Expat-Studie: Mehr Entsendungen in Schwellenländer
Trotz der schwierigen Aussichten für die Weltwirtschaft erwarten 57 Prozent der multinationalen Konzerne, dass die Anzahl der entsandten Mitarbeiter in diesem und nächsten Jahr steigen wird. Das hat eine Umfrage zu globalen Personalentsendungen der Cartus Corporation ergeben.Das Beratungsunternehmen Cartus führte diese Analyse der weltweiten Entsendetrends im ersten Quartal 2012 durch. Die 111 Fragen der Erhebung wurden von 122 multinationalen Firmen aller größeren Branchen aus Nord- und Südamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum beantwortet. Im Durchschnitt hat jedes teilnehmende Unternehmen 49.500 Angestellte weltweit und entsendet über 300 Mitarbeiter pro Jahr.
Reduzierte Entsendezeiträume und Leistungen
Zu den bemerkenswerten Ergebnissen der Studie zählt, dass die antwortenden Unternehmen zwar eine Steigerung bei der Anzahl der Entsendungen erwarten, aber beim Einsatz ihrer Mitarbeiter neue Wege gehen. Die Unternehmen distanzieren sich nicht nur von den traditionellen langfristigen Entsendungen und bevorzugen alternative, vorübergehende Formen, sie kürzen auch die Leistungen und reduzieren etwas die Entsendezeiträume.
Auf der anderen Seite haben die Mitarbeiter verstärkt ihre Karriere im Blick, wenn es um die Entscheidung geht, einen Einsatz im Ausland anzunehmen. Die Umfrage zeigt, dass an oberster Stelle (90 Prozent) der Grund „Karriereentwicklung“ für die Annahme einer Entsendung durch die Mitarbeiter steht, noch vor der Motivation „attraktive Vergütungsleistungen“ (35 Prozent).
Einige der wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
- Einhaltung von Vorschriften: Dieses Thema bereitet den Unternehmen wegen der künftigen Auswirkungen auf ihren Konzern am meisten Sorge. Die Unternehmen fürchten um die Einhaltung von Vorschriften in den Bereichen Steuern, Ausländerwesen, Vergütung und mit den Leistungen, die mit globalen Entsendungen verbunden sind.
- Kostenkontrolle: 61 Prozent der Unternehmen gaben an, die Kostenkontrolle zu erhöhen und die Gesamtfunktion der Entsendung strenger zu verwalten. Dieser Wert ist zwar hoch, stellt aber einen Rückgang gegenüber den 76 Prozent der Unternehmen dar, die 2010 angegeben hatten, die Kosten verstärkt unter Kontrolle zu halten.
- Schwellenmärkte: Expansion in Schwellenmärkte war der Hauptgrund für den Anstieg der Entsendungen in den vergangenen zwei Jahren. Außerdem steigt die Anzahl der Einsatzorte, an die Unternehmen ihre Mitarbeiter entsenden. Die Teilnehmer gaben 41 unterschiedliche Länder als ihre jeweils wichtigsten drei Entsendeziele an. Diese Zahl erhöhte sich auf 71 bei den Antworten auf die Frage, zu welchen neuen Einsatzorten sie ihre Mitarbeiter schickten.
- Mehr dauerhafte Versetzungen: Als weitere Strategie bei den Bemühungen zur Kostenkontrolle und besseren Positionierung zeigt die Umfrage, dass die Unternehmen mehr Mitarbeiter dauerhaft versetzen – mit lokalen Gehältern und Leistungen. Die Länder mit dem stärksten Anstieg bei den dauerhaften Versetzungen in den letzten zwei Jahren waren die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Singapur, die Schweiz und China.
Die Entsandten von heute: erfahrener, älter, immer öfter mit Partner
Das Profil des Entsandten von heute verschiebt sich weg von den jüngeren Singles, die vor nur zwei Jahren überwogen. Die jetzt befragten Unternehmen gaben an, dass 48 Prozent ihrer Entsandten meistens 40 Jahre oder älter sind, ein Anstieg um 37 Prozent gegenüber 2010.
Ähnlich verhält es sich mit den Entsandten, die verheiratet waren oder in einer Partnerschaft lebten. Deren Anzahl stieg deutlich auf 49 Prozent, ein Anstieg um 29 Prozent seit der 2010-Umfrage.
Für die nächsten zwei Jahre gehen die multinationalen Firmen davon aus, dass diese fünf als BRICS bezeichneten Schwellenländer (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) die größten Herausforderungen für Entsandte darstellen (in der unten angegebenen Reihenfolge gemäß den Antworten):
- China
- Indien
- Brasilien
- Russland
- Südafrika
Weitere wichtige Trends:
- Die drei wichtigsten familiären Gründe, die Mitarbeiter davon abhielten, eine Entsendung anzunehmen, waren: Schwierigkeiten, eine Beschäftigung für den Ehegatten/Partner zu finden (63 Prozent), das schulische Angebot oder deren Qualität (46 Prozent) und mangelnde Kenntnisse der Ziellandsprache (25 Prozent).
- Trotz der sehr hohen Kosten gescheiterter Entsendungen gibt es keine deutliche Akzeptanz oder Verwendung von Beurteilungsinstrumenten, um die für Entsendungen am besten geeigneten Mitarbeiter zu ermitteln. Allerdings könnte sich dieser Trend ändern: zwar gaben weniger als 20 Prozent der Unternehmen an, solche Instrumente zu nutzen, aber 37 Prozent geben an, dass sie dazu Überlegungen anstellen.
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