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Sunset scene from the financial district,Singapore. From the river.

Business-Knigge Singapur: Verhandeln mit verdeckten Karten

Architektonisch scheint Singapur mit seiner hochmodernen Skyline und Infrastruktur dem Westen sehr ähnlich zu sein – kulturell trennen Deutschland und den chinesischen Stadtstaat jedoch rund 10.000 Kilometer. Derzeit leben rund 7.500 Deutsche in Singapur, die nicht nur von einer hohen Lebensqualität, sondern auch einem der wichtigsten Finanz-, Handels- und Wirtschaftszentren der Welt profitieren wollen. Auf einer relativ kleinen Fläche von 700 Quadratkilometern teilen sich rund fünf Millionen Menschen das teure Pflaster. Etwa drei Viertel der Einwohner sind Chinesen, 13 Prozent Malaien und etwa jeder zehnte stammt aus Indien. Die übrigen Singapurianer haben unterschiedliche kulturelle Wurzeln. Aufgrund dieser Mischung hat sich eine ganz eigene asiatische Kultur herausgebildet. „Es heißt häufig, Singapur sei mit einem Salat vergleichbar“, sagt Melissa Leich, die seit acht Jahren in der Megametropole lebt und dort die Niederlassung einer Hamburger Handelsgesellschaft leitet.

Viele Frauen in Führungspositionen

Dieses Potpourri an unterschiedlichen Nationalitäten ist einer der Gründe, weshalb Singapur als einer der strengsten Staaten der Welt gilt, mit Strafen, die aus westlicher Sicht geradezu drakonisch anmuten. Zwar sieht man im Alltag nur wenige Polizisten, aber es gibt überall Kameras. „Die strengen Regeln sind so eine Art kleinster gemeinsamer Nenner im Miteinander. Hier leben so viele Menschen mit unterschiedlichen Kontexten und auch Benimmregeln oder Toleranzgrenzen“, berichtet Melissa Leich weiter. All diese Maßnahmen machen Singapur aber auch zu einem sicheren Ort – insbesondere für Frauen. Letztere bekleiden scheinbar häufiger eine Führungsposition als dies in Deutschland der Fall ist, nur ist das nicht immer sofort ersichtlich. Der Grund: Singapurianer legen selten sofort alle Karten auf den Tisch – ein Prinzip, dass sich durch das gesamte Wirtschaftsleben und auch den Alltag zieht, wo beispielsweise Preise meistens nicht ausgezeichnet sind. So ist bei Gesprächen und Verhandlungen mit Businesspartnern nicht immer sofort klar, wer das letzte Wort hat. „Man verhandelt mit bestimmten Partnern und weiß erst später, dass eine Frau im Hintergrund agiert“, weiß Melissa Leich aus Erfahrung zu berichten. Da ähnlich wie in China Seniorität eine große Rolle spielt, empfiehlt die deutsche Geschäftsfrau insbesondere jungen Leuten – egal, ob Mann oder Frau – im Businessleben möglichst keine Unsicherheit zu zeigen. Ein klares, konsequentes und entschiedenes Auftreten sei wichtig, um ernstgenommen zu werden. „Im Zusammenhang mit älteren Kooperationspartnern muss man auch schon mal deutlich machen, wer der Boss ist.“

Anspruchsvolle Arbeitnehmer in Singapur

Generell sind Geschäftstermine denen in Deutschland gar nicht so unähnlich, denn es geht meistens schnell und zielgerichtet zur Sache. Übermäßiger Smalltalk und ein erstes Abklopfen des familiären und sozialen Umfelds sind nicht notwendig, witzige Bemerkungen zur Auflockerung sind sogar unerwünscht. Dennoch spielt die zwischenmenschliche Chemie bei Entscheidungsprozessen eine wichtige Rolle. Nicht minder wichtig, ist es Hierarchien einzuhalten. Die Menschen in Singapur sind überwiegend sehr hart arbeitende, hochqualifizierte und vor allem ambitionierte Arbeitnehmer. Dies weiß auch Melissa Leich: „Personal ist hier sehr anspruchsvoll und stellt hohe Anforderungen an Arbeitgeber. Viele Arbeitnehmer sind außerdem sehr markenorientiert und wollen aus Prestigegründen gerne bei bekannten Unternehmen arbeiten. Und es gibt sehr viele, sehr ehrgeizige Menschen, die unbedingt an die Spitze wollen.“

Bei der ersten Kontaktaufnahme mit einem Unternehmen in dem Stadtstaat sollten deutsche Geschäftspartner sich möglichst durch eine heimische Kontaktperson empfehlen oder vermitteln lassen – ein Vorgang, der zugegebenermaßen etwas länger dauern kann. Administrative Prozesse, beispielsweise die Gründung einer Niederlassung oder das Mieten von Büros, funktionieren wiederum relativ schnell und vor allem unkompliziert von Statten. Insgesamt gilt Singapur als der europäischste Ort Asien, was den Erfolg deutschsprachiger Geschäftsleute begünstigen dürfte.

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Kurzer Business-Knigge Singapur

  • Auf strikte Pünktlichkeit wird sehr großen Wert gelegt.
  • Die Kleidung sollte sehr gepflegt und vor allem geschäftsmäßig aussehen. Mit guten Marken kann man punkten.
  • Politische Themen, die insbesondere die Beziehung Singapurs zu China und Malaysia haben, gehören nicht auf die Agenda. Ein guter Gesprächseinstieg ist ein Lob über Singapurs exzellente Küche.
  • Zur Begrüßung genügt ein leichter Händedruck. Weiterer Körperkontakt sollte jedoch vermieden werden.
  • Hierarchien spielen eine große Rolle und sollten eingehalten werden.

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Lesetipp:

Monika Heyder: Kulturschock Südostasien, 336 Seiten, 14,90 Euro; ISBN: 978-3831716296

Quelle: BDAE GRUPPE

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