Lebenshaltungskosten in Großbritannien seit Finanzkrise deutlich gestiegen
In Großbritannien hat sich seit der Finanzkrise der Anteil der Haushalte in prekärer finanzieller Situation auf etwa ein Drittel erhöht. Vor der Finanzkrise lag der Anteil der Haushalte, die sich kein adäquates Essen oder Kleidung leisten können, bei etwa einem Viertel, wie eine Studie der Loughborough University zeigt.
Pensionisten leben am besten
Die Anzahl der Menschen, die in Haushalten mit einem Einkommen unter dem Minimalstandard wohnten, stieg von 2008/09 bis 2014/15 von 15 auf 19 Millionen. Der größte Anstieg passierte in den Jahren nach der Finanzkrise bis März 2012, konnte aber seitdem nicht wieder umgekehrt werden. Die größte Risikogruppe stellen die alleinerziehenden Eltern und deren Kinder dar. Drei Viertel aller Kinder alleinerziehender Eltern waren 20014/15 davon betroffen. 2008/09 waren es noch 68 Prozent.
Die Pensionisten wiederum ist die Bevölkerungsgruppe mit dem geringsten Anteil unter dem definierten Minimalstandard. Nur 15 Prozent der Rentner haben ein Einkommen unter dieser Armutsschwelle. Verglichen dazu sind es bei der Gruppe der Erwerbsfähigen 30 Prozent und bei Kindern gar 45 Prozent. „Mit der prophezeiten höheren Inflation in Kombination mit immer geringeren Gehaltssteigerungen und der Streichung von Steuererleichterungen ist die Prognose äußerst herausfordernd“, erklären die Studienautoren.
Falsche Berechnungsgrundlage
Der Minimalstandard berechnet sich aus einem bestimmten Warenkorb, der es den Haushalten erlaubt, sich adäquat zu ernähren, zu kleiden, zu wohnen und am sozialen Leben teilzuhaben. Der Grund für die verschärfte Situation in Großbritannien ist der Anstieg der Lebenskosten. Die Preise sind stärker gestiegen als die Einkommen, erklärt Donald Hirsch, einer der Autoren der Studie.
Vor allem Nahrungsmittel sind über den Zeitraum der Studie um 25 Prozent angestiegen, was vor allem Haushalten mit niedrigen Einkommen sehr stark zusetzt. So werden im traditionellen britischen Warenkorb, der zur Berechnung der Inflation herangezogen wird, Nahrungsmittel mit nur elf Prozent gewichtet, jedoch machen die Ausgaben für Nahrung bei der Bevölkerung am unteren Rand der Einkommenspyramide 22 Prozent aus.
Aber es ist auch ein wenig Hoffnung in Sicht. Die Studie hat nur die Daten bis März 2015 berücksichtigt. In den vergangenen zwei Jahren stieg die Zahl der beschäftigten Personen jedoch stark an. Die Einführung des „National Living Wage“ im April 2016 brachte die größte Erhöhung bei den niedrigsten Gehältern seit 20 Jahren.
Quelle: www.pressetext.com