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Tipps zur Schwangerschaft und Geburt im Ausland

Neun Monate fiebern alle Eltern dem aufregendsten Moment der Schwangerschaft entgegen: der Geburt des Kindes. Verbunden damit sind nicht nur Vorfreude und Spannung, sondern auch Nervosität über die neuen Rollen. Oftmals fühlt man sich unwissend, nicht genügend vorbereitet auf dieses schreiende Bündel, für welches man nun die Verantwortung trägt. Stellen Sie sich jetzt vor, Ihnen wird mitgeteilt, dass Sie genau in dieser Lebensphase ins Ausland gehen sollen. Überwältigend, oder? Unvorstellbar? Nun, tatsächlich befinden sich viele (zukünftige) Expat-Paare in dieser Situation. In einem anderen Land, in einer anderen Sprache und Kulturraum ein Kind zu bekommen, bedarf einige Extraschritte an Vorbereitungen und Recherche.

1)     Wie gut sprechen Sie die Landessprache?

Obwohl man als Expat-Familie mit einer guten Versicherung ins Ausland geschickt wird, sollte man sich über eins im Klaren sein: Die Chancen, dass Ihre Schwangerschaft und Geburt im Ausland auf deutsch begleitet werden, sind gering. Standard in Internationalen Krankenhäusern ist englisch, und oftmals ist das nicht einmal des Arztes Muttersprache. Manche Versicherungen stellen einem für die wichtigsten Untersuchungstermine und die Geburt einen Übersetzer zur Verfügung. Hier ist natürlich vorher abzusprechen, ob eine fremde Person in diesem intimen Moment erwünscht ist. Klären Sie daher vorher, wie Sie vorhaben in Notfallsituationen und während der Geburt mit dem Personal zu kommunizieren. Sie wollen ja keine wichtigen Informationen über den Status ihres Babys oder dem Geburtsprozess dank ungelernter Vokabeln verpassen.

2)     Wie viel Hilfe und Unterstützung während der Schwangerschaft und der Geburt können sie erwarten?

Eine große Frustrationsquelle für Schwangere im Ausland ist die andersartige Vor- und Nachbereitung einer Geburt sowie die Schwangerschaftsbegleitung. Man kennt diese Situation oftmals nur vom Hören/Sagen von Freunden und Familie zuhause oder durch den Vergleich mit einer ersten Schwangerschaft im Heimatland. Zerstören Sie sich durch den permanenten Vergleich und die Negativität nicht ihre Schwangerschaft! Versuchen Sie so sachlich wie möglich zu beurteilen, ob wirklich essentielle Bestandteile bei der Geburtsvorbereitung und Betreuung fehlen. Suchen Sie nach Netzwerken, Blogs von Familien oder internationalen Muttergruppen, die in Ihrer neuen Heimat entbunden haben. Deren Erfahrungen werden Ihnen wertvolle Tipps geben, um die Situation realistischer beurteilen zu können.

3)     Wer wird Sie bei der Geburt begleiten?

Die Idee einer Geburt ohne Arzt im Raum verstört Sie? Oder Sie suchen schon seit Monaten nach einer Hebamme oder Doula, obwohl jeder im Krankenhaus Sie dazu anrät, das Kind per geplanten Kaiserschnitt zur Welt zu bringen? Der Geburtsprozess wird in jedem Land unterschiedlich gehandhabt. Man ist jedoch eine gewisse Bandbreite in internationalen Krankenhäusern gewöhnt. Als Patientin sollte man sich daher nicht scheuen, sich nach allen Alternativen zu erkundigen.

4)     Was ist normal bei einer Geburt im Ausland?

