Spinnenweben und Raupen statt Lametta und Gans: Weihnachtsbräuche weltweit
Die vielen heimischen Weihnachtsbräuche erzeugen Behaglichkeit und wecken Vertrautheit. Gemütlichkeit der Feiertage kann jedoch überall etwas völlig anderes bedeuten. meine-weltkarte hat dazu neun der außergewöhnlichsten Weihnachtstraditionen rund um den Globus zusammengetragen.
Frittierte Raupen in Südafrika
Für alle, die sich an Weihnachten ein exotischeres Menü als Gans, Kartoffelsalat und Würstchen wünschen, bietet Südafrika eine schmackhafte Alternative: gebratene Weihnachtsraupen. Die essbaren Larven haben ihren Namen vor allem aufgrund ihrer bunten Erscheinung, die an weihnachtliche Dekorationen erinnert. Zubereitet sind sie aber eine proteinreiche und vor allem wohlschmeckende Mahlzeit, die in Südafrika zum Weihnachtsfestmahl gehört.
Böse Katze in Island
In vielen Ländern geht die besinnliche Weihnachtszeit Hand in Hand mit schaurigen Mythen und Traditionen, wie beispielsweise dem Krampus in Bayern und Österreich. In Island sucht Jólakötturinn unartige Kinder Heim. Dabei handelt es sich um eine riesengroße Katze. Was zunächst nicht besonders bedrohlich klingt, entpuppt sich als wahre Horrorgeschichte: Jólakötturinn stammt aus einer Trollfamilie, streunt nach Weihnachten durch die Dörfer und verspeist gerne Kinder, die zu Weihnachten keine neue Kleidung bekommen haben. Weshalb in Island viele Kinder alle Jahre wieder auch ein Kleidungsstück unter dem Baum finden.
Spinnennetze am Baum in der Ukraine
Wer eine Alternative zu Weihnachtsbaumschmuck wie Lametta, Kugeln und Ornamenten sucht, der wird in der Ukraine fündig. Wenn das Kerzenlicht den Baum erleuchtet, sollten dort idealerweise Spinnenweben den Baum verzieren, denn diese bringen der Legende nach Glück ins Haus. Die Tradition der dekorativen Spinnennetze geht auf das Märchen einer armen Mutter zurück, für die herkömmlicher Baumschmuck zu kostspielig war. Gerührt vom Schicksal der Frau, woben die heimischen Spinnen über Nacht ein glitzerndes Netz über den Baum, das die Kinder am nächsten Morgen begeisterte und damit das Weihnachtsfest der Familie rettete.
Holzblock-Schlagen in Katalonien
Hierzulande bringt üblicherweise das Christkind oder der Weihnachtsmann den Kindern die Geschenke. Nicht so in Katalonien: Tió de Nadal ist ein Baumstamm mit breit aufgemaltem Lächeln und zwei hölzernen Beinchen, den stets eine kleine Decke vor der Kälte schützt. In der Weihnachtszeit versorgen Kinder den Baumstamm spielerisch mit Obst und Brot. Im Gegenzug sorgt Tió de Nadal am Weihnachtsmorgen für den Geschenkeregen – allerdings auf recht ungewöhnliche Weise: An Heiligabend schlägt die ganze Familie den Baumstamm mit Stöcken. Die Belohnung ist eine Verdauungsanregung des kleinen Kerls: Er scheidet kleine Geschenke und Süßigkeiten aus (die die Eltern zuvor unter der Decke versteckt haben.)
Auf Rollschuhen zur Kirche in Venezuela
Für viele Familien gehört der Spaziergang zur Weihnachtsmesse an Heiligabend zur Tradition. So auch in Caracas, der venezolanischen Hauptstadt. Hier geht man allerdings weniger zur Kirche, vielmehr rollt man: Ganze Gebiete sperrt die Stadt jedes Jahr weiträumig ab, damit ihre Bewohner ungestört auf Rollschuhen in die Kirche fahren können.
Lichtermeer in Kolumbien
Kerzen und Weihnachten sind so untrennbar miteinander verflochten, dass der Duft von Kerzenrauch viele Menschen sogar im Sommer an die Adventssaison erinnert. In Kolumbien läutet der Día de las Velitas, der Tag der kleinen Kerzen, am 7. Dezember die Weihnachtszeit ein. In dieser Nacht verwandelt sich Kolumbien in ein wahres Lichtermeer: Zu Ehren der Jungfrau Maria schmücken die Kolumbianer ihr Land mit Kerzen und Papierlaternen. Die Lichter strahlen nicht nur auf Fensterbänken, sondern auch auf Straßen, Gehwegen, in Parks und auf Bänken. Viele kolumbianische Ortschaften wetteifern sogar darum, wo das prächtigste Lichterschauspiel leuchtet.
Weihnachtsbräuche auf den Philippinen: Lange Weihnachten
Wem die Weihnachtfeiertage einfach zu kurz sind, der sollte die Philippinen besuchen: Dort feiert man das weltweit längste Fest der Liebe. Start der offiziellen Feiertage ist bereits der 16. Dezember. Bis zum 24. findet jede Nacht eine Messe statt. Obwohl Heiligabend zwar auch der Höhepunkt der philippinischen Weihnacht ist, bedeutet das noch nicht das Ende des Feiermarathons. Am 28. Dezember, dem „Niños inocentes“, spielen sich die Inselbewohner gegenseitig Streiche und erst mit dem ersten Sonntag des neuen Jahres endet die Weihnachtszeit mit dem „Dreikönigstag“.
Rote Blütenpracht in Neuseeland
Der Tannenbaum ist hierzulande fester Bestandteil der alljährlichen Tradition. Dass seine Blätter allerdings keinesfalls immer grün sein müssen, beweist ein Brauch aus Neuseeland: Der pohutukawa ist der traditionelle Weihnachtsbaum der Insel. Denn der bei den Maori von Mythen und Legenden umrankte Baum steht pünktlich zum Advent in voller rot- und gelbstrahlender Blüte.