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Chinesische Business-Strategien: Fairer Kampf mit dem Drachen?

Zugegeben – der Titel dieses Artikels ist etwas reißerisch, aber das kennt man bereits aus dem deutschen Wirtschaftsjournalismus über China. Darf man den hiesigen Zeitungen glauben, steigt das Reich der Mitte seit langer Zeit jedes Jahr (!) auf, um sich als Drache, Tiger oder Sonstiges die ganze Welt zu krallen.

Jahr für Jahr liest man jedoch ebenfalls, dass dem Reich der Mitte bald »die Puste ausgeht«, der Drache abstürze und so weiter. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Nicht zu leugnen ist, dass China bis heute wirtschaftlich weder die Welt erobert noch völlig zusammengebrochen ist.

Kampf mit harten Bandagen in China

Dass es ausländische Unternehmen in China nicht leicht haben, liest man dieser Tage wieder häufiger. Da heißt es zum Beispiel, dass die Rechtslage komplexer werde und Unternehmen aus dem Ausland diskriminiert würden. Ohne jeden Zweifel ist der Wettkampf – auch und insbesondere mit lokalen Konkurrenten – härter geworden. Dass in China seit jeher besondere Spielregeln in der Wirtschaft gelten und sich einheimische Akteure besonders listig verhalten können, zeigen die folgenden Beispiele aus den vergangenen Jahren.

Apple-Bashing in chinesischen Medien

Übel mitgespielt wurde in jüngerer Zeit dem amerikanischen Elektronik-Giganten Apple. Zuerst hatte ein chinesischer Verbraucherverband Apple aufgefordert, sich für die vermeintlich schlechte Betreuung und Benachteiligung chinesischer Kunden zu entschuldigen. Apple bat die chinesischen Kunden offiziell um Verzeihung – auf der chinesischen Internetseite zu den Garantien des Unternehmens äußerte Apple-CEO Tim Cook eine »aufrichtige Entschuldigung«.

Einige westliche Beobachter vermuten hinter der chinesischen Kritik eine großangelegte Strategie, amerikanische und europäische Unternehmen in China einzuschüchtern. Tatsächlich stellte sich heraus, dass zumindest ein Teil der Kritik am amerikanischen Technologiekonzern eine Medienkampagne war. Dies kam ans Licht, als ein Schauspieler eine Apple-feindliche Bemerkung ins Netz stellte, jedoch offensichtlich vergaß, am Ende der Bemerkung eine ihm gegebene Anweisung zu löschen. Darin stand, wann er die kritischen Wort genau hochzuladen habe.

Chinesische Facejobber und Möbel auf Weltreise

Manch einem dürfte der Begriff »Face Job« aus den westlichen Medien mittlerweile geläufig sein. Dabei handelt es sich um meist weiße Ausländer, die in China als Laiendarsteller agieren – nicht jedoch auf einer Bühne, sondern im Unternehmen. Ihre schlichte Aufgabe besteht darin, den chinesischen Auftraggebern im wahrsten Sinne »Gesicht zu geben«, indem sie vortäuschen, Mitarbeiter oder Kunden aus dem Ausland zu sein. Die Auftraggeber erhoffen sich dadurch einen geschäftssteigernden Effekt bei den tatsächlichen, in der Regel chinesischen Kunden oder Investoren.

Was vielen ausländischen Reisenden oder Studierenden als ein netter Zuverdienst dient, ist in Wahrheit natürlich eine Form von Betrug. Hier wird das Label »ausländisch« als Pluspunkt im Business missbraucht. In einem ähnlichen Fall hatte ein Möbelunternehmen zwar angegeben, aus Italien importierte Produkte zu verkaufen. In Wirklichkeit hatte es jedoch in China hergestellte Produkte einmal umhergeschifft und wieder »aus dem Ausland« eingeführt. Als der Schwindel herauskam, gab sich der vermeintlich italienisch-chinesische Anbieter äußert schuldbewusst, die Chefin vergoss öffentlich Tränen. Bei dieser Pressekonferenz saßen erneut viele Ausländer in den eigenen Reihen der Firma, obwohl doch eigentlich klar war, dass gar keine Verbindung ins Ausland bestanden hatte.

Konkubinenwirtschaft in China

Nicht zuletzt verdient dieses Ausspielen der Konkurrenz mit chinesischen Merkmalen eine Erwähnung. Mit »Konkubinenwirtschaft« wird sich auf die Art bezogen, wie chinesische Unternehmen und Staatskonzerne zeitweilig die herbeiströmenden Firmen aus dem Ausland behandelten. Aufgrund der hohen Attraktivität eines Markteinstiegs sind viele ausländische Bittsteller nach wie vor bereit, einen hohen Preis zahlen. Mitunter gehen sie dafür selbstschädigende Kooperationen mit der chinesischen Seite ein.

Deutsche Autobauer kauften sich beispielsweise in den Markt oder eine Kooperation ein, indem sie der Konkurrenz vor Ort umfassende Technik und sogar ganze Produktionsstätten zur Verfügung stellten. Ob sich dieser Schritt langfristig lohnt oder doch ein beginnender Ausverkauf war, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Die luxuriöse Position, verschiedene Anwärter aus dem Westen gegeneinander ausspielen zu können, führte laut Erfahrungsberichten sogar hierzu: Chinesische Unternehmer verhandelten gleichzeitig in benachbarten Räumen mit zwei potentiellen Partnern aus dem Ausland. Diesen sei dann mitgeteilt worden, dass sie bessere Angebote vorlegen müssten, weil man sich sonst für die Konkurrenz von nebenan entscheiden werde.

China nur bedingt ein Sonderfall

Wurde somit eine gewisse Verschlagenheit im China-Business aufgezeigt, muss freilich betont werden, dass sich diese keinesfalls auf das Reich der Mitte beschränken lässt. Windige oder betrügerische Geschäftsleute gibt es überall auf der Welt. Von einem deutschen Möbelhersteller heißt es etwa, dass er in China die Produkte der Konkurrenz in Deutschland plagiieren ließ, um dieser wirtschaftlichen Schaden zuzufügen. Zweifellos fanden und finden sich indes insbesondere in China günstige Bedingungen, um sich mit fraglichen Mitteln und auf sonderbaren Umwegen Business-Vorteile zu verschaffen.

Quelle: inter:culture:capital

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