Klimafreundliche Kreuzfahrt: Eine Branche im Wandel
Die Kreuzfahrt-Branche boomt in allen erdenklichen Formen. Im Jahr 2018 zählten die Reedereien rund 2,26 Millionen deutsche Passagiere auf den Schiffen. Parallel zur stetig wachsenden Beliebtheit rückt das Thema Umweltschutz immer mehr in den Fokus.
Öko-Pioniere arbeiten an Lösungen und setzen auf alternative Formen wie Flüssigerdgas, Hybride oder Elektro. Der Nachhaltigkeitsdiskurs ist somit präsenter denn je. Eine Veränderung liegt sowohl in der Verantwortung der Entscheider als auch bei den Kreuzfahrtenthusiasten. Welche Wege bereits eingeschlagen werden, um die Branche nachhaltiger zu gestalten und wo die Reise eines ökologisch-verträglichen Tourismus hingehen kann, zeigt die Buchungsplattform Meravando.
Die nächste Generation: Umweltfreundliches Schiffsdesign mit LNG-Antrieb
Im Dezember letzten Jahres stach die AIDAnova in See – eine Sensation für die Kreuzfahrt und ihre Liebhaber. Das neue Flaggschiff in der Flotte von AIDA Cruises ist das erste Kreuzfahrtschiff, das im Hafen und auch auf See hauptsächlich mit Flüssigerdgas, auch Liquefied Natural Gas (LNG), angetrieben wird. Einzig die Costa Smeralda der italienischen Reederei Costa nutzt neben der AIDAnova LNG als Antriebsform. Anstelle von Schweröl und Marinediesel kann durch den Einsatz von Flüssigerdgas die Emission von Stickoxiden bis zu 80 Prozent und der CO2-Ausstoß um circa 20 Prozent reduziert werden. Ein großer Schritt für die Seefahrt. Für das öko-freundliche Schiffsdesign hat die AIDAnova das Umweltzeichen der Bundesregierung Blauer Engel erhalten. Das Siegel macht Nachhaltigkeitsstandards sichtbar und wird an besonders öko-freundliche Produkte und Dienstleistungen verliehen.
LNG-Antrieb wird jedoch bei den weltweit etwa 300 Kreuzfahrtschiffen vorerst eher die Ausnahme bleiben. Neben dem AIDA Mutterkonzern Carnival Corporation & plc haben allerdings weitere Reedereien Schiffe mit LNG-Antrieb in Auftrag gegeben. Hierzu zählen unter anderen P&O Cruises, TUI Cruises und Royal Caribbean International.
Luftschadstoffe mindern: Einsatz von Katalysatoren bei Kreuzfahrtschiffen
Neben der Nutzung von Flüssiggas können auch SCR-Katalysatoren und Schwefelwäscher zum Einsatz kommen, um den Schadstoffausstoß zu mindern. Im Fall von Katalysatoren werden Stickoxide in Stickstoff und Sauerstoff aufgespalten, wodurch die Luftverschmutzung verringert wird. Darüber hinaus kommen Scrubber zum Einsatz: Filteranlagen, die einen Großteil der Rußpartikel aus den Abgasen aussondern sowie Schadstoffe durch die Besprühung mit Chemikalien binden. Sie sorgen dafür, Partikel zurückzuhalten, die normalerweise in Form einer Abgasfahne bei Schiffen zu sehen sind.
Der Umweltverband NABU hat in seinem jährlichen Kreuzfahrtranking erneut die Reedereien auf ihre Umweltfreundlichkeit hin bewertet. Die einzelnen Kreuzfahrtschiffe wurden dabei auch in der Kategorie „Klimabilanz“ unter die Lupe genommen und miteinander verglichen. Die Kreuzfahrtschiffe der Reederei Hapag-Lloyd und AIDA schließen hier sehr gut ab, da sie Katalysatoren einsetzen und auf Schweröl verzichten. Allerdings findet die Nutzung von Scrubbern nur im Testbetrieb statt. TUI tummelt sich hingegen auf den hinteren Plätzen des Rankings. Zwar reinigen die Schiffe die Abgase mit einem Scrubber auch auf hoher See, wo es nicht zwingend vorgeschrieben ist, allerdings nutzt die Reederei ausschließlich Schweröl zum Antrieb ihrer Mein Schiff Flotte.
Die Zukunft der Kreuzfahrt ist hybrid: Öko-Pioniere setzen auf neue Antriebsformen
Zukunftsweisend und langfristiges Ziel sind Hybrid-Antriebe. Das Expeditionsschiff der Reederei Hurtigruten fährt mit einer Kombination aus Diesel- und Elektromotoren und hält die CO2-Emissionen damit vergleichsweise klein.
Im Jahr 2019 lief mit der MS Roald Amundsen das erste Kreuzfahrtschiff dieser Art aus. Allerdings kann der Akku an Bord das Schiff lediglich circa 45 bis 60 Minuten mit Strom versorgen. Danach erfolgt die Umschaltung auf Dieselantrieb. Immerhin reicht dies laut Hurtigruten aus, um den Kohlendioxid-Ausstoß bei den Expeditionsfahrten um 20 Prozent zu senken. Zukünftig plant die norwegische Reederei, ihre Schiffsflotte mit einem Gas-Hybrid-Antrieb auszustatten. Dieser verbrennt zum einen LNG-Flüssiggas, zum anderen kommt Bioflüssiggas zum Einsatz, das sich zum Beispiel durch Fischabfälle gewinnen lässt. Das Schwesternschiff MS Fridtjof Nansen soll im kommenden Jahr in See stechen. So wie die Amundsen, soll das Kreuzfahrtschiff mit einem Biogasgemisch sowie mit Erdgas und Elektrizität betrieben werden. Bis jedoch Reedereien, die sich nicht auf Expeditionen spezialisiert haben, mit diesem Antrieb fahren, wird mit Sicherheit noch einige Zeit vergehen.
Die letzte Meile: Wo die Reise hingehen kann
Im Optimalfall sieht Kreuzfahrttourismus natürlich ganz anders aus. Die Branche legt sich ins Zeug, wenn es darum geht, alternative Möglichkeiten zu erforschen. Neben dem Antrieb durch Flüssigerdgas und der Nutzung von Katalysatoren gilt es, hybride Antriebsformen sowie eine elektrische Versorgung mit Hochtemperatur-Brennstoffzellen zu etablieren. Darüber hinaus können Einfuhrverbote in besonders schützenswerte Regionen, wie zum Beispiel in die norwegischen Fjorde ab 2020, zu einer Verbesserung der Situation beitragen.
Zudem stehen die Häfen in zunehmender Verantwortung, die Nutzung von Landstrom oder Einfuhrbestimmungen in überlaufene Hafenstädte zu beeinflussen. Städte wie Dubrovnik, Stavanger oder Venedig leiden unter massivem Ansturm von Kreuzfahrttouristen. Angebote alternativer Routen können hier Abhilfe schaffen. Laut Schätzungen der Tourismusexperten werden sich im Jahr 2019 insgesamt rund 30 Millionen internationale Passagiere auf eine Kreuzfahrt begeben, Tendenz steigend. Nachhaltigkeit in der Branche wird also eine zunehmende Herausforderung.