Skip to main content
Ad
Interview Stephanie Schulz Valencia
Vor dem „Valencia“-Zeichen in der futuristischen Stadt der Künste und Wissenschaften, im Hintergrund die Oper © Stephanie Schulz

„Je mehr man reist, desto mehr lernt man über andere und sich selbst!“

Stephanie Schulz ist eine Weltenbummlerin. Reisen ist ihre Leidenschaft. 2011 hat sie in Valencia ihre Wahlheimat gefunden und führt seit 2016 gemeinschaftlich ein Reiseunternehmen. Im Interview berichtet sie von ihrer Entscheidung für die Stadt, was das Leben dort lebenswert macht und wie der Weg zur Selbständigkeit war.

Expat News: Wie kam es dazu, dass du dich 2011 entschieden hast, nach Valencia zu ziehen?

Stephanie: Nach dem Abi 2000 habe ich in Leipzig Germanistik und Kulturwissenschaften studiert. Da ich nie viel Geld hatte, war ein Erasmus-Programm einfach zu teuer für mich und ich entschied mich, ein Urlaubssemester einzulegen und nach Paris zu gehen. Dort arbeitete ich im Disneyland Paris. Nach dem Studium und bereits schon währenddessen zog es mich immer in die Ferne. Reisen stand immer ganz oben auf meiner Liste und so lebte ich am Ende meines Studiums noch einige Jahre in Paris und auch ein Jahr in Orlando, Florida. Auch dort war ich als Reiseleiterin bei Adventures by Disney, einer amerikanischen Reiseagentur der Disney-Gruppe, tätig. In der Nebensaison reiste ich viel. Ich hatte ein absolutes Traumleben, war viel unterwegs, habe viel gesehen und viele Menschen kennengelernt. Mit dreißig kam dann aber bei mir das Gefühl auf, irgendwo ankommen zu müssen.

„Dass ich nicht wieder nach Deutschland zurückkehre, war auf jeden Fall klar. Alleine wegen des Wetters konnte ich mir das gar nicht mehr vorstellen.“

Dass ich nicht wieder nach Deutschland zurückkehre, war auf jeden Fall klar. Alleine wegen des Wetters konnte ich mir das gar nicht mehr vorstellen. Spanien lag nahe und ich wollte eine Verbindung zwischen Reiseleiterin und meinem neuen Zuhause schaffen, um als Stadtführerin tätig zu werden. Mein neuer Wohnort sollte auf jeden Fall am Mittelmeer liegen. Bestimmte Dinge mussten also erfüllt sein: Es musste eine Touristenstadt sein und dazu noch, in Bezug auf meine Lebenshaltungskosten, bezahlbar für mich. Ich hatte zehn spanische Städte auf meiner Liste und meinen eigenen Fragenkatalog mit Punktesystem. Nachdem ich einen Spaziergang durch Valencia gemacht hatte, war ziemlich schnell klar für mich, dass es diese Stadt werden wird. Hier kam alles zusammen, was ich mir für mich wünschte.

Expat News: Und was magst du besonders an Valencia?

Stephanie: Valencia hat einfach alles: Meer, Berge, Kultur, Natur, nette Menschen, gu­tes Essen, Sonnenschein. Und ich wohne perfekt zwischen Meer und Altstadt.

Torres de Serranos
Stadttor Torres de Serranos und das beste Transportmittel in Valencia: Fahrrad (© Stephanie Schulz)

Expat News: Du hast in verschiedenen Ländern und Städten, darunter Paris und Orlando, gelebt. Was führte dich an diese Orte und was waren die prägendsten Erfahrungen während deiner Zeit dort?

Stephanie: Bis 2003 habe ich in Leipzig studiert. Dann traf ich die Entscheidung für das Urlaubssemester in Paris. Das war ein großer Schritt für mich, denn ich hatte ja noch nie im Ausland gelebt. Im Winter- und Sommersemester 2004/05 unterstützte ich als Fremdsprachenassistentin Lehrkräfte im Deutschunterricht an zwei Lycées in der Region Paris und entschied mich dann in 2005/06, ein Jahr an der Sorbonne zu studieren. Im Sommersemester 2006 machte ich dort dann meinen Bachelor in Germanistik und arbeitete erstmal fulltime für Disney Paris. Mit der Entscheidung damals für Paris wuchs meine Begeisterung, Sprachen zu lernen, zu vertiefen und vor allem zu reisen.

