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Kaiserschnitt
© troyanphoto auf AdobeStock

In diesen EU-Ländern gibt es die meisten Kaiserschnitte bei der Geburt

Weit mehr als jede dritte Frau in Polen (38,9 Prozent) bringt ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Im zweitplatzierten Ungarn sind es 38 Prozent und in Italien gebiert ziemlich genau jede dritte Frau per Sectio.

Wie aktuelle OECD-Daten zeigen, lag die Kaiserschnittrate in Deutschland 2018 im Schnitt bei 29,6 Prozent. Sie bezieht sich auf die Anzahl der Sectios je 1.000 Lebendgeburten. Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich im oberen Drittel. Am höchsten ist die Kaiserschnittrate in Polen, Ungarn und Italien. Vergleichsweise niedrig ist sie in Schweden, Finnland und den Niederlanden.

Kaiserschnitt

Laut WHO nur jeder dritte Kaiserschnitt medizinisch notwendig

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist lediglich eine Kaiserschnittrate von bis zu zehn Prozent medizinisch notwendig. Kaiserschnitte können Leben retten, sollten aber nur im Notfall angewendet werden, da sie Risiken für die Gesundheit von Mutter und Kind bergen.

Viele werdende Mütter weltweit wünschen sich eine natürliche und selbstbestimmte Geburt. Allerdings: Immer mehr Kinder werden per Kaiserschnitt – sei es geplant oder per Notkaiserschnitt – geholt. Nicht unbedingt jede Sectio medizinisch wirklich notwendig. Zeit- und Kostenfaktoren, Personalmangel sowie ein hoher Sicherheitsanspruch seitens der Klinken, die kein Risiko eingehen wollen, können ebenfalls zu einer Kaiserschnittrate führen, die höher ist, als es nötig wäre. Ein Wunschkaiserschnitt seitens der Frauen macht in Deutschland dagegen nur einen geringen Anteil aus.

Doch warum variiert die Kaiserschnittquote von Land zu Land? Diese Unterschiede werden meist auf sozioökonomische, rechtliche und kulturelle Ungleichheiten zurückgeführt. In einem aktuellen Artikel in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B zeigt der Evolutionsbiologe und Anthropologe Philipp Mitteröcker von der Universität Wien, dass auch die tatsächliche Schwierigkeit der Geburt global variiert – bedingt durch sich verändernde Lebensbedingungen.

Verbesserte Lebensbedingungen erhöhen Kaiserschnittrate

In vielen Ländern haben sich die Lebensbedingungen in den letzten 100 Jahren stark verbessert. Das führte zu einer kontinuierlichen Größenzunahme der Menschen, die sich auch auf Föten und Neugeborene auswirkt. „Nachdem aber der Fötus gegenüber der Mutter eine Generation voraus ist, erfährt dieser im Schnitt noch bessere Umweltbedingungen als die Mutter“, sagt Evolutionsbiologe Philipp Mitteröcker von der Universität Wien. Der Fötus ist im Durchschnitt überproportional groß – und damit größer als die optimalen Dimensionen für den mütterlichen Geburtskanal. Paradoxerweise können so stark verbesserte Umweltbedingungen Geburten erschweren und damit auch die Kaiserschnittrate erhöhen.

Zusätzlich zu den vielen soziokulturellen und demographischen Faktoren, die den Geburtsmodus beeinflussen, variiert tatsächlich auch die Schwierigkeit der Geburt. Je stärker die Zunahme der Körpergröße durch verbesserte Lebensbedingungen, umso größer ist der Fötus relativ zur Mutter. Dieser Zusammenhang verknüpft menschliche Reproduktion und Geburt eng mit lokalen sozioökonomischen Entwicklungen und Umweltveränderungen.