Warum die Deutschen die Briten oft missverstehen
Deutschland liegt mit seinen Sprachkenntnissen unter den Top Zehn im internationalen Vergleich. Im von EF durchgeführten internationalen Vergleich (2017) der Englischkenntnisse in 80 Ländern, belegt Deutschland den neunten Platz, hinter Ländern wie den Niederlanden, Schweden und Dänemark, aber auch Südafrika und Singapur. In Europa rangieren wir sogar auf Platz Sieben.
Weil Englisch im Arbeitsumfeld eine immer wichtigere Rolle einnimmt und Missverständnisse durch kulturelle Unterschiede schnell schwerwiegende Konsequenzen haben können, hat Viking Blog ein Quiz erstellt, um herauszufinden, wie gut die Deutschen vor allem das British English verstehen.
Sprache findet auf mehreren Ebenen statt
Wenn die Deutschen Redewendungen und Floskeln so interpretieren, wie sie gesagt werden, kann es im Gespräch mit den Briten schon mal dazu führen, dass unklar ist, was sie uns sagen wollen. Nicola Carmyllie, Managing Director einer in England operierenden Webseiten-Übersetzungsfirma kennt den Grund dafür: „Sprachen finden auf mehr als nur einem Level statt, denn rein die Grammatik und Vokabeln sind nicht genug, um sich gegenseitig zu verstehen. Vor allem der Kontext und die Kultur der Sprache tragen zum gegenseitigen Verständnis bei.“
Für die Erstellung unseres Quizzes, hat Viking mehrere hundert Engländer gebeten, die einzelnen Situationen zu bewerten, um so Referenzantworten zu bekommen. Mehr als 1.700 Deutsche haben teilgenommen und es zeigt sich, dass sie die Briten zwar in der Regel gut verstehen, doch nur etwa jeder Zehnte kennt die präzise Bedeutung typisch britischer Redewendungen.
Missverständnisse im Business-Alltag mit den Briten
Es ist also reichlich Platz für Missverständnisse. Dies sind die Top-Drei-Situationen und Aussagen die falsch interpretiert wurden:
1. Sie haben Ihrem Kollegen eine überarbeitete Version eines Dokuments gesendet. Nach dem Lesen antwortet dieser: “Very interesting.”
Die Engländer meinen mit dieser Aussage, dass das Dokument tatsächlich sehr interessant ist, während lediglich ein Viertel unserer deutschen Teilnehmer diese Möglichkeit wählten. Der Großteil von ihnen, 54 Prozent, interpretierte diesen Satz eher mit „da muss noch mehr Arbeit reingesteckt werden“
2. Bei einem Projekt, an dem Sie gerade arbeiten, ist etwas Unerwartetes passiert und Ihr Kollege sagt: “We’re in a bit of a pickle.”
Bei dieser Frage waren die Teilnehmer zwiegespalten, denn weniger als die Hälfte war der Meinung, dass die richtige Interpretation „Wir haben ein Riesenproblem“ ist. Das wurde auch von den Engländern so bestätigt. Allerdings denken auch 42 Prozent, dass die englische Interpretation „Es gibt ein Problem, aber wir können das regeln.“ sei, was laut der Engländer nicht der Fall ist.
3. Sie diskutieren mit einem Kollegen darüber, wer verantwortlich für das neueste Projekt ist und Ihr Kollege sagt: “I could be wrong…”
Bei dieser Aussage dachten 53 Prozent der deutschen Teilnehmer, es würde bedeuten, dass der Sprecher denkt, er selbst liege falsch, allerdings meinen die Engländer damit, dass der Angesprochene falsch liegt. Diese Möglichkeit zogen allerdings lediglich eine kleine Anzahl der Teilnehmer in Betracht.
Briten kommunizieren indirekt
Im Ausland gelten die Deutschen als pünktlich, effizient und fleißig. Sie kommunizieren sehr direkt, während unsere internationalen Geschäftspartner Businessgespräche gerne mit Smalltalk oder einer Tasse Tee beginnen. Die Briten zum Beispiel wägen gerne lange das Für und Wider eines Abschlusses ab, während die Bundesbürger sehr zielorientiert sind. Ein Grund für Missverständnisse ist allerdings auch die Kommunikationsweise der Engländer, die von den Deutschen nicht immer richtig verstanden und interpretiert wird.
Sprachexpertin Carmyllie erklärt das wie folgt: „In der Regel wird in England tendenziell ein indirekter Kommunikationsstil genutzt, was im krassen Gegenteil zu dem steht, was man in Deutschland gewohnt ist. Es wird außerdem viel Wert auf Höflichkeit gelegt in den UK, die durch verschiedene Kommunikationsstrategien zum Ausdruck kommt und von den Deutschen, wenn nicht wahrgenommen oder ignoriert, zum Scheitern einer Zusammenarbeit führen kann. So werden die Deutschen eben auch schnell vom Gegenüber als unhöflich wahrgenommen, obwohl sie einfach nur einen direkteren Sprachstil verwenden.”
Sprache folgt sozialen Regeln
Es kommt also immer wieder zu kleinen und größeren Missverständnissen, weil der Kontext nicht richtig interpretiert wird, basierend auf der Kultur aus der wir stammen. Laut der Sprachexpertin Nicola Carmyllie ist eines besonders wichtig: “Worüber wir uns klar werden müssen ist, dass Sprache nicht nur Informationsaustausch ist, sondern wir ein Grundverständnis dafür entwickeln müssen, dass in den meisten Ländern Sprache nach festen sozialen Regeln stattfindet. Daher wird beim Englischen oft das „nein“ nicht direkt gesagt, sondern verpackt in einem Satz, der möglichst höflich verneinen soll, aber für Deutsche, weil sie in einem direkten Stil kommunizieren, schwer zu verstehen ist.”
Wer am Viking-Quiz teilnehmen möchte, kann dies hier tun: http://blog.viking.de/intelligent-vernetzen/quiz-verstehen-wir-die-briten/
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