„Ab dann wollte ich nur noch reisen und neue Kulturen und neues Essen entdecken!“

Von 2007 bis Januar 2008 ging ich für Disney nach Orlando und arbeitete dort bei Disneyworld. Von dort aus konnte ich meine Reiselust weiter ausleben. Ich reiste viel in der Nebensaison. In Florida zu leben, hatte zudem den Vorteil, dass ich einige nahe liegende Länder bereisen konnte, unter anderem Puerto Rico. Was ich während dieser Reise erlebt habe, hat mich nachhaltig geprägt.

Ich war auf einem Lagunensee und bei Dunkelheit fing dieser plötzlich an zu leuchten. Es handelte sich hierbei um die berühmten biolumineszenten Buchten Puerto Ricos: Hier leben unzählige mikroskopisch kleine Organismen, die leuchten, wenn sie mechanisch angeregt werden, also beispielsweise, wenn man mit der Hand durch das Wasser gleitet. Das war mein, wenn man so sagen will, erleuchtender Moment: Ich fühlte mich in dem warmen Wasser umgeben von tausenden Sternen. Ab dann wollte ich nur noch reisen und neue Kulturen und neues Essen entdecken! Vielleicht lag es mir auch ein wenig durch meinen Opa im Blut, der war nämlich immer auf dem Schiff unterwegs in der Welt.

Chip und Chap
Mit Lieblings-Disney-Figuren Chip und Chap (© Stephanie Schulz)

Expat News: Vor deinem Umzug nach Valencia hast du mehrere Jahre lang als Reiseleiterin für Adventures by Disney gearbeitet. Wie kam es dazu und was hat dich an dieser Tätigkeit besonders gereizt?

Stephanie: Mein Einstieg bei Disney begann ja bereits während des Urlaubssemesters in Paris. Zu Adventures by Disney kam ich gewissermaßen wie die Jungfrau zum Kinde. Nachdem ich schon mehrere Jahre für Disney gearbeitet habe, hatte ich eigentlich vor, nach Japan zu gehen um dort Deutsch zu unterrichten. Eine Freundin machte mich dann aufmerksam auf eine Vorstellungsrunde für „Adventures by Disney“. Das war alles mega kurzfristig. Den Tag danach hatte ich um zehn Uhr meine Vorstellung und konnte mich sehr professionell darstellen, sodass meine spätere Chefin begeistert von mir war.

Es war auch eine Tour in Deutschland geplant, worauf ich mich dann gezielt beworben habe. Es gab sehr viele Bewerberinnen und Bewerber und ich konnte mich mit meiner Bewerbung behaupten. Ich hatte auch einen großen sprachlichen Vorteil mit Deutsch. Ab Mai 2008 hatte ich dann meine ersten Reise als „Adventures by Disney Guide“. Der Job führte mich nach Deutschland, Österreich, in die Schweiz, Italien, nach Prag, Budapest, entlang der Donau sowie auf den Rhein. Wenn man leidenschaftlich gerne reist, ist das der perfekte Job: Ich wollte nie wieder was anderes machen zu dem Zeitpunkt.

Generell war es für mich wirklich toll, bei Disney zu arbeiten. Daher war ich wohl auch so viele Jahre für sie tätig. Die Jobs sind einfach qualitativ sehr gut gewesen.

Expat News: Heute arbeitest du als Stadtführerin in Valencia. Wie kommt man dazu, diese Arbeit offiziell ausüben zu dürfen?

Stephanie: Nachdem klar war, dass Valencia meine neue Wahlheimat wird, habe ich Kontakt mit der Tourismusbehörde aufgenommen, um herauszufinden, was ich benötige, um Stadtführerin zu werden. Sprachlich bin ich sehr begabt, daher waren neben meiner Muttersprache Deutsch, Englisch und Französisch bereits in meinem Repertoire. In Malaga und auf Lanzarote hatte ich bereits erste Spanisch-Kenntnisse erworben. Für die Abschlussprüfung zur staatlich anerkannten Fremdenführerin musste ich die Sprache jedoch intensiv lernen und habe einen Sprachkurs belegt sowie einen Tourismuskurs, eine Art Vorbereitungskurs auf die offizielle Prüfung, um im Tourismus tätig werden zu können.

Der Vorteil an Valencia war auch, dass es schon immer deutschen Tourismus gab, nur leider wenige Personen mit deutschen Sprachkenntnissen. Das war natürlich sehr vorteilhaft für mich. Ab 2011 war ich dann als Stadtführerin hier tätig, habe jedoch noch bis 2017 im Sommer sowie zu Weihnachten zusätzlich für Disney gearbeitet.

 Umbracle-Schattengang Valencia
Im Umbracle-Schattengang in der Stadt der Künste und Wissenschaften (© Stephanie Schulz)

Expat News: Seit über sieben Jahren hast du mit Valencia Inside dein eigenes Business aufgebaut. Wie kam es dazu?

