-Märkten dar, wenngleich unabhängige britische Produktionen lediglich 11,7 Prozent ausmachten.
An zweiter Stelle stand Frankreich mit einem nationalen Marktanteil von 39,3 Prozent, gefolgt von Polen mit 33,1 Prozent. Weitere EU-Märkte mit hohem nationalem Marktanteil waren Dänemark (29,4 Prozent), Litauen (27,5 Prozent), Finnland (23,6 Prozent), Deutschland (23,5 Prozent) die Tschechische Republik (23,3 Prozent), Italien (23,2 Prozent) und Lettland (22,1 Prozent). Außerhalb der EU bestätigte die Türkei ihre Führungsposition in Bezug auf nationalen Marktanteil: Türkische Filme standen 2018 für 62,9 Prozent der Besucherzahlen.