Lebenshaltungskosten für Ausländer in China – Expat-Schnäppchen auf dem Prüfstand
Was kostet das Leben in China? Wofür zahlen Ausländer im Reich der Mitte mehr Geld und wofür weniger? Wer sich auf einen längeren Aufenthalt in einer chinesischen Stadt vorbereitet, möchte wissen, welche Kosten in der Zeit im Ausland entstehen werden. Dieser Beitrag gibt einen aktuellen Überblick der Lebenshaltungskosten unter Berücksichtigung verschiedener Regionen und Lebensstile.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde Starbucks von chinesischen Medien kritisiert, weil das Unternehmen in China höhere Preise für seine Produkte nehme als in den USA. Ein Unternehmenssprecher der amerikanischen Kette bejahte dies mit der Erklärung, dass die höheren Preise in China das Ergebnis gestiegener Kosten vor Ort seien. Der Fall ist ein gutes Beispiel für die Lebenshaltungskosten und den Preis einer westlichen Lebensweise in China. Oft heißt es, China sei noch verhältnismäßig günstig, dann wiederum werden die hohen Kosten im Reiche der Mitte beanstandet. Genau genommen stimmt beides.
Chinesische Lebenshaltungskosten im Vergleich mit Deutschland
Um die Preise im Reich der Mitte einzuschätzen, muss natürlich die eigene Währung betrachtet werden. Der Euro ist im Vergleich zum Renminbi 人民币, kurz Yuan 元 genannt, zurzeit relativ schwach. Für einen Euro erhält man aktuell gut sieben Renminbi (Stand: März 2016). Vor einigen Jahren konnte man noch im Verhältnis 1:10 umtauschen, was Reisenden und Expats natürlich mehr Freude bereitet hat. Trotzdem sind die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten in China noch immer vergleichsweise niedrig für Deutsche. Die umfangreiche Cost of Living-Datenbank Numbeo beschreibt die Lebenshaltungskosten in China derzeit als knapp ein Drittel günstiger als in Deutschland. Die Miete ist laut der Datenbank immerhin noch sechs Prozent niedriger. Wie kommt es jedoch, dass viele Ausländer in China langfristig genauso viel wie oder noch mehr Geld ausgeben als in ihrem Heimatland?
Diskrepanz zwischen chinesischem Leben und westlichem Luxus
Dies hängt zuallererst mit den üblichen Wohnorten von Ausländern zusammen. Die bei Expats und ausländischen Studierenden beliebten Städte Shenzhen, Shanghai und Peking etwa sind im landesweiten Vergleich deutlich teurer. Hinzu kommt das besondere Konsumverhalten von Ausländern im Reich der Mitte. In einem günstigen Restaurant kann man sich in China schon für wenige Euro satt essen, durchschnittlich für circa 2,80 Euro. Doch viele Ausländer bevorzugen die gehobene Küche, wenn nicht westliche Restaurants und Supermärkte. Laut Numbeo kostet in China ein Liter Milch im Durschnitt 1,80 Euro, heimisches Bier der halbe Liter rund 85 Cent. Ein 500 Gramm-Laib Brot liegt durchschnittlich bei ungefähr bei 1,50 Euro, das Kilo Bananen bei rund 1,25 Euro. Doch gerade bei Lebensmitteln unterscheiden sich die Preise zwischen chinesischen Einkaufsläden und westlichen Supermarkt-Ketten wie Metro und Carrefour stark. Wer als Ausländer nicht auf Import-Produkte verzichten möchte, kann also durchaus mehr Geld beim Lebensmitteleinkauf ausgeben als in der Heimat. Speziell in Deutschland punkten die Discount-Supermärkte bekanntlich mit sehr günstigen Angeboten, sodass der Preisunterschied nach dem Umzug nach China besonders auffällt. Noch stärker als westlicher Luxus erleichtern indes die scheinbar günstigen Annehmlichkeiten in China die ausländischen Brieftaschen.
Häufige Fehleinschätzung der Lebenshaltungskosten in China
„Die Taxifahrt zum Hotel nur drei Euro? Das gönne ich mir!“ Wer in China zum ersten Mal eine Taxirechnung begleicht, kommt schnell ins Schwärmen. Da die Regierung die Spritpreise im Land noch immer recht niedrig hält, sind die Preise für Fahrten mit Taxi, Uber und ähnlichen Anbietern verhältnismäßig günstig. Doch lauert hier auch die Kostenfalle. Denn wer nun täglich mit dem Taxi unterwegs ist, gibt schnell mehr Geld aus als im Heimatland, wo man nur in Notfällen auf den Fahrservice zurückgreift. Vergleichbares lässt sich für die bei Ausländern beliebte Massage feststellen. Für 20 € kann man selbst in Peking eine professionelle 90 Minuten-Massage in einer seriösen und gepflegten Einrichtung erstehen. Doch bleibt dieser und ähnlicher Luxus in China nur dann günstig, wenn man ihn so selten genießt wie im Ausland. Wer das importierte Wohlleben bevorzugt, beispielsweise in Form westlicher Luxusmarken, muss sich zusätzlich mit der chinesischen Steuer auf eingeführte Waren dieser Art herumschlagen.
Empfehlungen für Ausländer in China
Generell lohnt es sich nicht nur finanziell, fernab der größten Metropolen zu arbeiten und zu leben. Zwar steigen auch in den Randregionen die Preise, da mehr und mehr Menschen dorthin ausweichen. Doch nach wie vor kostet das Leben nirgends so viel wie in den bekannten Großstädten. Jeder muss persönlich entscheiden, ob er oder sie auf das beinahe westliche Lebensgefühl in einer Stadt wie Shanghai verzichten kann und dafür in einer weniger internationalen Stadt in die chinesische Kultur und Gesellschaft eintauchen will. Nicht wenige Ausländer suchen sich einen Standort, der wenigstens guter Ausflugspunkt für Reisen in China ist, wenngleich er selbst nicht zu den Top-Adressen gehört. Ebenso lohnenswert ist es, offen für die chinesische Küche zu sein und nicht von Anfang an ausschließlich westliche Produkte einzukaufen. Nicht ganz entkräften lässt sich zugleich das Argument, dass bei Import-Produkten die Lebensmittelsicherheit überzeugender ist. Aufgrund dieser Wahrnehmung kaufen auch viele Chinesen verstärkt eingeführte Produkte.
[symple_box color=“gray“ text_align=“left“ width=“100%“ float=“none“]
Die Experten der China-Kommunikation – Interkulturelle Trainings für den Aufenthalt in China
[/symple_box]