Stephanie: 2016 ergab sich auf Nachfrage einer damaligen Freundin, für die ich und meine jetzige Mitstreiterin Eline van den Heuvel bereits arbeiteten, die Option, die Firma zu übernehmen. Zusammen mit Eline sind wir seitdem mit „Valencia Inside“ tätig und bieten klassische Stadtführungen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Reisebus an sowie Ausflüge in die Region oder maßgeschneiderte Touren und Ereignisse für Familien, Freundinnen und Freunde oder Firmen an.

Expat News: Wie läuft es überhaupt ab, mit der Anmeldung, Versicherung und so weiter, wenn man erstens sich entscheidet nach Spanien auszuwandern und zweitens auch noch selbständig tätig wird? War es ein bürokratischer Aufwand, die Firma zu übernehmen?

Stephanie: Es war nicht so kompliziert, da ich eine Europäische Staatsbürgerschaft habe. Ich musste mich überall anmelden – Sozial- und Krankenversicherung, Rathaus, Bank und so weiter – und eine ‚Ausländernummer‘ beantragen, die NIE (Número de Identidad de Extranjero). Die Firma zu übernehmen war auch ok, zwar mit Kosten verbunden, aber alles im Rahmen. Ich finde Spanien nicht bürokratischer als Deutschland, man muss nur eben etwas Geduld haben.

„Ich finde Spanien nicht bürokratischer als Deutschland, man muss nur eben etwas Geduld haben.“

Expat News: Du hast sogar einen Reiseführer für Valencia geschrieben, der 2018 erschienen ist. Wie kam es dazu und welche Herausforderungen gab es dabei für dich?

Stephanie: Eine Freundin hatte vor vielen Jahren mal bei einem Verlag angefragt, ob sie nicht einen Reiseführer für Valencia schreiben könnte. Das Interesse bei den Verlagen war da, aber nicht so groß, und Valencia scheinbar nicht so attraktiv, dass es sich gelohnt hätte. Irgendwann wurde die Stadt touristisch und immer attraktiver und der Reise Know How Verlag kam dann auf meine Freundin zu, ob nicht doch noch Interesse besteht, einen Reiseführer zu schreiben. Da meine Freundin aber nicht mehr in Valencia lebte, kam diese auf mich zu. Ich musste dann Schriftproben einreichen und mich beweisen und als dann das „Go“ kam, musste ich also richtig loslegen mit dem Schreiben.

Ich war schon sehr naiv am Anfang und unterschätzte völlig, was für Arbeit auf mich zukam. Was auch daran lag, dass ich sehr perfektionistisch bin und einen hohen Anspruch an mich und meine Arbeit selbst habe. Ich wollte, dass das Buch top ist und ich auch gute Resonanzen erzielen konnte. Da sollte nicht irgendwas hingeschrieben werden, sondern es war mein „valencianisches Baby“. Hinzu kam, dass ich ungerne lange Zeit am Schreibtisch sitze, was ja nicht ausbleibt, wenn man sich ans Schreiben eines Buches macht. Das war auf jeden Fall herausfordernd und forderte große Disziplin.

Expat News: Wie war es dann für dich, als dein „valencianisches Baby“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz erschien?

Stephanie: Ganz klar: Ich war mega stolz! Als ich das erste Mal Leute auf der Straße in Valencia mit meinem Reiseführer habe rumlaufen sehen, war das so ein tolles Gefühl. Ich bin dann auch gleich auf die Leute zugegangen und habe ihnen erzählt, dass ich das bin, die dieses Buch geschrieben hat. Ich bekam durchweg ein positives Feedback. Stolz zu sein auf das, was man geleistet hat und dann auch noch eine gute Resonanz zu erhalten, mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen. Das macht alle Arbeit vorher wett.

„Wir wissen genau, wovon wir sprechen, wenn wir Menschen bei Touren durch die Stadt oder die Umgebung führen.“

Expat News: Und für euer Reiseunternehmen ist das sicherlich auch förderlich?

Stephanie: Auf jeden Fall. Eine Agentur zu haben, deren Mit-Eigentümerin auch noch einen Reiseführer geschrieben hat, ist eine super Werbung für uns. Hinzu kommt, dass wir seit mehreren Jahren in Valencia leben. Wir wissen genau, wovon wir sprechen, wenn wir Menschen bei Touren durch die Stadt oder die Umgebung führen. Und wir lieben die Stadt, kennen sie in – und auswendig, das macht uns als Stadtführerinnen umso authentischer.

