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obs/Euler Hermes Deutschland/Allianz

Studie: Welche Probleme China im Jahr des Affen erwarten

Im Jahr des Feueraffen ist nach Ansicht vieler Chinesen alles möglich – und alles in Bewegung. Was das Affenjahr für die chinesische Wirtschaft bringt, hat Euler Hermes in seiner aktuellen Studie „China: MONKEY forces for the Year of the Monkey“ analysiert: Volatile Märkte, eine gelockerte Geldpolitik, steigende Zahlungsausfälle und Insolvenzen, zunehmende Kapitalflucht und geringere Investitionen in Forschung und Entwicklung, geringere Exporteinnahmen in US-Dollar mit erheblichen Folgen für die chinesische Zulieferkette sowie ein Abwärtstrend der Währung sind nach Ansicht der Euler Hermes Volkswirte die Dinge, die China 2016 bewegen werden – und damit auch ihre Handelspartner.

Sinkende Zahlungsmoral, steigende Insolvenzen, hohe Verschuldung im Jahr des Affen

„Der Affe gilt als agil, schlau, flexibel und als guter Problemlöser – 2016 steht er aber auch vor großen Herausforderungen“, sagte der Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. „Das betrifft die Wirtschaft, den Kapitalmarkt, die Politik, Währungsturbulenzen, Investitionen, Kapitalkosten und nicht zuletzt vor allem die Unternehmen selbst.“ Die Zahlungsmoral wird sich nach Einschätzungen von Euler Hermes um weitere drei Tage auf nunmehr 84 Tage* verschlechtern. Insolvenzen werden im Affenjahr voraussichtlich um weitere 20 Prozent steigen. Diese Entwicklung sei nicht überraschend: Die chinesischen Unternehmen seien hoch verschuldet – und nicht-staatliche Banken hätten in der zweiten Jahreshälfte 2015 bereits von einem deutlichen Anstieg bei den Ausfällen ihrer Darlehen berichtet.

Die aktuelle Situation in China hat ihren Ursprung jedoch nicht alleine in einem etwas verlangsamten Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent in 2016 und 6,4 Prozent in 2017, sondern ist auch stark durch politische Entscheidungen getrieben. Dafür sehen die Volkswirte des führenden Kreditversicherers zwei Hauptgründe.

Grund 1: Regierung will gezielten Strukturwandel weg vom Produktionsland

Die chinesische Regierung hat sich laut Euler Hermes einen gezielten Strukturwandel zum Ziel gesetzt. Sie will die Wertschöpfungskette hinaufklettern und weg vom billigen Produktionsland, hin zu einer vom Dienstleistungssektor geprägten Wirtschaft. Das bedeutet: Viele Branchen, die in der Vergangenheit gefördert wurden, stehen nun nicht mehr im strategischen Fokus des Staats – und die Regierung hat keine Angst mehr, diese pleitegehen zu lassen.

Das Baugewerbe, die Metall- und Stahlindustrie, der Bergbau und die produzierende Industrie mit geringer Wertschätzung finden sich in einem gänzlich anderen Umfeld wieder, dem viele Unternehmen nicht trotzen können. Durch die hohe Verschuldung und die inzwischen vergleichsweise hohen Löhne im Land sind zahlreiche Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig, um sich ohne die staatliche Hilfe zu behaupten. Besser sieht es hingegen für die Konsumgüterindustrie aus wie beispielsweise Lebensmittelindustrie, IT/Computer, Unterhaltungselektronik. Auch für die Regierung strategisch wichtigen Branchen wie Luft-fahrt und die Automobilbranche oder auch Telekommunikationsdienstleistungen, Transportsektor und Informationstechnologie sind die Aussichten besser und sie dürften etwas geringere Kreditrisiken aufweisen.

Schneeballeffekt: Chinesische Unternehmen straucheln und reißen Zulieferkette mit

Das Straucheln der produzierenden Industrie führe zu einem Schneeballeffekt. Die Abwärtsspirale reiße die Zulieferer der Produktionsbetriebe mit, die entweder in China selbst oder aber in Nachbarstaaten wie Taiwan oder Hongkong und Südkorea sitzen. Aber auch Dienstleistungsunternehmen, zum Beispiel Putzdienste, Wartungsbetriebe, IT-Dienstleister, die für und in den Produktionsstätten tätig sind, werden die Folgenspüren. Die Transport- und Logistikfirmen, Händler und Makler, die in Drehkreuzen wie Singapur die Produkte vermarkten, verschiffen oder weiterverkaufen seien ebenfalls betroffen. In Singapur seien zudem einige Hauptsitze von Unternehmen, die in China Produktionsstätten betreiben ansässig, die ebenfalls von dieser Abwärtsspirale betroffen sein könnten.

Grund 2: Kampf gegen Schattenbanken führt zu restriktiverem Zugang zu Krediten

Zum anderen geht die chinesische Zentralregierung schärfer gegen Schattenbanken vor und auch bei den Ausgaben der Lokalregierungen ist eine wachsende Disziplin zu erkennen. Dies führt in der Folge zu einer sinkenden Liquidität bei Unternehmen und häufig zu einem Teufelskreis. Aufgrund des schwierigeren Zugangs zu Bankkrediten oder alternativen Finanzierungsmöglichkeiten ist eine wachsende Anzahl von Unternehmen in China auf Lieferantenkredite angewiesen. Verbreitet sind daher extrem lange Zahlungsziele sowie das Ausreizen dieser Ziele bis hin zum Zahlungsverzug. Dies führt in einem Teufelskreis auch zu einem Anstieg der Insolvenzfälle.

Die Zahlungsziele in China haben sich von 2007 bis 2015 um durchschnittlich 27 Tage* verlängert; 2016 dürften weitere drei Tage hinzukommen. Das bedeutet, Unternehmen müssen im Schnitt etwa einen Monat länger auf ihr Geld warten als noch vor einigen Jahren. Je länger die Zahlungsziele, desto überproportional stärker steigt auch das Ausfallrisiko.

Ausländische Direktinvestitionen sinken, Kapitalabzug intensiviert sich auf 504 Milliarden US-Dollar in 2015

Steigende Risiken für Unternehmen, ein schwaches Geschäftsklima und die weiterhin bestehenden Überkapazitäten führen in der Folge auch zu einem verlangsamten Wachstum bei den Investitionen – dies liegt erstmals seit 25 Jahren unter der 5 Prozent-Marke. Finanzinvestitionen stehen vor Herausforderungen, weil die Wahrnehmung der Investoren negativ bleibt. Ausländische Direktinvestitionen sinken hingegen erheblich: Im dritten Quartal 2015 haben sie sich im Vergleich zum Vorquartal halbiert. Das abgezogene Kapital aus dem Ausland summierte sich in 2015 auf 504 Milliarden US-Dollar.

*Die Berechnungsgrundlage sind die sogenannten „Days of Sales Outstanding“ (DSO) börsennotierter Unternehmen. Die DSO sind der Zeitraum zwischen Rechnungsstellung und Begleichung der Forderung. In China hat sich dieser Zeitraum im Jahr 2015 um voraussichtlich vier Tage verlängert von 77 auf 81 Tage. In 2016 rechnet Euler Hermes damit, dass sich die DSO in China um weitere drei Tage verschlechtern wird auf dann 84 Tage. In den meisten Industrieländern ist die DSO-Entwicklung positiv und Unter-nehmen bezahlen gleich schnell oder sogar schneller als im Vorjahr.

Die aktuelle Euler Hermes Studie „China: MONKEY forces for the Year of the Monkey“ (Englisch) finden Sie auf: http://ots.de/4YVqJ.