Wenn Sie mit Ihrem behandelnden Arzt Ihren Geburtsplan besprechen, werden sie feststellen, dass es oft kulturell geprägte Vorstellungen gibt, die nicht unbedingt Ihren entsprechen. Seien Sie sich aber bewusst, dass jeder nur Ihr Bestes will. Das Beste kann jedoch von einer Kultur zur anderen sehr fremd und unangepasst wirken. Heimgeburt ist zum Beispiel in den Niederlanden sehr üblich (20 Prozent aller Geburten, nach OECD Report 2009), während Länder wie die USA (30 Prozent Kaiserschnitte), China (46 Prozent), Türkei (42 Prozent) und Brasilien (bis zu 82 Prozent Kaiserschnitte bei Frauen mit Privatversicherung) mehr zur geplanten Geburt neigen. Erklären Sie Ihrem Arzt Ihre Sorgen und Wünsche, anstatt zu erwarten, dass man sie unaufgefordert sofort versteht. Man ist während der Schwangerschaft dem Arzt nicht tatenlos ausgeliefert, sondern kann anhand von Informationen, Erfahrungsberichten und einer Portion Durchsetzungsvermögen eine gewisse Entscheidungsmacht wahren (es sei denn, sie befinden sich in Notfallsituationen). Bleiben Sie also bei Ihrem Idealgeburtsszenario standhaft. Dies ist leichter gesagt als getan, schließlich lässt sich eine Schwangerschaft und Geburt so ungleich schwerer kontrollieren und voraussagen wie etwa der Kauf eines Autos. Vertrauen Sie Ihrem Instinkt: Die Geburt ist letztendlich ein Erlebnis, welches sie lebenslang mit Ihrem Kind verbindet.

5)     Wieviel Papierkrieg sollten sie bei einer Geburt im Ausland erwarten?

Obwohl der letztendliche Aufwand immer von Ihrer persönlichen Situation und dem Aufenthaltsland abhängt, muss jedes im Ausland geborene Kind in der Botschaft gemeldet werden, um die Mühlen für Papiere und Aufenthaltsgenehmigung (falls nötig) loszutreten. Informieren Sie sich am besten noch während der Schwangerschaft bei der lokalen Deutschen Botschaft über die benötigten Dokumente. Wichtig ist auch, dass das Kind zu einem Zeitpunkt persönlich vorgestellt werden muss. Falls Sie ein bi-kulturelles Paar sind, gilt es noch, Legalitäten zur dualen Nationalität abzuklären. Ebenso sollten Sie die örtlichen Prozesse nicht vergessen. Finden Sie heraus, wo das Kind lokal registriert werden muss, wo der Name angemeldet wird, wo es getauft werden kann (wenn Sie dies wünschen) und was es für Impfungen und Versicherungsnachweise braucht. Sollten Sie nicht verheiratet sein, gilt es ebenso, die Vaterschaftserklärung rechtsgültig zu machen.

6)     Was können Sie in punkto Mutterschutz und Elterngeld erwarten?

Nun da Sie alle Hürden genommen haben, die Geburt überstanden ist und Sie Ihr Baby endlich in den Armen tragen, sollte man meinen, alles ist erledigt. Falls Sie aber während der Schwangerschaft im Aufenthaltsland gearbeitet haben oder selbstständig tätig sind, können Sie unter Umständen mit Elternzeit und Erziehungsgeld rechnen. Je nachdem, wo Sie gemeldet sind, sollten Sie in Erfahrung bringen, ob Sie sich für Kindergeld qualifizieren. Ebenso hat jedes Land andere Regeln für arbeitende Mütter, mit denen Sie sich spätestens jetzt auseinandersetzen sollten. Mit der Ausnahme von vier Ländern der Welt (Liberien, Swasiland, Papua-Neuguinea, und den USA) kann man mit gesetzlich unterschiedlich langem Mutterschutz rechnen. Während dieser Zeit sind Sie rechtlich geschützt und erhalten eine monatliche finanzielle Unterstützung, die sich entweder prozentual an Ihrem Gehalt oder einer festgelegten Rate orientiert.

Zugegebenermaßen hört sich eine Schwangerschaft und Geburt im Ausland immer sehr abenteuerlich an. Aber mit entsprechender Vorbereitung, Information und Unterstützung wird es eine einmalige Erfahrung und ein wunderbarer Start in das ereignisreiche Leben Ihres Kindes.

Elterngeld_weltweit

Quelle Grafik: http://thesocietypages.org/socimages/files/2011/06/maternity-leave.jpg

Zur Autorin:

Susan Salzbrenner hat selbst zwei Kinder im Ausland zur Welt gebracht (Dänemark) und lebte während ihrer zweiten Schwangerschaft in China.

Sie ist zertifizierte interkulturelle Trainerin (www.fitacrossculteres.com) und ausgebildete Psychologin. Sie beschäftigt sich vor allem mit den Themen interkulturelle Kommunikation, Vielfalt &Inklusion, und Organisationspsychologie im internationalen Kontext. Nach Auslandsaufenthalten in den USA, Australien, Dänemark und China lebt sie momentan in Frankreich.

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Foto: © Michael Schütze – Fotolia.com