Expat News: Wie schaffst du es, die kulturelle Vielfalt und Geschichte Valencias in deinen Stadtführungen lebendig und interessant zu vermitteln?

Stephanie: Ich bin leidenschaftlich gerne Stadtführerin. Die Themen Reisen, Kulturen, Essen und so weiter begeistern mich. Durch meine Zeit bei Disney habe ich immer mit verschiedensten Menschen zu tun gehabt. Was den Customer Service angeht, war das wohl mit eines der wichtigsten Dinge, die ich daraus mitgenommen habe, sowie das Storytelling. Das ist ja ein wichtiger Aspekt bei Disney gewesen und daher total förderlich für meine Arbeit als Stadtführerin.

Ich liebe es, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Das kann auch mal anstrengen, da man ja auch selber privat ab und an Themen hat, die einen umtreiben, aber bisher hatte ich immer sehr tolle Touristinnen und Touristen und viel Spaß mit meinen Reisegruppen.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, professionell zu sein in meinem Beruf. Daher mache ich ständig Fortbildungen. Die Menschen mitzunehmen auf eine Reise durch die Stadt und ihre Schönheiten, darin liegt meine Stärke. Ich glaube, ich bin sehr authentisch, ich weiß, wovon ich spreche, möchte unterhalten und das Interesse der Menschen für meine Wahlheimat wecken. Natürlich kann ich auch irgendwelche geschichtlichen Daten runterrattern, aber das ist nicht die Intention bei den Touren, die wir anbieten. Lieber verpacke ich das in kleine Geschichten oder kleine Anekdoten aus dem alltäglichen Leben der Menschen in Valencia oder erzähle spannende Legenden, die sich um die Stadt ranken.

Stadt der Künste Valencia
In der Stadt der Künste und Wissenschaften (© Stephanie Schulz)

Expat News: Wie hat sich dein Leben seit deinem Umzug nach Valencia verändert, sowohl persönlich als auch beruflich?

Stephanie: Beruflich habe ich genau das gefunden, wofür mein Herz schlägt. Ich habe immer Menschen um mich, liebe das Leben in Valencia und vor allem das Wetter und das Essen. Valencia ist einfach toll! Ich mag die Atmosphäre in der Stadt. Und der Tourismus hat auch angezogen, was für mich ja durchaus positiv ist.

Meiner Reiseleidenschaft gehe ich weiterhin nach. Ich reise viel in der Nebensaison und, da ich nun schon seit 13 Jahren hier lebe, habe ich auch Freundinnen und Freunde, die ich, wenn ich will, jeden Tag sehen kann. Außer meiner Familie zieht es mich nicht groß nach Deutschland, aber da es ja nicht so weit ist, besuche ich natürlich auch regelmäßig meine Familie, die umgekehrt auch mich besuchen kommt.

Ich brauche eine Community, eine Basis, und die habe ich hier gefunden. Ich hatte den Wunsch, öfters die gleichen Leute zu sehen, und wenn der Moment kommt, in dem du auf der Straße, im Café oder Supermarkt einem guten Freund oder einer guten Freundin begegnest, verstärkt es das Gefühl nochmal, angekommen zu sein und es fühlt sich dann auch wie Heimat an.

„Ich brauche eine Community, eine Basis und die habe ich hier gefunden.“

Grundsätzlich ist es ja so, dass du dir erst einmal einen Freundeskreis aufbauen musst, wenn du neu irgendwo hinziehst. Und ab einem gewissen Alter macht man das dann auch bewusster und selektierter. Mein hiesiger Freundeskreis besteht zum größten Teil aus anderen Expats und Leuten, die auch sehr viel gereist sind in ihrem Leben.

Das Thema Familie spielt in Spanien eine wichtige Rolle. Daher verbringen die Valencianerinnen und Valencianer besonders an den Wochenenden viel Zeit mit ihren Familien. Da bin ich dann natürlich raus, habe aber auch andere Freundinnen und Freunde, die ich dann treffen kann.

Expat News: Welche Orte oder Aktivitäten in Valencia empfiehlst du besonders in deinem Reiseführer?

Stephanie: Oh, das ist ein weites Thema! Ich denke, das Beste ist, mit dem Fahrrad oder zu Fuß die Stadt in ihrer Vielfalt zu entdecken, von der historischen Altstadt mit dem tollen Zentralmarkt über den Turia-Park, der früher ein Fluss war, zur futuristischen Stadt der Künste und Wissenschaften und dann natürlich noch ans Meer. Die Wege sind hier nicht weit und trotzdem ist es eine Großstadt, in der man viel erleben kann.

Expat News: Nach all den Reisen und den Menschen, die dir begegnet sind und den Orten, an denen du gelebt hast: Was hast du daraus am meisten mitgenommen fürs Leben? Was ist dir wichtig geworden?

Stephanie: Je mehr man reist, umso mehr lernt man – über verschiedene Kulturen, Länder, Lebensentwürfe, aber eben auch über sich selbst! Wichtig ist mir der absolute Respekt für andere – aber auch für die Natur und andere Lebewesen – sowie wahre und tiefe Freundschaften, egal, ob man im gleichen Land oder der gleichen Zeitzone lebt, und die Neugier aufs Leben, die man nie verlieren sollte.

Ich habe immer viel gearbeitet, zu viel manchmal. Mit der Corona-Pandemie kam dann die Pause. Ich habe viel verändert für mich und mein Leben, ernähre mich vegan und habe das Radfahren für mich entdeckt.

Expat News: Sommer 2023 hast du dich alleine mit dem Fahrrad von Valencia aus bis zu deinen Eltern nach Lüneburg in Niedersachsen auf den Weg gemacht. Über 2000 Kilometer bei sehr wechselhaftem Wetter. Da kommt man sicherlich oft an seine Grenzen. Wie war es für dich?

Stephanie: Es war eine einmalige und wirklich herausfordernde, schöne Erfahrung. Am Anfang war es schwierig, es war heiß und ich habe sehr an mir, meinen Fähigkeiten und der Verwirklichung dieses Projekts gezweifelt. Ich war alleine unterwegs und musste ALLES mit mir selbst ausmachen. Das hat Vor- und Nachteile. Aber mit den Tagen wurde es immer besser, bis ich es dann voll genossen habe. Die Bewegung, die Natur, die Menschen. Die einfachen Dinge des Lebens. Pure Lebensfreude. Nie werde ich den Moment vergessen, als ich bei meinen Eltern angekommen bin. Ich habe schon eine Stunde vorher angefangen zu weinen, es war so ergreifend, dann auch für meine Eltern. Was für eine Leistung. Ich würde es wieder machen!

Radtour Valencia bis Lüneburg

Von Valencia nach Lüneburg: Stopp auf der Alten Brücke in Heidelberg (© Stephanie Schulz)

Expat News: Was sind deine Pläne und Ziele für die Zukunft, sowohl in Bezug auf deine Arbeit als auch persönlich sowie für weitere schriftstellerische Projekte?

Stephanie: Momentan sehe ich keinen Grund, Valencia den Rücken zu kehren. Ich fühle mich sehr wohl hier und bin zufrieden mit meinem Leben. Ich freue mich immer sehr auf die kleinen Gruppen, denen ich Valencia und Umgebung zeigen kann.

Ein wichtiges Projekt für mich ist weniger zu arbeiten. Seit der Corona-Pandemie 2020 habe ich das schon bewusster reduziert. Die Zeit hat mir eine Ruhepause gebracht, in der ich viel verändert habe für mich. Ich möchte immer noch viel von der Welt sehen, habe aber keine konkreten Ziele vor Augen.

Gerade sitze ich an einer Neuauflage zum Reiseführer und es wird noch einen Reiseführer zur Costa Blanca geben, der 2025 erscheinen soll. Langweilig wird mir also mit Sicherheit nicht werden.

Über Stephanie Schulz

Stephanie Schulz hat in Leipzig Germanistik und Kulturwissenschaften studiert und ist schon seit 2003 im Tourismus tätig. Nach vielen Jahren, in denen die gebürtige Schwerinerin weltweit unterwegs war als Backpackerin und Reiseleiterin, hat sich Valencia im Wettbewerb mit neun weiteren spanischen Städten als ihre Wahlheimat durchgesetzt. Ihre Leidenschaft für die Stadt und für das Reisen teilt sie mit Besuchenden vor Ort: Sie arbeitet als lizensierte Stadtführerin, hat ein eigenes Unternehmen und organisiert Touren, Ausflüge und Erlebnisse aller Art.

Sie liebt es, mit dem Rad durch das ausgetrocknete Flussbett der Túria zu radeln, testet gerne Restaurants und lernt immer wieder Neues über die Stadt. Auf valenciainside.com können Interessierte mehr über ihre Führungen, Radtouren und Ausflüge erfahren.

CityTrip Valencia

Reiseführer mit Stadtplan und kostenloser Web-App

Stephanie Schulz

 

Verlag: Reise Know-How

ISBN: 978-3-8317-3561-7
3. Auflage 2022 (die neue wird gerade aktualisiert und erscheint dann in 2024), 144 Seiten, 14,00 Euro